Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zur Energieversorgung und -sicherheit in Deutschland:


EVP-Sprecher Ferber: Gaspreisdeckel "brutales Instrument" 

Der wirtschaftspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im Europaparlament, Markus Ferber (CSU), hat sich skeptisch zu einem europaweiten Gaspreisdeckel geäußert. Im rbb24 Inforadio sagte Ferber, ein solcher Deckel berge die Gefahr, dass Lieferanten ihr Gas lieber in andere Teile der Welt verkaufen. "Wenn wir uns hier von einem Marktsystem verabschieden, kann es zu mehr Knappheit kommen (...) und mehr Knappheit heißt automatisch: Steigende Preise. Was also zunächst als einfaches Instrument und einfache Lösung daherkommt, kann ganz schnell zum Bumerang werden." In Prag habe man bereits mit Norwegen gesprochen, dem inzwischen größten Gaslieferanten für die EU, sagte der CSU-Politiker. "Auch Norwegen sieht ein, dass sie nicht beliebig die Preise hochschrauben können. Und auch da gibt es jetzt durchaus auch vernünftige Lösungen, ohne dass man gleich so ein brutales Instrument wie einen gedeckelten Preis einführen muss."


Ökonom Felbermayr warnt vor Subventionswettlauf in Europa 

Der Ökonom Gabriel Felbermayr warnt vor einer falschen Konstruktion der Gaspreisbremse in Deutschland und einem Subventionswettlauf in Europa. "Es kann fatale Folgen haben, wenn die Preissignale nicht bei den Bürgern ankommen und durch die 200 Milliarden Euro verwässert werden", sagte der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung der Wirtschaftswoche. Gas und Strom seien knapp und müssten eingespart werden, ansonsten drohten womöglich noch viel schlechtere Maßnahmen wie drohende Rationierungen oder Abschaltbefehle in einer Gasmangellage. Auf europäischer Ebene drohe durch die Gaspreisbremse ein Subventionswettlauf.


Wirtschaftsweise Grimm dämpft Erwartungen an Gaspreisbremse 

Die Vorsitzende der Gaspreiskommission, die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, hat vor zu großen Erwartungen an die geplante Gaspreisbremse gewarnt. "Wir werden dauerhaft unsere Abhängigkeit von Russland beenden", sagte Grimm den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wegen der höheren Beschaffungspreise für Flüssiggas werde der Gaspreis "trotz einer Gaspreisbremse deutlich höher bleiben als vor dem russischen Überfall auf die Ukraine". Die Kommission könne nicht so tun, als sei nichts gewesen. Grimm warb für eine Gaspreisbremse in Form einer Einmalzahlung. "Wichtig wird sein, einen hohen Sparanreiz zu erhalten. Bei einer Einmalzahlung wäre das ganz klar der Fall", sagte sie. "Einen viel geringeren Sparanreiz hätte man, würde man den Gaspreis um einen bestimmten Prozentsatz senken." Wenn man den Menschen eine Einmalzahlung zukommen lasse, hätten sie noch viel davon, weniger Gas zu verbrauchen.


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October 07, 2022 02:52 ET (06:52 GMT)