NEW YORK/LONDON (awp international) - Die Ölpreise haben am Freitag einen grossen Teil ihrer im Handelsverlauf erlittenen Verluste wieder wettgemacht. Nachdem die beiden wichtigsten Rohölsorten Brent und WTI zunächst noch nach ihrem jüngsten Höhenflug deutlich nachgegeben hatten, entspannte sich die Lage wieder. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 88,12 US-Dollar. Das waren lediglich 26 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 18 Cent auf 85,37 Dollar.

Zunächst hatte die deutlich eingetrübte Börsenstimmung noch Druck auf die Erdölpreise ausgeübt. Rohöl gilt als riskante Anlageklasse, die durch fallende Aktienkurse häufig in Mitleidenschaft gezogen wird. Zudem verwiesen Beobachter auf US-Lagerdaten vom Vortag. Das amerikanische Energieministerium hatte einen deutlichen Aufbau der landesweiten Ölvorräte gemeldet.

Zuletzt jedoch drehten wichtige US-Aktienindizes nach teils deutlichen Verlusten wieder ins Plus, was die Ölpreise stützte. Diese bewegten sich damit weiterhin in Reichweite ihrer in dieser Woche erzielen mehrjährigen Höchststände.

Generell sorgt am Ölmarkt ein knappes Angebot bei einer zugleich soliden Nachfrage für Auftrieb. Die derzeitige Corona-Welle scheint den Bedarf an Erdöl weniger stark zu beeinflussen als vorherige Wellen, da die Omikron-Variante des Virus häufig nicht ganz so starke Symptome hervorruft und die wirtschaftlichen Auswirkungen bisher weniger heftig ausfallen.

Die Rohstoffexperten der Commerzbank sind der Ansicht, dass sich die Ölpreise zuletzt mehr und mehr von den Fundamentaldaten abgekoppelt hätten. Denn eine Angebotsknappheit bestehe auf Basis neuer Prognosen von Opec und Internationaler Energieagentur nicht. Zudem habe der Markt zuletzt nur noch auf Nachrichten reagiert, die für höhere Preise gesprochen hätten. Ob sich die aktuelle Korrektur fortsetze oder das niedrigere Preisniveau als Kaufgelegenheit erachtet werde, sei ungewiss./la/he