TEHERAN (dpa-AFX) - Die iranische Polizei hat Berichte über Proteste in der Kleinstadt Behbahan im Südwesten des Landes bestätigt. "Eine kleine Gruppe hat am Donnerstagabend in Behbahan gegen die wirtschaftliche Lage im Land protestiert", sagte Behbahans Polizeichef Mohammed Asisi am Freitag. Die Polizei sei eingeschritten, nachdem Demonstranten "regelwidrige Slogans" gerufen hätten. Ob Menschen festgenommen worden seien, sagte er nicht.

In den sozialen Netzwerken kursierten in der Nacht zum Freitag Videos von der kleinen Protestveranstaltung in Behbahan. Auf den Videos waren Dutzende von Demonstranten zu sehen, die Kritik an der iranischen Nahostpolitik und Teherans Unterstützung für arabische Bewegungen übten. "Weder Gaza, noch Libanon, wir opfern unser Leben nur für den Iran", lautete ein Slogan. Auf einigen Videos waren auch Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten zu sehen.

Iraner fordern bei fast allen Protestveranstaltungen, dass die finanziellen Unterstützung der Regierung für palästinensische, libanesische und jemenitische Bewegungen sowie für Syriens Machthaber Baschar al-Assad beendet wird. Das Geld solle besonders in der derzeit akuten Wirtschaftskrise für das eigene Volk ausgegeben werden, heißt es immer wieder.

In den sozialen Netzwerken gab es am Donnerstag verschiedene Posts über geplante Protestdemonstrationen in mehreren iranischen Städten, auch in der Hauptstadt Teheran. Dabei sollte unter anderem gegen die Todesurteile von drei jungen Iranern, den geplanten langfristigen Kooperations- und Sicherheitsvertrag mit China sowie die katastrophale Wirtschaftslage im Land nach der Corona-Krise protestiert werden. Bislang wurden in den iranischen Medien nur über Proteste in Behbahan und Verhaftungen in der Chorasan-Razawi Provinz im Nordosten des Landes berichtet.

Dort haben Sicherheitskräfte nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim mehrere Personen im Zusammenhang mit den geplanten Protestdemonstrationen festgenommen. Nach Darstellung von Tasnim sollen die betroffenen Menschen im Kontakt mit "antirevolutionären Gruppen" im Ausland gestanden haben. Sie hätten versucht, am Donnerstagabend regimekritische Proteste zu veranstalten. Tasnim gab keine weiteren Details bekannt. Eine amtliche Bestätigung lag zunächst nicht vor./str/fmb/DP/stw