Nach einer über einjährigen, schrittweisen Vorbereitung der Märkte hat die US-Notenbank die geldpolitische Straffung nach fast zehn Jahren reibungslos auf den Weg gebracht. Die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Janet Yellen hat gestern in einer Pressekonferenz die Anhebung des Leitzinssatzes um 0,25% auf eine Spanne von 0,25% bis 0,50% offiziell verkündet.

Die unmittelbare Reaktion der Märkte war zwar von etwas Volatilität geprägt, am Ende des Tages fiel der Kursausschlag jedoch relativ gering aus. Diese Tatsache ist der routinierten Kommunikation der Fed anzurechnen, die die Veränderung der Geldpolitik wie schon beim Auslaufen des amerikanischen Anleihenkaufprogramms über diverse Kanäle und Reden von Gremiumsmitgliedern angebahnt hatte.

Wie erwartet schlug Janet Yellen in ihrer Rede einen sehr moderaten Ton an, indem Sie dem Markt versicherte, dass eine Straffung der Geldpolitik nur dann Sinn mache, so lang die amerikanische Wirtschaft weiterhin ein solides Wachstum aufweist. Somit kommen weitere Zinserhöhungen nicht automatisch, selbst wenn angesichts der soliden Dynamik der US Wirtschaft im 1. Quartal 2016 ein weiter Zinsschritt von 25 Basispunkten nicht ausgeschlossen werden kann.

In ihrem Statement weist die Fed auf den deutlich verbesserten Arbeitsmarkt in den USA hin, so dass sie sich zukünftig mehr auf die Inflationsrate konzentrieren dürfte. Diese sollte von den fallenden Rohstoffpreisen noch auf absehbare Zeit in Schach gehalten werden.

Das Bemerkenswerte an der Entscheidung der Fed – neben der Tatsache, dass eine historisch lange Periode von Zinsstabilität beendet wurde – ist, dass der Unterschied in der geldpolitischen Ausrichtung zwischen der Federal Reserve und der EZB noch nie grösser war. Während die Fed eine – wenn auch sehr moderate – geldpolitische Straffung betreibt, hat die EZB unlängst die Dauer ihres Anleihenkaufprogramms um sechs Monate bis mindestens Mitte 2017 verlängert und führt somit eine noch nie dagewesene Ausweitung der Geldmenge fort.

Aus charttechnischer Sicht, auf Tagesbasis, hat es der Euro trotz mehrfacher Versuche nicht geschafft oberhalb des in unserem Artikel vom 8. Dezember genannten Widerstands von 1,1022 EUR/USD zu schließen. Da derzeit keine weiteren Kurstreiber auszumachen sind und die EZB die Geldschleusen möglicherweise noch weiter öffnet, dürfte der Euro kurz- bis mittelfristig die jüngsten Tiefpunkte bei 1,0569 EUR/USD testen. Wir raten daher weiterhin dazu, auf einen fallenden Kurs des Euros gegenüber dem US Dollar zu setzen. Ein Durchbruch über die 1,1022 EUR/USD Marke würde diese Position außer Kraft setzen.