Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der Rally am Dienstag geht es mit den Kursen an Europas Börsen am Mittwoch wieder nach unten. Der DAX fällt am Nachmittag um 1,6 Prozent auf 14.579 Punkte und der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,2 Prozent auf 3.954 Punkte nach. "Der Markt zweifelt zunehmend daran, ob Russland tatsächlich eine Verhandlungslösung sucht", so ein Marktteilnehmer.

Am Vortag seien zu viele Vorschusslorbeeren vergeben worden an das Ukraine-Russland-Treffen in der Türkei. "Dass man spricht ist gut, aber dass die Börsen schon wieder auf Vorkriegsniveau notieren, spiegelt nicht die aktuelle Risikolage wider", so ein Händler.

Auch die Ausrufung der "Frühwarnstufe des Notfallplans" bei der Gas-Versorgung sorgt für Sorgenfalten im Handel. Die Börse sei bisher eher leichtfertig mit diesem Problempunkt umgegangen, das Risiko eines Lieferstopps durch Russland sei nicht eingepreist. "Wenn der Westen sich weigert, Gas in Rubel zu zahlen und es kommt ein Lieferstopp, stürzt Deutschland sofort in die Rezession", so der Händler. Für den Gaspreis geht es vor diesem Hintergrund um rund 9 Prozent nach oben. Daran ändert auch nichts, dass viele Marktteilnehmer mittlerweile von einem "Bluff" des Putin-Regimes ausgehen.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland hat die Prognose für das Wachstum auf 1,8 Prozent zurückgenommen von 4,6 Prozent. Die Inflation in Deutschland ist dagegen auf 7,6 Prozent nach oben geschlossen. In Belgien und in Spanien sind die Verbraucherpreise sogar noch stärker gestiegen.


   Öl und Gas schon wieder an der Spitze - Gewinner vom Dienstag schwach 

Auf der Aktienseite machen die Öl- und Gasaktien den Rückschlag vom Dienstag schon wieder mehr als wett. Ihr Stoxx-Branchenindex steigt um 2,7 Prozent. Der Index der rohstoffnahen Basic Resources erholt sich um 1,8 Prozent. Versorger, Telekom-Papiere, Pharmaaktien sowie Titel aus dem Nahrungsmittel- und Getränkesektor notieren tendenziell behauptet.

Auf der Verliererseite stehen schon wieder die am Dienstag gesuchten Branchen, hier wird die Erholung offensichtlich zum Ausstieg genutzt. Der Stoxx-Index der Autoaktien fällt um 1,6 Prozent. Die Sektorindizes der Einzelhandelskonzerne sowie der Reise- und Freizeit-Unternehmen geben um mehr als 2 Prozent nach, der Index der Banken um 1,4 Prozent. Auch Industrie- und Bauaktien verlieren überdurchschnittlich an Boden.

Im DAX fallen Delivery Hero um 4,3 Prozent zurück und Continental um 5,5 Prozent. Heidelbergcement verlieren 4,2 Prozent und Daimler Truck 3,9 Prozent. RWE ziehen dagegen um 0,6 Prozent an.

In der zweiten Reihen erholen sich Rheinmetall um 2,3 Prozent und K+S um 4,7 Prozent von den deutlichen Abschlägen vom Dienstag.

Positiv wird die Ankündigung eines neuen Aktienrückkaufs bei der UBS gewertet. Die Großbank will binnen zwei Jahren Aktien für bis zu 6 Milliarden Dollar zurückkaufen. "Das ist mehr als beim vorigen Programm und zeigt Zuversicht in die Entwicklung der Kapitalmärkte", sagt ein Händler. UBS geben um 0,6 Prozent nach.

Für Pearson geht es an der Londoner Börse um 6,6 Prozent nach unten. Apollo hat mitgeteilt, kein weiteres Gebot für den Fachverlag vorlegen zu wollen, nachdem bereits das dritte Angebot zurückgewiesen wurde. Apollo hatte zuletzt 6,7 Milliarden Pfund für Pearson geboten, was nach Einschätzung des Pearson-Vorstands weder den Wert des Verlags noch dessen zukünftige Wachstumsmöglichkeiten widerspiegelt.


   Encavis mit viel Rückenwind 

In der dritten Reihe gewinnen Encavis 7,3 Prozent. Der Ausblick sei positiv, erwartet wird ein Wachstum von 14 Prozent beim Umsatz. Auch der Gewinn soll weiter zulegen. Der Rückenwind für den Solar- und Windparkbetreiber sei fundamental und langfristig angesichts des Trends zu Erneuerbaren Energien. Dazu komme nun auch noch der Versuch, von Russland unabhängig zu werden. "Die Aktie stagniert seit Anfang März, der Ausblick könnte Auslöser für einen neuen Aufwärtsschub geben", sagt ein Händler. Nordex sind mit einem Plus von 7,1 Prozent ebenfalls gesucht.

Nach einem schwachen Ausblick geht es für Basler dagegen um 4,7 Prozent nach unten. Dieser impliziere eine Marge von 9 bis 12 Prozent, was laut Jefferies deutlich unter der Prognose von 14,4 Prozent liegt. Auch bei Stratec kommt der Ausblick bei den Anlegern nicht gut an - die Aktie gibt um 3,5 Prozent nach. Dagegen profitieren Takkt mit einem Plus von 7,7 Prozent von einem guten Ausblick. Das organische Umsatzwachstum soll 2022 "hoch einstellig" ausfallen, die EBITDA-Marge soll in den kommenden Jahren um zwei bis drei Prozentpunkte verbessert werden.


   Ausblick von Knaus Tabbert gefällt 

Besonders gut kommen die Jahreszahlen von Knaus Tabbert (+13,2%) und vor allem der Ausblick auf 2022 an. "Der Trend zum Mikro-Urlaub während Corona scheint sich ungebrochen fortzusetzen", meint ein Händler. Daraus resultiere genau die Art Preissetzungsmacht, die der Markt sehen wolle. So plant der Campingwagen-Hersteller, Preiserhöhungen von 6 bis 8 Prozent durchzusetzen. Hohe Einkaufskosten dürfte man zudem durch angepasste Einkaufsstrategien bei Chassis in den Griff bekommen, weshalb die Profitabilität weiter steigend erwartet wird.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.953,82      -1,2%        -48,36          -8,0% 
Stoxx-50                3.732,75      -0,4%        -16,50          -2,2% 
DAX                    14.578,57      -1,6%       -241,76          -8,2% 
MDAX                   31.469,66      -1,2%       -392,50         -10,4% 
TecDAX                  3.336,91      -0,8%        -25,40         -14,9% 
SDAX                   14.546,60      -1,1%       -154,65         -11,4% 
FTSE                    7.551,35      +0,2%         14,10          +2,1% 
CAC                     6.724,95      -1,0%        -67,21          -6,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,70                    +0,07          +0,88 
US-Zehnjahresrendite        2,40                    +0,01          +0,89 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Mi, 8:12 Uhr  Di, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1152      +0,6%        1,1110         1,1099   -1,9% 
EUR/JPY                   135,88      -0,3%        135,46         136,29   +3,8% 
EUR/CHF                   1,0306      -0,2%        1,0315         1,0338   -0,7% 
EUR/GBP                   0,8471      +0,1%        0,8472         0,8450   +0,8% 
USD/JPY                   121,83      -0,9%        121,90         122,79   +5,8% 
GBP/USD                   1,3165      +0,5%        1,3115         1,3135   -2,7% 
USD/CNH (Offshore)        6,3580      -0,3%        6,3665         6,3754   +0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                46.989,36      -0,7%     47.587,42      47.907,48   +1,6% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 108,56     104,24         +4,1%           4,32  +46,8% 
Brent/ICE                 114,07     110,23         +3,5%           3,84  +48,0% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.932,40   1.919,45         +0,7%         +12,95   +5,6% 
Silber (Spot)              25,00      24,77         +0,9%          +0,23   +7,3% 
Platin (Spot)             996,18     987,37         +0,9%          +8,81   +2,7% 
Kupfer-Future               4,82       4,73         +1,9%          +0,09   +8,2% 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 30, 2022 09:56 ET (13:56 GMT)