FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben am Mittwoch mit deutlichen Gewinnen geschlossen. Angesichts eines wahrscheinlich doppelten Wahlsieges im US-Bundesstaat Georgia und der damit verbundenen Stärkung der Demokraten im Senat kam es zu kräftigen Umschichtungen. Gesucht waren Konjunktur- und Value-Werte mit der Hoffnung auf Infrastrukturmaßnahmen, verkauft wurden die Aktien von Technologieunternehmen, denen Regulierungen drohen könnten. Das Risiko, dass die Demokraten auch höhere Steuern durchsetzen könnten, wurde derweil ignoriert.

Der DAX gewann 1,8 Prozent auf 13.892 Punkte, bei 13.919 wurde ein neues Allzeithoch markiert. Für den Euro-Stoxx-50 ging es 1,8 Prozent auf 3.611 nach oben. In Georgia soll laut US-Medien der demokratische Herausforderer Raphael Warnock die Wahl gewonnen haben. Bei der zweiten Stichwahl zwischen dem republikanischen Senator David Perdue und seinem demokratischen Herausforderer Jon Ossoff stand zunächst kein offizieller Sieger fest. Ossoff hat sich aber bereits zum Sieger erklärt. Damit wäre der demokratische Siegeszug vollständig.


   Risiko höherer Steuern in den USA überschaubar 

Ein sogenannter "Blue Sweep" mit einem Sieg der Demokraten in Georgia könnte nach Einschätzung von Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei Berenberg, die Diskussion über kommende US-Steuererhöhungen wiederbeleben. Er hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass die neue Finanzministerin Janet Yellen eine Politik verfolgen wird, die die Erholung der US-Wirtschaft abwürgen könnte. Angesichts ihrer "taubenhaften" Neigung dürfte ihr Fokus stattdessen eher auf mehr Stimulierung der Wirtschaft liegen.

Ein demokratischer Sieg hätte nach Einschätzung der Deutschen Bank positive Wachstumswirkungen. "Unsere US-Ökonomen glauben, dass ein demokratischer Senat wahrscheinlich zu einem weiteren großen fiskalischen Stimuluspaket führen würde, das wohl auch einige Prioritäten der neuen Administration wie Infrastrukturprojekte enthalten würde", hieß es. Das würde dann auch ein Aufwärtsrisiko für die BIP-Prognose bedeuten.

Zyklische Branchen waren gesucht. An der Spitze lag der Bankensektor mit einem Aufschlag von 5,5 Prozent. Hier stützten auch steigende Renditen an den Anleihemärkten. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen hat erstmals seit März wieder die Marke von 1,0 Prozent zurückerobert. Hintergrund ist die Erwartung zusätzlicher Konjunkturprogramme in den USA, falls Joe Biden "durchregieren" kann.

Sehr fest präsentierte sich auch der Ölsektor mit Aufschlägen von 3,8 Prozent. Neben den bereits beschriebenen Gründen stützte auch, dass sich die Opec+ auf eine nur leichte Erhöhung der Fördermengen geeinigt hat. Die Drosselung der gesamten Fördermenge um 7,2 Millionen Barrel im Januar soll auf 7,125 Millionen Barrel im Februar und 7,05 Millionen Barrel im März zurückgefahren werden. Für Rohstoffaktien ging es im Schnitt um 4,1 Prozent nach oben.


   Greggs nach Zahlen fest 

Neben Techwerten (minus 0,6 Prozent) ging es für Autotitel um 0,9 Prozent nach unten. Auf Gesamtjahressicht deutet sich vor allem aufgrund der Corona-Krise eines der schwächsten Jahre seit fast einem Jahrzehnt auf dem US-Automarkt an. Auf Basis der bisher veröffentlichten Absatzzahlen der einzelnen Hersteller rechnen Analysten mit Gesamtjahresverkäufen von 14,4 bis 14,6 Millionen. Daimler verloren 0,8 Prozent, während es für VW nur um 0,2 Prozent nach oben ging. Continental gaben 1,1 Prozent nach.

Mit der Aktie von Greggs ging es in London um 7,9 Prozent nach oben. Für die Analysten der UBS sind die Umsätze höher als erwartet ausgefallen und der Vorsteuerverlust dagegen geringer. Die starke Gewinnentwicklung im zweiten Halbjahr spiegele die Unterstützung der Regierung durch Steuererleichterungen sowie die allgemein höhere Gewichtung der Profitabilität wider. Die deutlich oberhalb der Erwartung ausgefallene Netto-Cash-Position für das Geschäftsjahr 2020 in Höhe von 37 Millionen Pfund zeige, dass Greggs weiterhin gut für eine Erholung positioniert sei.


=== 
Index                  Schluss-  Entwicklung   Entwicklung  Entwicklung 
                          stand      absolut         in %          seit 
                                                           Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.611,08       +63,23         +1,8%        +1,6% 
Stoxx-50               3.166,78       +48,34         +1,6%        +1,9% 
Stoxx-600                406,41        +5,47         +1,4%        +1,9% 
XETRA-DAX             13.891,97      +240,75         +1,8%        +1,3% 
FTSE-100 London        6.841,86      +229,61         +3,5%        +2,3% 
CAC-40 Paris           5.630,60       +66,00         +1,2%        +1,4% 
AEX Amsterdam            639,16        +5,54         +0,9%        +2,3% 
BEL-20 Bruessel        3.719,01       +71,80         +2,0%        +2,7% 
BUX Budapest          43.085,06      +650,76         +1,5%        +2,3% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.657,67       +17,28         +1,1%        +1,3% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.457,48        -8,54         -0,6%        -0,5% 
PSI 20 Lissabon        5.008,53      +159,79         +3,2%        +5,5% 
IBEX-35 Madrid         8.350,30      +258,80         +3,2%        +3,4% 
FTSE-MIB Mailand      22.734,32      +533,72         +2,4%        -0,1% 
RTS Moskau             1.436,71       +10,60         +0,7%        +3,6% 
OBX Oslo                 867,05       +14,98         +1,8%        +1,0% 
PX  Prag               1.037,52        +9,85         +1,0%        +1,0% 
ATX Wien               2.873,12       +73,42         +2,6%        +0,7% 
SMI Zuerich           10.747,08       +52,99         +0,5%        +0,4% 
=== 

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/raz

(END) Dow Jones Newswires

January 06, 2021 12:16 ET (17:16 GMT)