BRÜSSEL (dpa-AFX) - Führende Europaabgeordnete sehen noch eine Chance auf Einigung über einen Handelspakt mit Großbritannien bis Ende Oktober. Dafür müsste aber in den nächsten zwei Wochen rund um die Uhr verhandelt werden, sagten die beiden Brexit-Experten David McAllister (CDU) und Bernd Lange (SPD) am Donnerstag vor dem EU-Gipfel in Brüssel.

Der britische Premierminister Boris Johnson werde wohl bis Montag entscheiden, ob Großbritannien die Verhandlungen fortsetzen wolle, sagte McAllister. Selbst wenn Johnson sich dafür entscheide, sei der Ausgang der Gespräche ungewiss. Lange taxierte die Erfolgschancen auf etwa 40 Prozent. "Ob das gelingt, ist wirklich in den Sternen", sagte der SPD-Abgeordnete. Es gelte nun: "Entweder Katja Epstein: "Wunder gibt es immer wieder" oder Christian Anders: "Es fährt ein Zug nach nirgendwo"".

Johnson hatte der EU ursprünglich eine Frist bis 15. Oktober für eine Einigung gesetzt, also diesen Donnerstag. Am Mittwoch hatte der britische Regierungschef jedoch angekündigt, zunächst den zweitägigen EU-Gipfel abzuwarten, der am Freitag endet.

Auf dem Gipfel beraten Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen, wie ein Handelsvertrag noch gelingen kann. In einem neuen Entwurf der Gipfelerklärung, der der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vorlag, nimmt die EU die britische Regierung in die Pflicht: Der Gipfel will EU-Chefunterhändler Michel Barnier auftragen, die Verhandlungen in den nächsten Wochen weiter zu führen, und "ruft Großbritannien auf, die nötigen Schritte zu tun, um ein Abkommen möglich zu machen".

Der Vertrag soll die wirtschaftlichen Beziehungen nach der Brexit-Übergangsphase ab 2021 regeln und Zölle und Handelshemmnisse verhindern./vsr/DP/mis