Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

CREDIT SUISSE I: Im Streit um die von den Schweizer Behörden verfügte Wertloserklärung der nachrangigen AT1-Anleihen der Credit Suisse bereitet nun offenbar auch eine japanische Anwaltskanzlei eine Klage vor. Die Kanzlei Masuda & Partners wolle möglichst viele AT1-Gläubiger zusammentrommeln, um einen Antrag auf ein internationales Schiedsverfahren gegen die Schweiz einzureichen, berichtet die "NZZ am Sonntag". Die Kanzlei habe für den Montag AT1-Gläubiger zu einem Briefing eingeladen, heisst es. Teilnehmen könnten japanische Staatsangehörige oder nach japanischem Recht gegründete oder organisierte Unternehmen. Bis Ende Mai müssten sich alle Gläubiger registriert haben, die am Schiedsverfahren teilnehmen wollten. Die Anwälte wollen offenbar die Verletzung des Investitionsschutzabkommen zwischen der Schweiz und Japan geltend machen. (NZZaS, S. 33, s. separate Meldung)

CREDIT SUISSE II: Die Credit Suisse hat sich für die UBS als die Käufer der Grossbank laut der "SonnntagsZeitung" als ein "total verschachteltes Konstrukt" mit 1000 Untergesellschaften herausgestellt. Verantwortlich dafür macht die SoZ den langjährigen Finanzchef David Mathers, der mit Hilfe des Konstrukts Verluste so lange habe verschwinden lassen, bis es zu spät gewesen sei. Einer seiner "Tricks" sei das Aktivieren von Kosten gewesen, die damit erst einmal nicht den Gewinn belasteten. Dass sie in Zukunft abgeschrieben werden mussten, habe niemanden gekümmert. Mathers, der im Herbst 2022 die CS verlassen hatte, sei die letzten Jahre der bestbezahlte Manager der CS gewesen. (SoZ, S. 45)

BANKIERVEREINIGUNG: Der ehemalige Geschäftsführer der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), Jörg Gasser, würde die Einsetzung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission zur Krise der Credit Suisse begrüssen. Er finde es gut, dass man die Geschehnisse aufarbeite, sagte Gasser im Interview mit dem "SonntagsBlick": "Es geht jetzt darum, dass so etwas nicht wieder geschehen kann." Bei der PUK werde es auch um die "Too big to fail"-Regulierung gehen, sagte Gasser. Bei der Erarbeitung der Regulierung vor über zehn Jahren habe man eine globale Finanzkrise verhindern wollen. "Was damals übersehen wurde: dass eine systemrelevante Bank auch wegen interner Versäumnisse welcher Art auch immer zugrunde gehen kann." (SoBli, s. separate Meldung)

WASSERSTOFF: Oman will ab 2025 eine eigene Wasserstoff-Industrie aufbauen - und könnte einst auch in die Schweiz liefern. "Deshalb stehen wir mit Energieversorgern aus Ihrem Land in Kontakt", so Energieminister Salim al-Aufi im Interview mit der "NZZ am Sonntag". Zudem interessiere sich Oman für Schweizer Know-how bei Einsatz und Transport von Wasserstoff. "Deshalb sprechen wir mit Schweizer Forschungseinrichtungen. Und dann ist der Finanzplatz wichtig für uns. Denn es wird meist nicht Oman sein, das investiert. Sondern lokale und ausländische Privatinvestoren." Laut dem Energieminister verfügt sein Land über grosses Potential zur Wasserstoffproduktion aus Wind- und Solarenergie. (NZZaS, S.31, s. separate Meldung)

DUAL-USE-GÜTER: Die Schweiz liefert der Ukraine zwar kein Kriegsmaterial - dafür immer mehr Dual-Use-Güter, welche militärisch und zivil genutzt werden können. Innerhalb eines Jahres sind die Exporte von ein paar Tausend Franken auf 4,5 Millionen Franken pro Quartal hoch geschnellt. Dies zeigen Daten des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Geliefert wurden zum Beispiel Verschlüsselungstechnologie, Minenräumungsgeräte und Werkzeugmaschinen. Gleichzeitig sind die Dual-Use-Ausfuhren nach Russland eingebrochen, auf 190'000 Franken im letzten Quartal. Die Ausfuhr von Dual-Use-Gütern nach Russland ist aufgrund der Sanktionen verboten. (SoZ, S. 4)

RUAG: Ruag-Chefin Brigitte Beck rief an einem Podium Staaten wie Deutschland oder Spanien dazu auf, das Veto des Bundes gegen die Weitergabe von Schweizer Kriegsmaterial in die Ukraine zu ignorieren. Im zuständigen Wirtschaftsdepartement von SVP-Bundesrat Guy Parmelin kam dieser Aufruf gar nicht gut an. Am Freitag vor einer Woche machte Parmelin dies an der Fraktionssitzung seiner Partei deutlich, wie mehrere Teilnehmer der "NZZ am Sonntag" bestätigen. Parmelin habe erklärt, dass der Gesamtbundesrat Becks Auftritt diskutieren müsse. Und der Wirtschaftsminister habe auch durchblicken lassen, dass er den Leuten in seinem Departement Ähnliches kaum durchgehen liesse. (NZZaS, S. 9)

PHOTOVOLTAIK: Nie zuvor wurden in der Schweiz so viele Solarmodule installiert wie im Jahr 2023. Das starke Wachstum des letzten Jahres hat sich noch beschleunigt, wie "Le Matin Dimanche" schreibt. "Vom 1. Januar bis Ende April 2023 wurden fast 460 neue Photovoltaikanlagen von unabhängigen Produzenten installiert, was fast der Hälfte der im gesamten Jahr 2022 angeschlossenen Anlagen entspricht", berichten die Genfer Stadtwerke in der Zeitung. Romande Energie verzeichnete allein im April 680 Anträge, das sind 300 Prozent mehr als im April des Vorjahres. Bei Groupe E stieg die Zahl der Anträge von 300 pro Monat im Jahr 2021 auf 550 zu Beginn dieses Jahres. Landesweit wurde im ersten Quartal 2023 das Äquivalent von 250 Megawatt verlegt, gegenüber 1000 Megawatt im gesamten Jahr 2022, wie das Bundesamt für Energie berichtet. (Le Matin Dimanche)

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