FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter mit deutlichem Minus, aber ersten Stabilisierungsversuchen, zeigen sich am Donnerstagnachmittag die europäischen Aktienmärkte. Die Sorge vor einer schnelleren Reduktion der Anleihekäufe (Tapering) in den USA belastet. Dazu kommt die Sorge vor dem Dynamikverlust der globalen Wirtschaft. So lag der Philadelphia-Fed-Index für August deutlich unter Erwartung und Vormonat. Gleichzeitig sprechen die starken Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe für das Tapering.

Und bei den Autowerten schreckten Toyota aus Japan mit der Nachricht auf, die Produktion im September um 40 Prozent gegenüber den Planungen senken zu wollen. Der DAX fällt um 1,6 Prozent auf 15.714 Punkte, der Euro-Stoxx-50 um 1,7 Prozent auf 4.118 Zähler.


   Sorgen vor schnellem Ende der Geldschwemme 

Aus dem Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung vom Vorabend ging hervor, dass über ein früheres Ende der Rückkäufe diskutiert wurde, sagt Derek Halpenny von Japans größter Bank Mitsubishi UFJ. Händler weisen darauf hin, dass dies auch den Euro schwächen würde und damit Aktienanlagen in Europa für Dollar-basierte Anleger unattraktiver werden.

Je stärker sich der Arbeitsmarkt erholt, desto wahrscheinlicher wird damit das Tapering. Die wöchentlichen US-Arbeitslosenanträge fielen niedriger aus als erwartet. Der große monatliche US-Job-Report steht am 3. September an und dürfte die Weichen stellen.

Die Devisenstrategen der Commerzbank sehen in dem Sitzungprotokoll Hinweise, die Anleihekäufe bis Mitte 2022 auf Null zu tapern. Am Markt rechnet man damit, das Zentralbanker-Treffen in Jackson Hole Ende August werde als Podium für eine Ankündigung genutzt.

Würde die US-Notenbank den Geldhahn langsam zudrehen, würden die Märkte den Treibstoff für die Kursrally der letzten 18 Monate verlieren. Gleichzeitig lässt aber auch die Dynamik der Wirtschaftserholung nach, und steigende Inflation drückt auf die Gewinnmargen der Unternehmen.


   Rohstoff-Aktien unter Druck - Sorgen vor China-Wachstum 

Sorgen vor einem nachlassenden Wachstum setzen weiter besonders die Aktien der Minenbetreiber unter Druck. Der Sektor-Index fällt um 3,9 Prozent, was zudem erneut durch eine Dividendenausschüttung verstärkt wird, diesmal bei Anglo American. Die Aktien fallen um 10 Prozent. Ausschüttungen werden in den Stoxx-Sektor-Indizes nicht automatisch reinvestiert, so wie es Anleger von den DAX-Performance-Indizes gewohnt sind.

Und gesenkte Kupfer-Produktionszielen bringen Antofagasta an der Londoner Börse um 3,8 Prozent tiefer. Angesichts des stark gestiegenen Kupferpreises könnte dies nach Einschätzung der Citigroup Abwärtsrevisionen bei den Gewinnschätzungen auslösen.

Selbst die Aktien der Luxusgüter-Hersteller leiden unter China. So geben Richemont, LVMH, Burberry und Dior bis zu 6 Prozent nach. Die UBS betont, dass 2019 die Konsumenten aus China 35 Prozent der Umsätze im Luxusgütersegment getragen habe. Wegen Covid ging es 2020 auf 28 Prozent zurück. Und nun fordert die Regierung eine Umverteilung des Reichtums von Bürgern mit einem hohen Einkommen. Diese seien aber die Käufer der Luxusartikel aus Frankreich und Italien.


   Automobilsektor mit Toyota-Vorgaben schwach 

Im Auto-Sektor geht die Verkaufswelle weiter, nachdem bereits am Vortag in China der Hersteller Geely von gekappten Absatzaussichten gesprochen hatte. Im DAX fallen VW, BMW und Daimler bis zu 3 Prozent. Toyota fielen in Tokio um 4,4 Prozent.

Auslöser war eine Meldung von Nikkei Asia, dass Toyota im September seine Produktion um 40 Prozent gegenüber vorherigen Planungen zurückfahren wird. Die Delta-Ausbrüche in Asien würden die Lieferketten beschädigen, die bereits unter dem globalen Chip-Mangel leiden.

Andere konjunkturnahe Aktien mit Auto-Kunden wie BASF, Covestro und Infineon fallen jeweils über 3 Prozent.


  Auch noch einige Zahlen 

Zahlen gab es noch von Geberit aus der Schweiz, die 1,9 Prozent abgeben. Die Marge des Sanitärausstatters lag zwar leicht über Erwartung, wird aber nicht dauerhaft so hoch gesehen.

Gegen den Markt steigen Global Fashion Group um 1,1 Prozent. Die Zweitquartalszahlen des Fashion-Plattformbetreibers waren besser als erwartet.

Adyen in den Niederlanden steigen um 3,2 Prozent. Der ehemalige Wirecard-Konkurrent hat über den Erwartungen liegende Geschäftszahlen für das erste Halbjahr vorgelegt.

Bei SFC Energy geht es mit Gewinnmitnahmen 8 Prozent nach unten. Die Aktien waren am Vortag 10 Prozent gestiegen. Die Halbjahreszahlen des Wasserstoff-Unternehmens sind im Rahmen der Erwartungen ausgefallen.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.123,85      -1,6%        -65,57         +16,1% 
Stoxx-50                3.605,63      -1,4%        -51,24         +16,0% 
DAX                    15.732,75      -1,5%       -233,22         +14,7% 
MDAX                   35.463,14      -1,5%       -547,80         +15,2% 
TecDAX                  3.806,40      -1,9%        -72,65         +18,5% 
SDAX                   16.797,65      -1,5%       -249,36         +13,8% 
FTSE                    7.068,74      -1,4%       -100,58         +11,0% 
CAC                     6.629,47      -2,1%       -140,64         +19,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,48                        0          +0,09 
US-Zehnjahresrendite        1,25                    -0,01          +0,33 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 8:40 Uhr  Mi, 17:18 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1696      -0,1%        1,1677         1,1706   -4,2% 
EUR/JPY                   128,41      -0,1%        128,44         128,68   +1,8% 
EUR/CHF                   1,0734      +0,0%        1,0724         1,0757   -0,7% 
EUR/GBP                   0,8549      +0,4%        0,8520         0,8513   -4,3% 
USD/JPY                   109,76      -0,0%        109,99         109,93   +6,3% 
GBP/USD                   1,3682      -0,5%        1,3704         1,3752   +0,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,4963      +0,2%        6,5016         6,4851   -0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                44.947,51      +0,7%     44.443,51      45.291,26  +54,7% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  63,74      65,46         -2,6%          -1,72  +32,3% 
Brent/ICE                  66,44      68,23         -2,6%          -1,79  +30,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.783,45   1.787,85         -0,2%          -4,40   -6,0% 
Silber (Spot)              23,32      23,53         -0,9%          -0,21  -11,7% 
Platin (Spot)             983,75     998,85         -1,5%         -15,10   -8,1% 
Kupfer-Future               4,06       4,12         -1,6%          -0,06  +15,0% 
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August 19, 2021 09:54 ET (13:54 GMT)