Genf (Reuters) - Frauen und Kinder machen nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) fast 70 Prozent der bestätigten Todesopfer im Gaza-Krieg aus.

Diese Erkenntnis deute auf eine systematische Verletzung grundlegender Prinzipien des humanitären Völkerrechts hin, erklärte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte am Freitag in Genf. In einem 32-seitigen Bericht verweisen die UN dabei auf Gebote der Unterscheidung und der Verhältnismäßigkeit bei Kampfhandlungen. Die UN-Erhebung beschränkt sich auf die ersten sieben Monate des seit über 13 Monaten andauernden Kriegs. In dieser Zeit waren 44 Prozent der Todesopfer Kinder. Das jüngste Opfer war ein Baby, das einen Tag nach seiner Geburt getötet wurde, das älteste eine 97 Jahre alte Frau.

Israel äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht des UN-Menschenrechtskommissariats. Das israelische Militär hat wiederholt seine Bemühungen herausgestellt, zivile Opfer zu vermeiden. Die Hamas wiederum weist Anschuldigungen Israels zurück, sich beispielsweise in Krankenhäusern zu verschanzen und Zivilisten als menschliche Schutzschilde für die eigenen Kämpfer zu missbrauchen. Der Krieg im Gaza-Streifen begann am 7. Oktober 2023 als Reaktion Israels auf den Überfall der Hamas, bei dem rund 1200 Menschen getötet und über 250 weitere verschleppt wurden.

In den siebenmonatigen Zeitraum der Untersuchung haben die UN nach eigenen Angaben 8119 bestätigte Todesopfer im Gazastreifen gezählt. Das sind deutlich weniger als die mehr als 43.000 Toten, von denen die Gaza-Behörden in den gesamten 13 Monaten des Krieges ausgehen. Aber die Aufschlüsselung der UN nach Alter und Geschlecht der Opfer untermauern die Darstellung der Palästinenser, dass Kinder und Frauen einen Großteil der Todesopfer ausmachen.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, mahnte eine lückenlose Dokumentation für spätere Ermittlungen an. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Vorwürfe schwerer Verstöße gegen das Völkerrecht durch glaubwürdige und unparteiische Justizorgane gebührend untersucht werden und dass in der Zwischenzeit alle relevanten Informationen und Beweise gesammelt und aufbewahrt werden", erklärte der Österreicher.

(Bericht von Emma Farge, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)