FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich etwas verbessert. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Februar zum Vormonat um 0,3 Punkte auf 85,5 Zähler. Der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft hat damit nach zwei Dämpfern in Folge wieder zugelegt. Die rund 9000 befragten Unternehmen schätzten die Erwartungen an die künftigen Geschäfte besser ein. Die Bewertung der aktuellen Lage blieb hingegen unverändert.

Einschätzungen von Ökonomen zum Ifo-Geschäftsklima im Überblick:

Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank

"Die Unternehmen klagen nach wie vor über Auftragsmangel, aber immerhin haben sich die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate leicht verbessert. Vor allem in den konsumnahen Bereichen sorgt die sinkende Inflationsrate bei steigenden Löhnen für eine vorsichtige Stimmungsaufhellung. Insgesamt lasten aber das nach wie vor schwierige Umfeld aus hohen Zinsen und mauer Weltkonjunktur auf den exportorientierten Unternehmen."

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank

"Das weiterhin niedrige Niveau des Ifo-Geschäftsklimas stützt unsere Prognose, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal erneut schrumpfen wird. Für das gesamte Jahr 2024 rechnen wir weiter mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent, auch wenn die Rezession im Frühjahr enden sollte, worauf aber keine starke Erholung folgen dürfte."

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING Bank

"Alles in allem bestätigen die Datenveröffentlichungen und politischen Ereignisse in dieser Woche unsere Einschätzung eines weiteren leichten Rückgangs der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal und einer schwachen Erholung danach."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Für die deutsche Wirtschaft gibt es 2024 drei Optionen: Rezession, Stagnation oder Mini-Wachstum. An einen dynamischen Aufschwung ist nicht zu denken. Mit dem Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex wachsen zumindest die Hoffnungen auf ein Mini-Wachstum."

Tobias Basse, Analyst NordLB

"Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt in der Summe recht unfreundlich. Folglich steht die EZB wohl auch weiterhin unter einem spürbaren Handlungsdruck. Die Notenbanker in Frankfurt werden zunächst noch weitere Inflationsdaten abwarten wollen. Im zweite Quartal 2024 sollte sich unsere Auffassung nach ein makroökonomisches Preisumfeld ergeben, welches angesichts der Wirtschaftslage in der Währungsunion eine erste vorsichtige Zinssenkung durch die EZB zulassen dürfte."

Alexander Krüger, Analyst bei Hauck Aufhäuser Lampe

"Das Ifo-Geschäftsklima hat sich im Februar nur wenig verbessert. Von guter Laune bleibt es weit entfernt. Vor allem die anhaltend schlechte Lagebeurteilung der befragten Unternehmen stimmt uns unverändert nachdenklich. Für das laufende Quartal rechnen wir mit einer erneuten BIP-Schrumpfung und dem Eintritt in eine technische Rezession."

Patrick von der Ehe, Analyst bei der IKB Deutsche Industriebank

"Der aktuelle leichte Anstieg mag ein erstes Anzeichen einer konjunkturellen Stabilisierung sein. Der Handlungsdruck für die Politik wird dadurch jedoch in keiner Weise reduziert. Die IKB erwartet ein Rückgang des BIP um 0,2 Prozent im Jahr 2024. Das Risiko einer mittelfristigen Deindustrialisierung bleibt."

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