KIEW (dpa-AFX) - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat Russland erneut Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und das Kriegsvölkerrecht vorgeworfen. Russische Streitkräfte hätten auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw wiederholt rechtswidrige Angriffe verübt, bei denen Zivilisten getötet oder verletzt sowie Gesundheitseinrichtungen und Wohnungen beschädigt wurden, erklärte Human Rights Watch am Dienstag in Kiew. Alle dokumentierten Attacken fanden demnach in bewohnten Gebieten statt.

Die Organisation warf Russland vor, dabei unter anderem explosive Waffen mit großflächiger Wirkung und weitgehend geächtete Streumunition verwendet zu haben. Als Streumunition werden Raketen und Bomben bezeichnet, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper freisetzen.

Die Organisation wies darauf hin, dass vorsätzliche Angriffe auf Krankenhäuser oder medizinische Einrichtungen, die nicht ihrerseits zur Durchführung von Angriffen genutzt werden, Kriegsverbrechen darstellen.

Den Angaben nach dokumentierte Human Rights Watch in Charkiw und dessen Nachbarstadt Derhatschi acht rechtswidrige Angriffe, bei denen zwölf Zivilisten getötet, 26 weitere verwundet und mindestens fünf Krankenhausgebäude beschädigt worden seien. Die Opferzahlen unter Zivilisten - darunter auch Kindern - seien seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine deutlich höher. Dabei bezieht sich Human Rights Watch auf Angaben des stellvertretenden Staatsanwaltes in der Region, wonach bislang 1019 Zivilisten getötet worden seien - darunter 52 Kinder./htz/DP/nas