Genf (Reuters) - Israel kommt internationalen Hilfsorganisationen zufolge den Forderungen der USA nicht nach, die katastrophale Lage für die Menschen im Gazastreifen zu lindern.

"Israel hat nicht nur die US-Kriterien nicht erfüllt, die eine Unterstützung der humanitären Hilfe bedeuten würden", erklärten acht Hilfsorganisationen am Dienstag. Israel ergreife vielmehr derzeit Maßnahmen, die die Lage insbesondere im Norden des Gazastreifens dramatisch verschlechterten, heißt es in einem 19-seitigen Bericht der Hilfsorganisationen, unter denen Oxfam, Save the Children und der norwegische Flüchtlingsrat sind. Die USA hatten ihren Verbündeten Israel in einem Brief vom 13. Oktober aufgefordert, innerhalb von 30 Tagen Maßnahmen zur Verbesserung der Hilfssituation zu ergreifen. Andernfalls drohen dem Land möglicherweise Einschränkungen bei der US-Militärhilfe.

Seit mehr als einem Monat dringen israelische Streitkräfte immer tiefer in den Norden des Gazastreifens vor. Sie kesseln Krankenhäuser und Notunterkünfte für die Flüchtlinge ein und verursachen neue Vertreibungswellen. Ziel des Militäreinsatzes ist es nach israelischen Angaben, eine Neugruppierung von Hamas-Kämpfer zu verhindern.

Am Freitag hatten Experten für die globale Nahrungsmittelsicherheit eine - seltene - Warnung vor einer unmittelbar drohenden Hungersnot in Teilen des nördlichen Gazastreifens veröffentlicht, sollten nicht sofort Maßnahmen zur Entspannung der Lage ergriffen werden. Israel erklärte am Montag, es habe den meisten US-Forderungen entsprochen. Einige Dinge seien noch in der Diskussion und berührten Sicherheitsfragen.

Weitere Maßnahmen, darunter die Öffnung eines neuen Grenzübergangs in den Gazastreifen, wurden umgesetzt. Das israelische Militär teilte am Dienstag mit, dass im Rahmen eines koordinierten Einsatzes Hunderte von Nahrungsmittel- und Wasserpaketen in Teile des nördlichen Gazastreifens geschickt worden seien.

Die US-Regierung hat sich noch nicht dazu geäußert, ob ihre Forderungen erfüllt wurden. Vergangene Woche teilte das Außenministerium mit, Israel habe einige Maßnahmen ergriffen, um den Zugang der Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu verbessern. Es sei Israel aber bisher nicht gelungen, die humanitäre Lage spürbar zu verbessern.

Seit dem überraschenden Überfall der Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 führt das israelische Militär einen erbitterten Kampf gegen die Extremisten im Gazastreifen. Bei dem Überfall wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Etwa hundert sollen sich noch dort befinden. Nach palästinensischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn bei israelischen Angriffen mehr als 43.500 Menschen getötet und rund 102.800 verletzt, darunter sehr viele Frauen und Kinder.

(Bericht von: Emma Farge, geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)