Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen geben am Dienstag einen Teil der Aufschläge vom Wochenbeginn wieder ab. Der DAX fällt am Mittag um 1,1 Prozent auf 13.771 Punkte - damit steht er allerdings auch 200 Punkte über seinem Tagestief. Offensichtlich werde der deutliche Rücksetzer aus dem frühen Geschäft zu terminmarktorientierten Käufen genutzt - möglicherweise auch deshalb, weil am Freitag der große Verfallstermin ansteht. Dann laufen Futures und Optionen auf die Indizes sowie Optionen auf die Einzelaktien aus.

Trotzdem zeigen sich Marktteilnehmer von den Erholungsansatz überrascht: "Das ist insofern bemerkenswert, als wir einen grottig schlechten ZEW-Index hatten, der eine Stagflation ankündigt", sagt ein Händler mit Blick auf den Konjunkturindex des ZEW. Dazu komme auch der Trendbruch im Intraday-Erholungtrend seit einer Woche: "Auch hier hat es nicht die großen Anschlussverkäufe gegeben", so der Marktteilnehmer.

Der Euro-Stoxx-50 fällt um 1,1 Prozent auf 3.701 Punkte, auch er hat schon deutlich tiefer notiert. Gestützt wird die Stimmung möglicherweise von den deutlich fallenden Ölpreisen, nach WTI hat nun auch Brent die Marke von 100 Dollar je Barrel unterschritten. Vor knapp zwei Wochen hatte Brent noch fast 140 Dollar gekostet.

Daneben hängt der Markt nach wie vor am Ukraine-Krieg. Dass mitten ihm Krieg die drei Regierungschefs Polens, Tschechiens und Sloweniens am Dienstag in die ukrainische Hauptstadt reisen, um dort dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Unterstützung der EU zu versichern, wird im Handel kritisch gesehen. Denn sollte dabei etwas passieren, wäre eine neue Eskalationsstufe im Verhältnis des Westens mit Russland erreicht, heißt es mahnend. "In dieser Gemengelage kann man Aktien einfach nicht klar bewerten", sagt ein Händler.

Aus China kommen zwar gute Wirtschaftsdaten, gleichzeitig machen die nach oben schießenden Corona-Infektionen wieder Sorgen. "Ein China-Shutdown und eventuelle neue Lieferkettenprobleme - da haben die Leute richtig Angst vor", sagt Marktstratege Joe Saluzzi von Themis Trading.

Unter den europäischen Branchenindizes leidet der Index der rohstoffnahen Basic Resources mit einem Abschlag von 3 Prozent unter weiteren Gewinnmitnahmen. Der Index der Öl- und Gaswerte fällt um 1,7 Prozent. Den einzigen Gewinner stellt der Mediensektor, dessen Stoxx-Branchenindex um 1 Prozent steigt. Er profitiert von Pearson, die weitere 8 Prozent gewinnen. Der Verlag hat nach eigenen Angaben vom Samstag ein Übernahmeangebot des Private-Equity-Unternehmens Apollo zurückgewiesen.

Im DAX verlieren Delivery Hero 4 Prozent und Porsche 2,8 Prozent. Kleinere Aufschläge verzeichnen, Qiagen, Merck und Deutsche Börse.


   RWE und Traton von Krieg in der Ukraine belastet 

Als "ordentlich" werden die Geschäftszahlen von Generali im Handel eingeschätzt. Vor allem das Prämienaufkommen liege über Erwartung. Allerdings habe der italienische Versicherer auf Wachstumsrisiken durch die Ukrainekrise hingewiesen. Die Titel steigen gegen den schwachen Markt um 0,9 Prozent.

Der Energiekonzern RWE sieht neue Unwägbarkeiten durch den russischen Angriff auf die Ukraine. Bei einer Eskalation der Lage drohten Engpässe an den europäischen Energiemärkten, von denen auch RWE betroffen wäre, heißt es. Der Titel verliert 0,7 Prozent. Knapp 2 Prozent im Minus zeigen sich die Aktien der VW-Tochter Traton. Kritisiert wird vor allem der Ausblick, der zwar angesichts der hohen Auftragsbestände optimistisch ausfalle, gleichzeitig aber vor eventuellen negativen Folgen der Ukrainekrise warne.

Kräftig unter Druck stehen die Aktien von Fraport. Sie verlieren 5,4 Prozent. Grund seien aber nicht die Geschäftszahlen, sondern die Kombination aus dem laufenden Streik am Berichtstag und vor allem dem Dividendenausfall, heißt es im Handel. Dies zeige die Reaktion auf die Dividendenerhöhung bei Wacker Chemie, deren Aktien legen gegen den schwachen Markt 4,6 Prozent zu.


   Gute Zahlen treiben Encavis 

Encavis behaupten sich mit fast 4 Prozent Plus gegen den schwachen Gesamtmarkt. Hier werden die vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2021 freundlich aufgenommen. Umsatz- und Ergebnisziffern hätten leicht über Erwartung gelegen, heißt es Handel. Der deutliche Anstieg der Strompreise spielt dem Hamburger Wind- und Solarparkbetreiber dabei weiter in die Hände. "Im Fokus steht aber weniger die Vergangenheit, als die Hoffnung auf noch viel mehr Neugeschäft, um auch von Russland unabhängiger zu werden", sagt ein Händler.

Bei TAG Immobilien kritisieren Händler den Anstieg des Leerstandes angesichts des Marktumfeldes, die Titel büßen 1,4 Prozent ein. Mayr-Melnhof geben 1,5 Prozent ab. Im ersten Halbjahr erwarten die Österreicher wegen steigender Kosten eine niedrigere Marge trotz laufender Preiserhöhungen. "Das zeigt das typische Bild bei fast allen Industrieaktien - einen Wettlauf zwischen Umsatzanstieg und Margendruck", sagt ein Händler.

Trotz eines Zuwachses bei Mode-Einzelhändler H&M (-1,3%) reagiert die Börse negativ auf die Umsatzzahlen. Im Handel heißt es, die Folgen des Rückzugs aus Russland für die weitere Umsatzentwicklung seien nicht absehbar.


 
Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.700,61      -1,1%      -40,49         -13,9% 
Stoxx-50                3.489,76      -0,8%      -29,87          -8,6% 
DAX                    13.770,91      -1,1%     -158,20         -13,3% 
MDAX                   30.208,44      -1,0%     -317,87         -14,0% 
TecDAX                  3.099,73      -0,5%      -16,25         -20,9% 
SDAX                   13.962,70      -1,0%     -140,00         -14,9% 
FTSE                    7.135,37      -0,8%      -58,10          -2,6% 
CAC                     6.298,09      -1,1%      -71,85         -12,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,35                  -0,02          +0,53 
US-Zehnjahresrendite        2,12                  -0,02          +0,61 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Di,8:51h  Mo, 17:45 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0994      +0,5%      1,0979         1,0984   -3,3% 
EUR/JPY                   129,56      +0,2%      129,90         129,57   -1,0% 
EUR/CHF                   1,0316      +0,5%      1,0326         1,0282   -0,6% 
EUR/GBP                   0,8418      +0,1%      0,8446         0,8416   +0,2% 
USD/JPY                   117,86      -0,4%      117,97         117,96   +2,4% 
GBP/USD                   1,3059      +0,4%      1,3035         1,3053   -3,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,4076      +0,2%      6,3958         6,3861   +0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                38.652,15      -1,7%   38.782,31      38.979,29  -16,4% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  95,33     103,01       -7,5%          -7,68  +28,1% 
Brent/ICE                  99,75     106,90       -6,7%          -7,15  +29,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.925,25   1.953,79       -1,5%         -28,55   +5,2% 
Silber (Spot)              24,65      25,11       -1,8%          -0,46   +5,7% 
Platin (Spot)           1.018,30   1.037,86       -1,9%         -19,56   +4,9% 
Kupfer-Future               4,47       4,51       -0,9%          -0,04   +0,2% 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 15, 2022 08:05 ET (12:05 GMT)