MOSKAU (AFP)--Russland hat die EU beschuldigt, mit ihrer Beobachtermission in Armenien politische Spannungen in der Region anzuheizen. Die Ankunft von EU-Vertretern werde "die geopolitische Auseinandersetzung in der Region nur weiter vorantreiben und die momentanen Widersprüche verschlimmern", erklärte das Außenministerium in Moskau. Die EU hatte die Mission am Montag gestartet, um zur Überwachung der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan beizutragen. Moskau sieht dies als Einmischung in seinem Einflussgebiet.

Die EU versuche, russische Friedensbemühungen zu untergraben und den eigenen Einfluss auf Russlands Kosten zu erweitern, hieß es weiter aus Moskau. Seit dem Zerfall der Sowjetunion streiten Aserbaidschan und Armenien um die Region Berg-Karabach. Bei dem Konflikt kamen nach Schätzungen bis heute rund 30.000 Menschen ums Leben.

Seit Mitte Dezember blockieren Aserbaidschaner die einzige Straßenverbindung nach Berg-Karabach, wodurch die Versorgung der 120.000 Bewohner der Region mit Lebensmitteln, Medikamenten Strom und dem Internet stark beeinträchtigt wird. Der armenische Präsident Nikol Paschinjan bezeichnete die Situation am Donnerstag bei einer Kabinettssitzung in Jerewan als "Politik der ethnischen Säuberung". Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew wies die Vorwürfe als "falsch und absurd" zurück.

Russland war im Konflikt um Bergkarabach bisher als Vermittler zwischen Armenien und Aserbaidschan aufgetreten. Nach Kämpfen mit mehr als 6500 Toten im Jahr 2020 vermittelte Moskau ein Waffenstillstandsabkommen, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete verpflichtete.

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine schwindet Experten zufolge jedoch Moskaus Einfluss im Südkaukasus. Armenien beschuldigt Russland zudem der Untätigkeit in der Vermittlung des Konflikts. Die von Moskau entsandten Friedenssicherungstruppen hätten etwa die Straßenblockade durch Aserbaidschan nicht verhindert, heißt es aus Jerewan.

Neben der mit Aserbaidschan verbündeten Türkei versucht nun auch die EU, zwischen den beiden Ländern zu vermitteln. Aserbaidschan hatte der EU-Beobachtermission nicht zugestimmt.

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January 26, 2023 11:25 ET (16:25 GMT)