"Wir werden ein verlorenes Jahrzehnt des Wachstums erleben, wenn nicht gehandelt wird", sagte der Generaldirektor des Industrieverbandes CBI, Tony Danker, am Montag. Die Wirtschaftsleistung sei von zwei Dingen abhängig: Menschen und deren Produktivität. "Aber wir haben weder die Menschen, die wir brauchen, noch die Produktivität", sagte Danker.

Der Industrieverband geht davon aus, dass die britische Wirtschaft im nächsten Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen wird. Noch vor einem halben Jahr hatte er ein Wachstum von 1,0 Prozent vorausgesagt. "Großbritannien befindet sich in einer Stagflation - mit steigender Inflation, negativem Wachstum, bei sinkender Produktivität und Unternehmensinvestitionen", sagte Danker. "Die Unternehmen sehen potenzielle Wachstumschancen, aber der Gegenwind veranlasst sie, ihre Investitionen im Jahr 2023 zu pausieren." Das Bruttoinlandsprodukt werde erst Mitte 2024 das vor der Corona-Pandemie erreichte Niveau wieder übertreffen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet, dass Großbritannien 2023 schwächer abschneiden wird als die meisten anderen Volkswirtschaften Europas.

Der CBI rechnet auch mit einer steigenden Arbeitslosigkeit. Die Quote werde von derzeit 3,6 auf 5,0 Prozent Ende 2023 und Anfang 2024 zulegen. Die Inflationsrate, die im Oktober mit 11,1 Prozent ein 41-Jahres-Hoch erreichte, werde im nächsten Jahr auf durchschnittlich 6,7 Prozent nachgeben. 2024 soll sie dann 2,9 Prozent betragen.

Der CBI prognostiziert, dass die Unternehmensinvestitionen Ende 2024 um neun Prozent unter dem Niveau von vor der Pandemie liegen werde. Um dies doch noch zu verhindern, müsse die Regierung etwa das System für Arbeitsvisa nach dem Brexit flexibler gestalten und größere steuerliche Anreize für Investitionen schaffen.

(Bericht von David Milliken, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Hans Seidenstücker - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)