(Reuters) - Die russische Industrie hat ihre Talfahrt wegen der erhöhten Rüstungsproduktion im Zuge der Mobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine gebremst.

Ihre Erzeugung schrumpfte im Oktober nur noch um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Montag mitteilte. Ökonomen hatten mit einem Rückgang von 3,8 Prozent gerechnet, nachdem es im September ein Minus von 3,1 Prozent gegeben hatte. "Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe wird jetzt hauptsächlich von der Rüstungsproduktion getragen", sagte Ökonom Jewgeni Suworow von CentroCredi Bank.

Das sehen auch andere Experten so. "Die Auswirkungen der Mobilmachung und der Militärausgaben sind in der Industrieproduktion deutlich sichtbar: Sie verdecken den Rückgang in anderen zivilen Sektoren", sagte Analyst Dmitri Polewoj von Locko Invest. So gab es in der Textilproduktion ein Wachstum von um 11,9 Prozent. Die Herstellung von Berufsbekleidung - zu der auch Militäruniformen gehören - stieg dabei um das 2,2-Fache. "Diese Dynamik hängt höchstwahrscheinlich mit der Erfüllung von Militäraufträgen und der Produktion von Uniformen für die Einberufenen zusammen", sagte Ökonomin Olga Belenkaja vom Finanzdienstleister Finam.

Obwohl Einzelheiten zu den Militärausgaben nicht veröffentlicht werden, verzeichnete das Statistikamt im Oktober einen spürbaren Produktionsanstieg in Sektoren, die die Waffen- und Munitionsproduktion abdecken, sagte Polewoj. Die offiziellen Daten, die besser ausfielen als die Umfragen, seien ein Zeichen dafür, dass die Militärausgaben den Verlust der zivilen Produktion ausglichen.

Russland hat mehr als 300.000 Reservisten eingezogen für den Krieg gegen die Ukraine, hauptsächlich Männer im erwerbsfähigen Alter. Zudem haben Hunderttausende aus Angst vor der Einberufung des Land verlassen. Viele Unternehmen klagen deshalb über Arbeitskräftemangel und erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit, zumal seit Kriegsbeginn zahlreiche westliche Sanktionen verhängt und verschärft worden sind.

(Bericht von Darya Korsunskaya, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)