NEWQUAY (dpa-AFX) - Der britische Premierminister Boris Johnson ist nicht besorgt, dass der Streit mit der EU über die Umsetzung des Brexit-Abkommens in Nordirland den G7-Gipfel überschatten könnte. Das sagte der konservative Politiker am Mittwoch in einem Gespräch mit Journalisten in Newquay in Cornwall. Knapp 50 Kilometer weiter westlich, im Badeort Carbis Bay, treffen sich von Freitag an die Staats- und Regierungschefs der führenden westlichen Industrienationen.

Am Mittwochmorgen waren Gespräche zwischen EU-Vertretern und Großbritanniens über die Umsetzung des sogenannten Nordirland-Protokolls ohne Erfolg zu Ende gegangen. Kurz vor Ablauf einer Übergangsfrist für den Handel mit Fleisch- und Wurstwaren, droht London damit, erneut Vereinbarungen einseitig außer Kraft zu setzen. Brexit-Minister David Frost warf Brüssel einen "puristischen" Ansatz bei der Umsetzung des Abkommens vor. EU-Kommissionsvize Maros Sefcovic drohte hingegen mit Gegenmaßnahmen wie beispielsweise Zöllen. Trotzdem fürchtet Johnson keinen Handelskrieg mit EU, wie er am Mittwoch betonte. "Das ist eine wunderbare Gelegenheit für die Welt. Das ist ein großer Moment", so Johnson über den anstehenden Gipfel.

Die Realität könnte Johnson jedoch bereits am Donnerstag einholen, wenn er sich zu einem bilateralen Gespräch mit US-Präsident Joe Biden trifft. Biden traf am Abend auf einem Stützpunkt der Royal Air Force in Ostengland ein, wie die BBC berichtete. Bei seinem Treffen mit Johnson dürfte auch das Thema Nordirland zur Sprache kommen. Die neue US-Regierung hatte sich immer wieder besorgt gezeigt über die Auswirkungen des Brexits auf den Frieden in Nordirland. Der US-Präsident hat irische Wurzeln und gilt anders als sein Vorgänger Donald Trump als dem Brexit gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Sein Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte der BBC am Mittwoch, Biden halte das Nordirland-Protokoll für "entscheidend, um den Geist und das Versprechen des Karfreitagsabkommens zu schützen".

Mit dem Karfreitagsabkommen endete 1998 der jahrzehntelange Konflikt zwischen mehrheitlich protestantischen Anhängern der Union Nordirlands mit Großbritannien und überwiegend katholischen Befürwortern einer Vereinigung mit der Republik Irland./cmy/DP/he