TASCHKENT (dpa-AFX) - Moskau hat erneut vor einer Katastrophe um das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja gewarnt. Das ukrainische Militär beschieße das AKW mit von den USA gelieferten Waffen, sagte der Sekretär des russischen nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, der Agentur Interfax zufolge am Freitag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. "Wenn es zu einer Katastrophe kommt, dann werden die Folgen in allen Ecken der Welt zu spüren sein. Die Verantwortung dafür werden Washington, London und ihre Handlanger tragen", sagte er auf einer Sitzung der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO).

Die russische und die ukrainische Führung machen sich seit Tagen gegenseitig verantwortlich für den Beschuss des größten Atomkraftwerks in Europa. Sie warnen immer wieder auch vor der Gefahr einer Nuklearkatastrophe. Russland lehnt internationale Forderungen ab, das AKW zu entmilitarisieren - offiziell mit der Begründung, dass die Regierung in Kiew wegen des Krieges nicht für die Sicherheit der Atomanlagen sorgen könne.

Die Kriegsparteien hatten auch vor möglichen Provokationen um das AKW für Freitag gewarnt. Es gab aber zunächst keine neuen Meldungen über den Beschuss der Kraftwerksanlagen. Die Lage um das AKW ist gespannt. Geplant ist, dass sich Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) bald ein Bild von der Lage im Kraftwerk machen. Ein Termin steht allerdings nicht fest. Russlands Vertreter bei den internationalen Organisationen in Wien, der Diplomat Michail Uljanow, meinte am Freitag, dass es womöglich Anfang September zu der IAEA-Reise in die Ukraine kommen könnte.

Der Westen bereite sich auf einen offenen militärischen Konflikt mit Russland vor, behauptete Patruschew in Taschkent. Dabei wird im Westen immer wieder betont, zwar Waffen an die Ukraine zu liefern, sich aber nicht in einen Krieg mit Russland hineinziehen zu lassen. Patruschew warf dem Westen vor, in der Ukraine nach dem Sturz des moskaufreundlichen Präsidenten Viktor Janukowitsch 2014 ein "Marionetten-Regime" für eine gegen Russland gerichtete Politik errichtet zu haben. Kremlchef Wladimir Putin hatte am 24. Februar den russischen Einmarsch in die Ukraine befohlen - auch mit der Begründung, in der Ukraine neue Machtverhältnisse anzustreben./mau/DP/mis