FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen geht es am Donnerstag mit Rückenwind von einer eher etwas taubenhaft aufgetretenen US-Notenbank kräftig nach oben. Der DAX legt um 1,6 Prozent auf 15.429 Punkte zu. Damit ist er aus seiner jüngsten Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen und handelt auf dem höchsten Stand seit knapp einem Jahr. Der Euro-Stoxx-50 legt um 1,3 Prozent auf 4.225 Punkte zu.

Gewinner unter den Sektoren sind nach entsprechenden Vorgaben der Wall Street die als besonders zinsreagibel geltenden Technologietitel mit einem Plus des Stoxx-Subindex von 3 Prozent. Der Reisesektor legt um 2 Prozent zu. Am Anleihemarkt sinken die Renditen, der Dollar bleibt gedrückt, der Euro kostet 1,10 Dollar.

Die wie erwartet ausgefallene Zinsanhebung durch die US-Notenbank um diesmal nur 25 Basispunkte und ein weniger falkenhaft klingender Fed-Chef Jerome Powell sorgen für Kauflaune. Die techniklastigen Nasdaq-Indizes legten in den USA um bis zu 2 Prozent zu. Der Dollar kam deutlich unter Druck. Am US-Anleihemarkt fielen die Renditen deutlich.


   Fed reduziert Tempo - Nach der Fed ist vor der EZB 

Die kleine Zinserhöhung sollte nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, nicht als Signal für das bevorstehende Ende des Zinserhöhungszyklus verstanden werden. Diese Botschaft sei der Fed wichtig gewesen. Die Finanzmärkte sollten sich nicht zu sehr in Sicherheit wiegen und die Verbraucher das Gefühl haben, dass da eine Notenbank ist, die sich um die hohen Inflationsraten kümmere.

Auch wenn Fed-Chef Jerome Powell weitere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt habe, habe er aber gleichzeitig deutlich gemacht, dass die meiste Arbeit getan sei und die Zeit für eine Pause näher rücke. Im April lege die Fed eine Pause ein, der Offenmarktausschuss treffe sich nach der März-Sitzung erst wieder im Mai. Dann dürfte die Inflationswelt nochmals eine deutlich andere sein als heute, so Gitzel.

Nach der Fed steht nun die EZB im Blick der Akteure. Sie dürfte nach allgemeiner Erwartung am Nachmittag die Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte auf 2,50 Prozent anheben. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte eine solchen Zinsschritt bereits im Dezember angekündigt. Weniger klar ist, welche Aussagen Rat und Lagarde zum weiteren Zinskurs machen werden und welche Details zum Abbau der Anleihebestände sie verraten werden.


Deutsche Bank verdient deutlich mehr - Kurs fällt 

Am Aktienmarkt tobt die Berichtssaison. Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn im vergangenen Jahr dank höherer Zinsen, eines starken Anleihehandels und geringerer Kosten auf den höchsten Wert seit 2007 gehievt. Das vor dreieinhalb Jahren ausgegebene Renditeziel für 2022 wurde klar übertroffen. Die Mittelfristziele bis 2025 wurden bestätigt. Bemängelt wird von Analysten, dass die Bank gegenüber den europäischen Wettbewerbern trotz guter Kapitalausstattung keinen Aktienrückkauf angekündigt habe. Der Kurs fällt um gut 4 Prozent.

Das schwache Kapitalmarktumfeld hat der Deutsche-Bank-Tochter DWS 2022 derweil einen unerwartet deutlichen Gewinnrückgang beschert. Die Erträge konnte das Unternehmen trotz Mittelabflüssen und eines Rückgangs des verwalteten Vermögens aber stabil halten. Der bestätigte Ausblick wird im Handel als ambitioniert eingestuft, der Kurs kommt um 4,3Prozent zurück.

Mit sehr starken Zahlen glänzt Infineon (+5,1%). "Die Chips werden den Herstellern aus den Händen gerissen", kommentiert ein Händler. Infineon stehe aufgrund seiner Auto-Orientierung besonders stark da und werde nicht von den Problemen der Hersteller von konsumnahen Produkten wie PCs geplagt. Entsprechend habe Infineon die Jahresprognose leicht angehoben. Im MDAX legen Siltronic nach der Quartalszahlenvorlage 5,7 Prozent zu.

Kein Kurstreiber bei Airbus (+0,9%) ist, dass sich der Flugzeugbauer mit Qatar Airways im Streit über beschädigte A350-Oberflächen geeinigt hat.

Überraschend fest zeigen sich Siemens Healthineers (+5,4%). Das Medizintechnikunternehmen hat im Auftaktquartal 2022/2023 wie erwartet deutlich weniger verdient. Das besser als erwartete bereinigte Ergebnis ist den DZ-Analysten zufolge ausschließlich auf eine sehr niedrige Steuerquote zurückzuführen.

In der dritten deutschen Reihe gewinnen Formycon trotz einer Kapitalerhöhung 2,6 Prozent. Das Biosimilarunternehmen hat außerdem eine Vertriebskooperation mit Fresenius Kabi gemeldet, die laut Analysten großes Ertragspotenzial verspricht.


 Shell mit Rekordgewinn 

Als "sehr stark" werden die Zahlen von Shell bezeichnet. Selbst die hohen Erwartungen angesichts der guten Zahlen anderer Branchenunternehmen seien noch getoppt worden. Der Jahresgewinn sprang auf einen neuen Rekord von 41,6 Milliarden Dollar. Die Aktie gewinnt 1,6 Prozent.

Leichter zeigen sich ABB (-1,5%) nach der Vorlage des Geschäftsberichts, ebenso Roche (-1,2%). Der Schweizer Pharmakonzern hat beim Umsatz die Markterwartung erreicht, ist nach Aussage aus dem Handel allerdings wegen einer etwas schwächeren Marge beim Gewinn knapp an der Erwartung vorbeigeschrammt. Der Ausblick auf 2023 klinge etwas schlechter als erwartet.


 
Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.225,07        +1,3%       53,63     +11,4% 
Stoxx-50                3.854,34        +0,5%       17,28      +5,6% 
DAX                    15.429,06        +1,6%      248,32     +10,8% 
MDAX                   29.459,70        +2,1%      609,82     +17,3% 
TecDAX                  3.299,82        +3,3%      105,13     +13,0% 
SDAX                   13.424,39        +2,0%      261,25     +12,6% 
FTSE                    7.796,93        +0,5%       35,82      +4,2% 
CAC                     7.144,63        +1,0%       67,52     +10,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,25                    -0,03      -0,32 
US-Zehnjahresrendite        3,41                    -0,02      -0,47 
 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:41  Mi, 17:30   % YTD 
EUR/USD                   1,1001        +0,1%      1,1002     1,0919   +2,8% 
EUR/JPY                   141,75        +0,0%      141,49     141,18   +1,0% 
EUR/CHF                   1,0003        +0,2%      0,9984     0,9983   +1,1% 
EUR/GBP                   0,8894        +0,2%      0,8884     0,8870   +0,5% 
USD/JPY                   128,85        -0,1%      128,62     129,30   -1,7% 
GBP/USD                   1,2368        -0,1%      1,2385     1,2310   +2,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,7275        +0,1%      6,7233     6,7456   -2,9% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.805,97        +0,4%   23.802,24  23.012,49  +43,4% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  76,55        76,41       +0,2%      +0,14   -4,9% 
Brent/ICE                  82,93        82,84       +0,1%      +0,09   -3,3% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.956,70     1.949,90       +0,3%      +6,80   +7,3% 
Silber (Spot)              24,25        23,98       +1,1%      +0,27   +1,2% 
Platin (Spot)           1.019,48     1.009,00       +1,0%     +10,48   -4,5% 
Kupfer-Future               4,16         4,11       +1,2%      +0,05   +9,1% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
 

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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February 02, 2023 04:25 ET (09:25 GMT)