Die Preisträger "haben sich in herausragender Weise für die Dokumentation von Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzungen und Machtmissbrauch eingesetzt", begründete das Nobelkomitee am Freitag in Oslo seien Entscheidung. Gemeinsam zeigten sie die Bedeutung der Zivilgesellschaft für Frieden und Demokratie.

Bjaljatski ist einer der Initiatoren der in den 1980er-Jahren entstandene Demokratiebewegung in Belarus. "Er hat sein Leben der Förderung von Demokratie und friedlicher Entwicklung in seinem Heimatland gewidmet", so das Komitee. Die durch Bjaljatski gegründete Organisation Wiasna (Frühling) dokumentiert den Einsatz von Folter gegen politische Gefangene durch die Behörden. Der Menschenrechtler ist seit 2020 ohne Gerichtsverfahren inhaftiert. Die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, forderte bei der Verkündigung am Freitag seine sofortige Freilassung, damit er den Preis in Empfang nehmen kann.

Die laut Gerichtsbeschluss aufgelöste russische Menschenrechtsgruppe Memorial wurde auf den Tag genau am 70. Geburtstag des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Laut Nobelkomitee ist der Preis für die 1987 noch zu Sowjetzeiten gegründete Gruppe auch ein Zeichen, "dass die Opfer der Unterdrückung durch das kommunistische Regime (UdSSR) nie vergessen werden". Reiss-Andersen betonte, der Preis sei nicht gegen Putin gerichtet: "Wir vergeben den Preis stets für etwas und zu etwas und nicht gegen jemanden."

Die Entscheidung werde als Unterstützung für die Menschenrechtsarbeit vor allem in Russland gesehen, sagte Anke Giesen, Vorstandsmitglied von Memorial Deutschland und Memorial International. Die Kollegen vor Ort waren "zuletzt unsäglichen Angriffen und Repressalien seitens des russischen Staates ausgesetzt" und seien dies weiterhin.

Als dritter Preisträger wurde die ukrainische Menschenrechtsorganisation "Center for Civil Liberties" ausgezeichnet. Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine bemühe sich die Organisation, russische Kriegsverbrechen gegen die ukrainische Bevölkerung aufzudecken und zu dokumentieren. "Das Zentrum spielt eine Vorreiterrolle dabei, die Schuldigen für ihre Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen", so das Komitee.

"GEGEN DAS UNRECHT"

"Dieser Friedensnobelpreis ehrt all jene, die mit enormen Mut und unter hohem Risiko für ihre Rechte und ihre Freiheit kämpfen. Gegen das Unrecht des vermeintlich Stärkeren", twitterte Außenministerin Annalena Baerbock. "Die Bundesregierung freut sich", sagte ein Regierungssprecher in Berlin, und gratuliere den Preisträgern herzlich. "Alle drei haben sich in herausragendem Maße über die letzten Jahre und Jahrzehnte für demokratische Entwicklungen, Menschenrechte und bürgerliche Freiheiten eingesetzt", erklärte er weiter. "Sie stehen damit gegen die Unterdrückung und das Vorgehen gegen friedliche zivilgesellschaftliche Kräfte, wie wir es insbesondere in Russland und Belarus erleben."

Mit der Verleihung stehen die Preisträger nun in einer Reihe mit historischen Personen wie Martin Luther King (1964), Mutter Teresa (1979) und Nelson Mandela (1993). Auch Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen (1999) oder die Europäische Union (2012) wurden bereits ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr hatten zwei Journalisten - Maria Ressa von den Philippinen und Dmitri Muratow aus Russland - den Preis für ihren mutigen Kampf für die Meinungsfreiheit erhalten.

Der mit zehn Millionen Schwedischen Kronen dotierte Preis wird am 10. Dezember in Oslo verliehen - dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. An wen der seit 1901 vergebene Preis geht, entscheiden die fünf Mitglieder des norwegischen Nobelpreiskomitees. Die durch das norwegische Parlament ernannten Mitglieder treffen ihre Entscheidung auf Basis von Nominierungen. In diesem Jahr gab es 343 Kandidaten, davon 251 Einzelpersonen und 92 Organisationen. Das war die zweithöchste Zahl in der Geschichte des Friedensnobelpreises.

(Bericht von Nette Nöstlinger, Reinhard Becker, Petra Haverkamp, Alexander Ratz, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

- von Nette Noestlinger und Petra Haverkamp