Trotz der fehlenden Dynamik in den letzten Wochen sehen wir ein sich langsam bildendes Aufwärtsmomentum im EUR/USD Wechselkurs.  Dafür sprechen nach unserem Ermessen vier Faktoren.
 
Eine kraftlose US Wirtschaft

Diese zeigte sich durchaus robust bis noch vor ein paar Monaten. Seitdem summieren sich die Indikatoren, die auf eine zunehmende Schwäche der US Wirtschaft deuten. Der ISM Dienstleistungsindex (ISM Non-Manufacturing Business Activity Index) befindet sich mit einem Niveau von 51,8 auf dem niedrigsten Stand seit Januar 2010. Und auch die Umsätze des Einzelhandels liegen seit Monaten unter den Prognosen der Analysten. Gleichzeitig liegt der Anstieg der Verbraucherpreise, Nahrungsmittel und Energie ausgenommen (core inflation), im Jahr 2016 bislang wieder regelmäßig über 2%. Dies könnte die US-Notenbank in den nächsten Monaten zu zumindest einer Zinsanhebung bewegen.
 
Ein starker Dollar
 
Der Dollar Index befindet sich weiterhin in der Nähe seiner Höchststände der vergangenen 13 Jahre. Dies zeigt, dass der Dollar eine relativ hohe Bewertung erfährt, die dazu beiträgt, die Inflation in Schach zu halten. Gleichzeitig schränkt der starke Dollar den Beitrag zum Wirtschaftswachstum durch den Exportsektor ein.
 
Eine unentschiedene Federal Reserve Bank
 
Die jüngsten Äußerungen verschiedener Mitglieder der Federal Reserve Bank zeigen sehr deutlich, dass die Ansichten bezüglich des adäquaten Zinsniveaus stärker denn je divergieren. Während die einen die Voraussetzungen für künftige Zinsschritte für gegeben sehen, warnen wiederum andere Mitglieder wie Lael Brainard davor, dass Zinsanhebungen das sich ohnehin verlangsamende Wachstum komplett abwürgen könnten.  Vor diesem Hintergrund finden sich sogar Stimmen innerhalb der Fed, die für eine Senkung der Zinsen plädieren. Gemäß der Analysen des Chicago Mercantile Exchange liegt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im September bei nur 12% und 50% für den Monat Dezember.
 
Eine machtlose europäische Zentralbank
 
Nachdem die EZB zuletzt die Prognosen für Wachstum und Inflation gesenkt hat, hat sie im September die Zinsen und diversen geldpolitischen Maßnahmen unverändert gelassen. Auch wenn sie die Zinsen in den negativen Bereich senken und die geldpolitischen Maßnahmen noch etwas ausweiten könnte, deutet immer mehr darauf hin, dass die EZB mit ihrem Latein am Ende ist. Trotz historisch niedriger Zinsen und umfangreichen Wertpapierkäufen hat die EZB es nicht vermocht, das Wachstum im Euroraum nachhaltig zu steigern. Deshalb forderte die EZB von den europäischen Regierungen mit stetig steigendem Nachdruck Strukturreformen.
 
Aus charttechnischer Sicht ist festzustellen, dass der EUR/USD Kurs seit dem Monat März in einer ca. 500 Punkte breiten Range feststeckt. Vor dem Hintergrund unserer Analyse halten wir an unserer Long Position fest solange der Wechselkurs nicht unter 1,0960 EUR/USD fällt. Unser unmittelbares Kursziel liegt bei 1,1347 EUR/USD. Bei einem Ausbruch über dieses Kursniveau erhöhen wir das Kursziel auf 1,1523 EUR/USD