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Moskau/Berlin (Reuters) - In Russland ist ein Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit wegen eines mutmaßlich geplanten Sabotage-Aktes festgenommen worden.
Wie der russische Inlandsgeheimdienst FSB am Dienstag mitteilte, handelt es sich dabei um einen russisch-deutschen Doppelstaatsbürger. Ihm werde vorgeworfen, auf die Eisenbahnstrecke in Nischni Nowgorod etwa 450 Kilometer östlich von Moskau einen Anschlag geplant zu haben. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, die deutsche Botschaft in Moskau habe am Morgen "Kenntnis von der Verhaftung eines mutmaßlich deutschen Staatsangehörigen erlangt und setzt sich für konsularischen Zugang zu dem Betroffenen ein".
Laut FSB wurde der Verdächtige im Jahr 2003 geboren. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung hätten die Behörden einen improvisierten Sprengsatz sowie Hinweise auf eine Korrespondenz mit einem Mitglied der ukrainischen Spezialdienste gefunden. Die militärische Aufklärung und der Staatssicherheitsdienst der Ukraine antworteten zunächst nicht auf Anfragen nach einer Stellungnahme. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es weiter, Doppelstaatler würden von Russland ausschließlich als russische Staatsangehörige behandelt. Somit werde "konsularischer Zugang ... in der Regel verweigert".
Russische Sicherheitsbehörden haben pro-ukrainische Sabotagegruppen bereits wiederholt mit zahlreichen Angriffen auf Eisenbahnlinien in Verbindung gebracht. Damit sollen Nachschubwege für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterbrochen werden. Auch der Geheimdienst der Ukraine wurde beschuldigt, Sprengstoffanschläge auf Eisenbahnstrecken in Russland verübt zu haben. Das russische Militärmedium Swesda veröffentlichte am Dienstag ein Video, das den russisch-deutschen Mann zeigen soll, sein Gesicht blieb unkenntlich.
"GEFAHR VON FESTNAHMEN SEHR GROSS"
In dem Video gestand der Mann die Tat. Ob das Geständnis unter Zwang erfolgte, war unklar. Er sei 2023 nach Russland gekommen und habe online einen Mann namens Artyom kennengelernt, der sich als "Mitglied der ukrainischen Spezialdienste" herausstellte. Der Mann habe ihn dafür bezahlt, einen Sicherungskasten in Brand zu setzen und pro-ukrainische Graffiti zu sprühen. "Der letzte Auftrag, den er mir vorschlug, war, einen Zug, einen Güterzug, zu sprengen, also zu entgleisen", sagte der Mann in dem Video weiter. Laut FSB seien im Zusammenhang damit weitere Personen festgenommen worden, Details wurden nicht genannt.
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es unabhängig von dem konkreten Einzelfall: "Die Gefahr von Festnahmen in Russland ist sehr groß - auch für deutsche Staatsangehörige. Davor warnen wir bereits seit Längerem in unseren Reise- und Sicherheitshinweisen." Nach früheren Angaben geht das Berliner Ministerium davon aus, dass sich derzeit eine niedrige zweistellige Zahl an Deutschen in russischer Haft befindet. Vergangenen Monat war ein deutscher Staatsbürger unter dem Verdacht des Schmuggels von Sprengstoffen und Terrorismus festgenommen worden. Ihm wurde vorgeworfen, eine Leitung an einer Gasverteilungsstation in der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad gesprengt zu haben.
(Bericht von Reuters, Rachel More, Alexander Ratz; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)