Trotz der wiedergewonnenen relativen Stärke des Euros seit Dezember letzten Jahres bleibt die Gemeinschaftswährung aufgrund einer Vielzahl von Faktoren unter Druck. Wir heben die fünf wichtigsten Faktoren für Sie hervor.

1. Europas schwächelnde Volkswirtschaft
Seit Monaten verschlechtern sich die Indikatoren für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone. Um nur einige Beispiele zu nennen: Der IFO Index für das Geschäftsklima ist im Februar auf 105,7 Punkte gefallen, deutlich unter den Erwartungen der Ökonomen, die bei 106,7 lagen. Dies war der dritte monatliche Rückgang in Folge. In der Februarumfrage gaben die Erwartungen der Industriefirmen sogar so stark nach wie seit November 2008 nicht mehr – kurz nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehmann Brothers. Auch die Umfragen bei den Einkaufsmanagern enttäuschen seit einigen Monaten wobei sie noch knapp im Expansionsbereich liegen. Und schließlich – stellvertretend für viele europäische Industriezweige – ist der Absatz der deutschen Autohersteller auf dem weltgrößten PKW-Markt im Jahr 2015 erstmals zurückgegangen. Deutsche Exporte nach China waren zwischen Januar und September 2015 bereits um 3% zurückgegangen.

2. Neue Maßnahmen durch die EZB
In ihrem Bestreben die Eurozone vor Deflation zu bewahren dürfte die EZB im März neue geldpolitische Maßnahmen ankündigen. Trotz der sich bereits seit geraumer Zeit in Umsetzung befindlichen umfangreichen Maßnahmen lag der Preisanstieg in der Eurozone im Januar wiederum nur bei 0,4%, und damit weit entfernt vom 2% Ziel der Währungshüter.

3. Das Brexit Risiko
Ein Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union hätte sicherlich nicht nur negative Auswirkungen für die Volkswirtschaft des Vereinigten Königreichs, sondern wäre auch alles andere als förderlich für das Wachstum in der Eurozone. Daraus ergibt sich ein weiterer Risikofaktor für die Gemeinschaftswährung, nicht zuletzt deshalb, weil Großbritanniens Verlassen der Staatengemeinschaft den Grundgedanken der europäischen Union untergraben würde. Bis zum Volksentscheid am 23. Juni wird das Brexit-Risiko somit wie ein Damoklesschwert über Europa hängen.

4. Mögliche weitere Zinsschritte der Fed
Seit den jüngsten Finanzmarktturbulenzen zu Jahresbeginn rechnen die Märkte für das Jahr 2016 mit keiner weiteren geldpolitischen Straffung in Form von Leitzinsanhebungen in den USA. Dieser Entwicklung kann der jüngste Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar zugeschrieben werden. Anleger sollten jedoch nicht außer Acht lassen, dass sich die Arbeitslosenquote in den USA auf dem niedrigsten Stand seit 2007 befindet, was früher oder später in Lohnsteigerungen resultieren muss und somit die Inflation antreiben wird. Erst vor wenigen Tagen wurde für die Kerninflation ein Wert von 2,2% ermittelt, was ziemlich genau dem Ziel der amerikanischen Notenbank entspricht.

5. Wertpapierverkäufe durch Staatsfonds
Gemäß einer Studie des Sovereign Wealth Fund Instituts werden Staatsfonds im Jahr 2016 ca. $ 400 Milliarden von den globalen Aktienmärkten abziehen, falls Rohöl mittelfristig bei Preisen zwischen $ 30 und $ 40 pro Barrel verbleibt. Diese Prognose entspricht einer Verdoppelung der im Jahr 2015 getätigten Verkäufe mit denen die Staatsfonds der Ölförderländer die durch die niedrigen Ölpreise hervorgerufenen Finanzierungslücken schließen. Durch die verhältnismäßig geringere Liquidität der europäischen Aktienmärkte dürften hiesige Verkäufe größere Preisschwankungen hervorrufen als zum Beispiel in den USA. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass der Euro dadurch gegenüber dem Dollar unter Druck gerät.

Aus charttechnischer Sicht ist festzustellen, dass der Widerstand bei EUR/USD 1,1474 im Zusammenhang mit der kurzen Rallye des Euro nie wirklich in Gefahr geraten ist. Ein Tagesschlusskurs unter EUR/USD 1,1015 könnte daher einen Rückfall auf die Kursniveaus bei EUR/USD 1.0793 und EUR/USD 1,0569 bewirken und eine ausgezeichnete Verkaufschance bieten.