BNP Paribas : Ford erwägt Antrag auf Banklizenz in Deutschland
Am 07. März 2017 um 17:51 Uhr
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Genf (Reuters) - Die Finanzierungs-Sparte des US-Autobauers Ford will wegen des Brexit möglicherweise ihr Geschäft in Kontinental-Europa künftig von Deutschland aus steuern.
Eine Sprecherin von Ford Credit Europe (FCE) sagte am Dienstag bei der Automesse in Genf, man prüfe derzeit, eine Lizenz bei der deutschen Finanzaufsicht BaFin zu beantragen, zusätzlich zu der bestehenden in Großbritannien. Diese reicht aber nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union nicht mehr, um Bankdienstleistungen in der EU anzubieten. Die deutsche Ford Bank ist derzeit nur eine Niederlassung der britischen FCE Bank Plc. FCE kommt auf eine Bilanzsumme von rund 15 Milliarden Pfund.
Die BaFin ist offen für Brexit-Flüchtlinge unter den Banken, die ihre Europa-Zentrale oder einen Teil des bisher von London aus betriebenen Geschäfts in Deutschland ansiedeln wollen. Sie pocht aber darauf, dass dann auch die Geschäftsführung und wichtige Firmenteile wie das Controlling tatsächlich in Deutschland sitzen.
Opel hat als Tochter des US-Herstellers General Motors sein deutsches Finanzierungs- und Leasing-Geschäft dagegen in einer deutschen GmbH gebündelt. Nach dem Verkauf des Rüsselsheimer Autobauers an Peugeot wird die Finanz-Sparte in Europa aber in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der französischen Bank BNP Paribas eingebracht.
BNP Paribas ist die größte Bankengruppe Frankreichs. Das Nettobankprodukt (NBP) teilt sich wie folgt auf die einzelnen Aktivitäten auf: - Privatkundengeschäft (54%): Privatkundengeschäft in Frankreich (24,1% des NBP), in Belgien (14,6%) und Italien (10,2%). Der Rest des NBP (51,1%) stammt aus internationalen Aktivitäten und spezialisierten Finanzdienstleistungsaktivitäten (Verbraucherkredite, Immobilienkredite, Leasingkredite, Verwaltung von Fahrzeugflotten, Leasing von Computerausrüstung); - Finanz- und Investmentbanking (34,4%): Beratung und Kapitalmarktaktivitäten (83,7% des NBP; Beratung bei Fusionen und Übernahmen, Aktivitäten im Zusammenhang mit den Aktien-, Zins- und Devisenmärkten usw.) und Finanzierung (16,3%; Finanzierung von Übernahmen, Projekten, Rohstoffgeschäften usw.); - institutionelle und private Verwaltung und Versicherung (11,6%): Vermögensverwaltung, Private Banking (Nr. 1 in Frankreich), Immobilien- und Online-Maklerdienste, Versicherungen und Wertpapierdienstleistungen (Nr. 1 in Europa für einbehaltene Wertpapiere). Ende 2023 verwaltet BNP Paribas 988,5 Milliarden Euro an kurzfristigen Einlagen und 859,2 Milliarden Euro an kurzfristigen Krediten. Das Nettobankprodukt ist geografisch wie folgt verteilt: Europa, Naher Osten und Afrika (82,9%), Amerika (9,8%) und Asien/Pazifik (7,3%).