BELFAST (dpa-AFX) - Für Gartenbaubetriebe in Nordirland ist es seit dem Brexit schwieriger und teurer, frische Pflanzen aus Großbritannien zu beziehen. Das größte Problem seien die vorgeschriebenen Gesundheitszeugnisse für die Pflanzen, teilte die Organisation Horticultural Forum for Northern Ireland der Deutschen Presse-Agentur mit. Derzeit übernimmt zwar die britische Regierung die Kosten für die Erstellung der Zertifikate. Aber spätestens, wenn diese Regelung ausläuft, müssten die Betriebe die Gebühren zahlen und hätten höhere Kosten, betonte das Forum.

Die Vorschriften seien streng. An Pflanzen dürfe keine Erde anhaften. Topfpflanzen müssten in Torf, Kokos oder einem anderen wärmebehandelten Material wachsen. "Die meisten britischen Topfpflanzen werden aber in torfreduzierter oder torffreier Umgebung gezüchtet, und die britischen Züchter haben möglicherweise Schwierigkeiten, nachträglich nachzuweisen, dass die Materialien angemessen wärmebehandelt werden", betonte die Organisation. "Zudem muss der Topf auf einer Oberfläche ohne Bodenkontakt wachsen."

Vor allem bei großen oder älteren Pflanzen gebe es Schwierigkeiten, die Ansprüche der Gesundheitszeugnisse zu erfüllen. "Einige britischen Pflanzschulen haben nordirischen Unternehmen bereits mitgeteilt, dass sie diese Anforderungen in diesem Jahr nicht erfüllen können", so der Verband.

Der Chef des Verbands Horticultural Trades Association, James Barnes, sagte der BBC, einige Pflanzen wie Geißblatt und Eichen dürften wegen der unterschiedlichen Pflanzenschutzvorschriften gar nicht mehr von Großbritannien nach Nordirland gebracht werden. Es gebe zudem zahlreiche Kontrollen, auch dadurch dauere der Transport länger und sei teurer. Einige Unternehmen hätten ihr Nordirland-Geschäft bereits eingestellt. Das Umweltministerium in London betonte hingegen, insgesamt hätten sich die Unternehmen gut den neuen Regeln angepasst.

Nordirland kommt seit dem Brexit eine Sonderrolle zu. Im sogenannten Nordirland-Protokoll sind spezielle Regeln festgehalten. Damit wird eine harte EU-Außengrenze zwischen Irland und Nordirland vermieden, denn dadurch würde ein Aufflammen alter Konflikte in der britischen Provinz befürchtet. Das Gebiet ist damit enger an die EU gebunden als der Rest des Königreichs und folgt weiter den Regeln des EU-Binnenmarkts. "Für nordirische Unternehmen kann es einfacher und günstiger sein, Pflanzen in der EU zu kaufen", betonte das Horticultural Forum./bvi/DP/stk