BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich in einem Zeitungsinterview für ein gemeinsames europäisches Vorgehen bei der Reform des Energiemarkts und der Senkung der Energiepreise ausgesprochen. Vor seinem Besuch in Spanien machte sich Scholz zudem im Interview mit spanischen Zeitung El Pais für einen Anschluss von Spanien an das europäische Gasnetz stark.

"Die hohen Energiepreise sind für alle EU-Mitglieder eine große Herausforderung. Es ist gut, dass die EU-Kommission Vorschläge vorgelegt hat, wie die EU darauf reagieren kann. Darüber sprechen wir in den nächsten Tagen in Europa ausgiebig", sagte Scholz mit Blick auf den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Freitag in Prag. "Das Ziel ist ein gemeinsames und koordiniertes Vorgehen innerhalb der EU. Wo übermäßige Gewinne anfallen, muss abgeschöpft werden, um mit dem Geld den Energiepreis zu senken."

Scholz ist am Nachmittag und am Abend mit Vertretern des Bundeskabinetts zu den 25. deutsch-spanischen Regierungskonsultationen in der spanischen Stadt A Coruna. Für den Abend ist eine Begegnung mit der Presse geplant.

Auf die Frage nach Frankreichs Skepsis gegenüber der Pipeline MidCat, die Portugal und Spanien mit dem europäischen Netz verbinden soll, sagte Scholz, dass sich die EU in puncto Energieversorgung noch stärker miteinander vernetzen sollte. Sie sei nicht nur in der akuten Situation, sondern auch mit Blick auf die Versorgung mit erneuerbarer Energie nötig.

"Insbesondere der Anschluss der Iberischen Halbinsel an das europäische Pipeline-Netz wäre ein ganz wichtiger Schritt für uns alle, deshalb werbe ich für den Bau von MidCat", so Scholz.

Frankreich hat sich in der Vergangenheit kritisch gezeigt gegenüber dem Bau einer dritten Gasverbindung durch die Pyrenäen, die laut Spanien für den Winter 2023 einsatzbereit sein könnte. Paris favorisiert stattdessen den Bau von Flüssiggasterminals in zentraleuropäischen Ländern wie Deutschland.

Auf die Frage, ob aufgrund der jüngsten Schritte des russischen Präsidenten Wladimir Putin die Gefahr einer nuklearen Konfrontation bestehe, sagte Scholz nach Angaben der Zeitung: "Darüber zu spekulieren, bringt wenig. Wie US-Präsident Joe Biden sage ich in Richtung Russland: Tut es nicht!"

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October 05, 2022 10:16 ET (14:16 GMT)