Berlin (Reuters) - Die globale Touristikbranche tut sich nach Einschätzung der OECD schwer mit ihrer Aufholjagd nach der Corona-Pandemie.

Die Erholung drohe ins Stocken zu geraten, da die Weltwirtschaft an Schwung verliere, heißt es am Donnerstag in einem Bericht der Industriestaatengruppe. Sie verwies auf den Ukraine-Krieg und die daraus entstandene Energiekrise, die hohe Inflation und die Kaufkraftverluste der privaten Haushalte. In diesem Jahr hätten zwar viele Länder dank des großen Nachholbedarfs der Reisenden einen starken Aufschwung im Tourismus erlebt. "Es wird jetzt jedoch nicht erwartet, dass sich der internationale Tourismus bis 2024 oder 2025 - oder sogar noch später erholen wird."

Nach sechs Jahrzehnten stetigen Wachstums habe die Corona-Krise dem Sektor einen schweren Dämpfer versetzt, erklärte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Auf dem Höhepunkt der Pandemie sei der internationale Tourismus 2020 fast völlig zum Erliegen gekommen. In den OECD-Ländern sei der direkte Beitrag des Tourismus zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,9 Prozentpunkte gesunken. Vor der Pandemie habe die Branche noch direkt 4,4 Prozent zur Wirtschaftskraft beigetragen und 6,9 Prozent zur Beschäftigung.

Jüngsten Daten zufolge hat der Tourismus in vielen Ländern die Erwartungen übertroffen hat. Die internationalen Touristenströme lagen im Juli 2022 in OECD-Ländern nur 19,9 Prozent unter dem Niveau vom Juli 2019, wobei es deutliche regionale Unterschiede gab, wie die OECD betonte. Die sogenannten Ankünfte von Reisenden in Dänemark, Griechenland, Luxemburg, Portugal, Slowenien und Spanien übertrafen sogar das Vorkrisenniveau von 2019. Mindestens 30 Prozent darunter lagen die Touristenzahlen aber in Ländern, die an Russland und die Ukraine grenzen. In den OECD-Staaten des asiatisch-pazifischen Raums lagen die Touristenankünfte demnach um mindestens 40 Prozent unter dem Stand von 2019.

"Die Pandemie hat die Schwächen der Tourismuswirtschaft im Allgemeinen offengelegt", sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann. "Die Auswirkungen von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bedrohen nun die Erholung des Sektors." Die Herausforderung für Regierungen und Unternehmen bestehe nicht nur darin, den Tourismus kurzfristig anzukurbeln. Sondern es gehe auch darum, die längerfristige Stärke und Nachhaltigkeit des Sektors sicherzustellen.

(Bericht von Klaus Lauer. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)