NEW YORK (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro ist am Donnerstag nach geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) stark unter Druck geraten. Nachdem die Gemeinschaftswährung Stunden zuvor erstmals seit April 2022 wieder die Marke von 1,10 Dollar erreicht hatte, sackte der Kurs im Verlauf um mehr als einen Cent ab. Er stabilisierte sich erst unter der Marke von 1,09 Dollar, denn zuletzt wurden 1,0912 Dollar bezahlt. Die EZB hatte den Referenzkurs im Tagesverlauf auf 1,0988 (Mittwoch: 1,0894) Dollar festgesetzt.

Am Nachmittag hatte die EZB wie allgemein erwartet den Leitzins zur Eindämmung der hohen Inflation deutlich um 0,50 Prozentpunkt auf 3,0 Prozent angehoben. Außerdem machten die Währungshüter klar, dass im März ein weiterer Zinsschritt von 0,50 Prozentpunkte erfolgen wird. Trotz der Aussicht auf weiter steigende Zinsen geriet der Kurs des Euro unter Druck.

Christian Lips, Chefvolkswirt der NordLB, verwies auf Aussagen der EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Diese hatte im Anschluss an die Zinsentscheidung gesagt, dass alle zukünftigen Entscheidungen datenabhängig seien. Lagarde bekräftigte, dass die Inflation zwar weiter "viel zu hoch" sei, die Risiken für die weitere Inflationsentwicklung aber mittlerweile ausgeglichener seien. Nach Einschätzung des Analysten Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets deuten die Aussagen darauf hin, dass die Zeit der Zinserhöhungen dem Ende zugeht.

Marktbeobachter zogen zudem Parallelen zur Marktreaktion nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwochabend. Hier hatten die Währungshüter nach der Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte ebenfalls weiter steigende Zinsen signalisiert. Dennoch war der US-Dollar am Mittwochabend kräftig gesunken. Nach Einschätzung von Analysten ist es den US-Währungshütern nicht gelungen, die Märkte vollends zu überzeugen, dass der Leitzins weiter verlässlich steigen wird./jkr/jsl/mis/tih