FRANKFURT (Dow Jones)--Die DAX-Konzerne haben im dritten Quartal einer Analyse von EY zufolge weiter Fahrt aufgenommen bei Umsatz und Gewinnen - und das trotz erheblicher wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten, einer rekordhohen Inflation und steigender Energie- und Materialkosten.

Mit einem Umsatzwachstum von insgesamt 23 Prozent haben die DAX-Konzerne laut EY das dritte Quartal erneut auf Rekordniveau abgeschlossen - und zudem das stärkste Umsatzwachstum seit mindestens zehn Jahren verzeichnet. Auch im Vergleich zum zweiten Quartal mit einem Umsatzplus von 14 Prozent zum Vorjahr hat sich die Entwicklung noch einmal beschleunigt.

Auch beim Gewinn sei ein neuer Rekordwert erreicht worden: Der operative Gewinn kletterte um 28 Prozent auf 44,7 Milliarden Euro und war damit so hoch wie nie zuvor in einem dritten Quartal. Im zweiten Quartal sei unterm Strich noch ein Gewinnrückgang um 19 Prozent registriert worden.


   Alle außer einem Unternehmen steigern Umsatz 

Bis auf ein Unternehmen - Qiagen - haben alle DAX-Unternehmen beim Umsatz zugelegt. Die Gewinnentwicklung hingegen war weniger einheitlich: Bei 13 der 40 DAX-Unternehmen ging der Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der derzeit im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.

"Auf den ersten Blick entwickeln sich viele DAX-Konzerne derzeit gerade bärenstark", sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY. "Wer mit einem Einbruch des Geschäfts gerechnet hatte, sieht sich getäuscht: Bei der Mehrzahl der DAX-Unternehmen steigen Umsatz und Gewinn, das Geschäft brummt."

"Bislang gelingt es den meisten DAX-Unternehmen, die steigenden Kosten bei Personal, Beschaffung, Logistik und Energie auf ihre Kunden umzulegen. Und zu dem befürchteten Nachfrageeinbruch ist es bislang nicht gekommen - zudem bieten die hohen Auftragspolster einen komfortablen Puffer gegen eine zurückgehende Nachfrage", sagt Mathieu Meyer, Partner bei EY. "Aber niemand kann sagen, wie lang diese Situation anhält. Nach wie vor droht eine Rezession - und das werden wir früher oder später auch in den Bilanzen der DAX-Konzerne sehen."


   Zuwachs in den USA am stärksten - Mercedes-Benz und VW an der Spitze 

Nach Regionen erzielen die deutschen Unternehmen vor allem in den USA überproportional hohe Wachstumsraten, die Asien und Europa hinter sich lassen. Auch positive Währungseffekte durch den Wertverlust des Euro gegenüber anderen Währungen lassen im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in Euro wachsen.

Nach Branchen toppten die Autokonzerne wieder einmal die Gewinnliga. Sie konnten ihren Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 58 Prozent auf gut 13 Milliarden Euro steigern. Dabei schob sich Mercedes-Benz (5,2 Milliarden Euro Gewinn) als das gewinnstärkste DAX-Unternehmen vor Volkswagen (4,3 Milliarden Euro) und Siemens (3,9 Milliarden Euro).


   Beschäftigung noch +1,5% - Energiepreise bremsen Standort Deutschland 

Die Beschäftigung stieg bei den DAX-Konzernen um 1,5 Prozent, was allerdings auch auf Zukäufe zurückzuführen ist. Acht Unternehmen meldeten einen Rückgang der Beschäftigtenzahl zum Vorjahr. "Die Beschäftigung steigt immer noch, was ein deutliches Zeichen der Zuversicht aufseiten der Unternehmen ist", sagt Ahlers. Aber auch wenn viele Unternehmen zuletzt ihre Jahresprognosen bestätigt oder sogar erhöht haben, seien die Fragezeichen in Bezug auf die weitere Entwicklung im kommenden Jahr selten so groß wie heute. "Die Unternehmen fahren auf Sicht, meiden größere Risiken und rechnen jederzeit mit neuen Rückschlägen."

Besonders für energieintensive Branchen "entwickeln sich die Strom- und Gaspreise zur Existenzfrage", vor allem für kleine Mittelständler, die die Produktion nicht ins Ausland verlagern können. Bei den Energiekosten liege Deutschland weltweit an der Spitze - ein Industriestandort, der sich immer wieder neu im weltweiten Wettbewerb behaupten müsse, könne sich derart hohe Energiekosten nicht leisten. "Wir müssen Wege finden, wie die Kostenexplosion am Standort Deutschland gebremst wird, sonst verliert Deutschland im weltweiten Produktionsverbund der Großkonzerne immer mehr an Bedeutung", sagt Ahlers.

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November 17, 2022 07:54 ET (12:54 GMT)