Der 60-Jährige wurde am Freitag von der Regierung in London für den Chefsessel nominiert. Er trete Mitte März die Nachfolge von Amtsinhaber Mark Carney an, teilte Finanzminister Sajid Javid mit. Damit setzt die neue Regierung kurz vor dem Brexit auf einen erfahrenen Vertreter der britischen Finanzaufsicht: Bailey führt seit 2016 die Kontrollbehörde FCA, die der Bankenbranche auf die Finger schaut. Zuvor hatte er bereits 30 Jahre bei der Bank von England (BoE) gearbeitet und dort eine zentrale Rolle im Kampf gegen die weltweite Finanzkrise gespielt. Bailey sagte, er fühle sich geehrt, die BoE in der für Großbritannien so wichtigen Zeit des EU-Ausstiegs leiten zu dürfen.

Bailey werde seine achtjährige Amtszeit am 16. März antreten, sagte Finanzminister Javid. Eigentlich sollte der bisherige BoE-Chef Carney zum 31. Januar aufhören. Doch er stimmte einer Verlängerung bis zum 15. März zu. Mit Blick auf den Brexit hatte Carney seinen Abgang bereits zwei Mal hinausgeschoben. Der gebürtige Kanadier steht seit Juli 2013 an der Spitze der BoE. Die Ernennung von Carneys Nachfolger hatte sich zuletzt wegen der Parlamentswahl verzögert, bei der Premierminister Boris Johnson vergangene Woche triumphierte.

Bailey gilt zwar in der Finanzbranche als pro-europäisch, hat aber immer wieder die Neutralität der Aufsicht FCA in Brexit-Fragen betont. Laut Javid setzte sich Bailey in einem Feld von starken Mitbewerbern durch. So waren als mögliche Kandidatinnen die Aufsichtsratschefin der britischen Santander-Tochter, Shriti Vadera, und die Präsidentin der London School of Economics, Minouche Shafik, gehandelt worden. Die "Financial Times" berichtete, Premier Johnson habe Shafik wegen ihrer Brexit-kritischen Positionen abgelehnt. Als BoE-interne Anwärter galten die Vize-Chefs Ben Broadbent und Jon Cunliffe sowie Chefökonom Andy Haldane.