Berlin (Reuters) - Der Auftragsmangel im Wohnungsbau hat sich im Oktober kaum verringert.
49,9 Prozent der Unternehmen berichteten davon, nach 52,9 Prozent im September, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. "Es ist zu befürchten, dass die Situation langfristige Folgen auf dem Wohnungsmarkt hat", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Wo heute keine Projekte beauftragt werden, werden morgen keine Wohnungen stehen."
Das Geschäftsklima im Wohnungsbau hat sich gleichwohl zu Beginn des vierten Quartals verbessert. Das liegt an einer etwas besseren Einschätzung der aktuellen Geschäftslage, so das Wirtschaftsforschungsinstitut. Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibe jedoch weiterhin pessimistisch.
Die Stornierungen von Aufträgen stiegen leicht an. Die entsprechende Quote erhöhte sich von 11,2 auf 11,8 Prozent. "Die Unternehmen im Wohnungsbau haben weiterhin mit hohen Zinsen, Auftragsmangel und Stornierungen zu kämpfen", sagte Wohlrabe dazu. "Das macht es schwierig, die Kapazitäten und Personal zu halten, die nötig sind, wenn es wieder aufwärts geht."
Trotz Wohnungsnot in vielen Städten ist die Zahl der Baugenehmigungen zuletzt erneut gesunken. Sie fiel im August um 6,8 Prozent oder 1600 im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 18.300, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Von Januar bis August wurden damit 141.900 Wohnungen genehmigt - 19,3 Prozent oder 33.900 weniger als ein Jahr zuvor. Gestiegene Finanzierungs- und Baukosten gelten als Gründe für den schon länger anhaltenden Abwärtstrend. Branchenverbände klagen zudem über zu viel Bürokratie.
Ifo-Präsident Clemens Fuest rechnet auch im kommenden Jahr nicht mit einem Bauboom, obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins mittlerweile dreimal gesenkt hat. "Da wird nichts kommen 2025: Die Investitionen werden sogar weiter schrumpfen", prognostizierte Fuest kürzlich. Erst 2026 würden die niedrigen Zinsen angesichts der langen Planungszeiten im Wohnungsbau durchschlagen.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)