FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind sehr schwach in die neue Woche gestartet. "Zinsen und Inflation bleiben die beiden Schreckgespenster für die Märkte", sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Zum einen drückten die steigenden Zinsen unmittelbar auf die Gewinne der Unternehmen. Und zum anderen würden Anleihen zu einer immer größeren Konkurrenz für Aktien. Der DAX verlor 2,4 Prozent auf 13.427, für den Euro-Stoxx-50 ging es 2,7 Prozent auf 3.503 nach unten.

"Die Inflation droht außer Kontrolle zu geraten und die weltweiten Zentralbanken könnten geneigt sein, eine Rezession auszulösen, um die Nachfrage unter das durch Lieferengpässe und Krieg dezimierte verfügbare Angebot zu bewegen", so CMC Markets.


   Anleger rechnen mit verschärftem Vorgehen der Währungshüter 

Die Anleger rechnen nach den US-Verbraucherpreisen vom vergangenen Freitag mit einem verschärften Vorgehen durch die Notenbanken auf beiden Seiten des Atlantiks. So werden nun Zinserhöhungen im Juli durch die EZB von mehr als 25 Basispunkten bzw durch die US-Notenbank in der laufenden Woche von gleich 75 Basispunkten nicht mehr ausgeschlossen, obgleich Analysten das für unwahrscheinlich halten.

Alle großen Stoxx-Branchenindizes schlossen mit Abschlägen. Der Index der Reise- und Freizeit-Aktien fiel um 5,3 Prozent, die Indizes der Technologietitel und der Autoaktien folgen mit Abschlägen von bis zu 4,5 Prozent. Die Angst vor einer zentralbankinduzierten Rezession schickte Rohstofftitel 3,4 Prozent in den Keller.

Im DAX schlossen fast alle Titel mit negativen Vorzeichen. Technologieaktien hatten angesichts weiter steigender Zinsen an den Anleihemärkten ebenfalls keinen guten Tag: Delivery Hero brachen um 12,5 Prozent ein, Hellofresh um 5,8 Prozent oder Infineon um 6,8 Prozent. Gegen die Tendenz stiegen Brenntag nach Anhebung der Prognose um 3,2 Prozent.

Mit Sorge blickte der Markt auf die Renditen von Italiens Staatsanleihen. Zu Börsenschluss stand die 10-jährige mit 3,99 Prozent nur minimal unter der 4-Prozent-Marke. Im Tageshoch lag die Rendite bei 4,01 Prozent. Die Anleger befürchten eine zunehmende Fragmentierung der Eurozone.

Dazu blickte der Markt auf Frankreichs Wahlen. Der CAC-40 fiel um 2,7 Prozent. Das Wahlbündnis von Präsident Emmanuel Macron liegt zwar knapp vor dem Linksbündnis, die absolute Mehrheit scheint aber gefährdet. Am Abend dürfte eine Diskussionsteilnahme von Fed-Vizechefin Lael Brainard Beachtung finden - vor allem, ob sie die Inflationsdaten vom Freitag kommentiert.

Um 24,1 Prozent auf 32,65 Euro nach oben schossen die Aktien von Flughafen Wien. Hier hat der australische IFM Global Infrastructure Fund (IFM GIF) über seine Tochter Airports Group Europe ein Übernahmeangebot für 33 Euro je Aktie vorgelegt. Allerdings handelt es sich um ein Pflichtgebot, da IFM über 40 Prozent des Flughafens besitzt. Eine mehrheitliche Kontrolle sei nicht geplant. Andere Flughafen-Aktien wie Fraport (-3%) hatten nichts davon, da es sich nicht um eine Story mit Branchenfantasie handele, kommentierte ein Händler.

In Paris brachen Valneva um 25,3 Prozent ein. Der österreichisch-französische Pharmakonzern stellt sein Corona-Impfstoffprogramm in Frage und schiebt die Verantwortung dafür der EU zu. Diese habe den Zulassungsantrag für den so genannten Totimpfstoff verzögert und nun auch die Bestellmengen reduziert.


   Mögliche Sparten-Ausgliederung stützt Atos nicht 

Atos gaben um 11 Prozent nach. Nach Einschätzung von Bryan Garnier sind die angeblichen Ausgliederungspläne des Tech-Foundation-Geschäfts ein Kompromiss zwischen Chairman Bertrand Meunier, der die Unabhängigkeit von Atos bewahren möchte, und CEO Rodolphe Belmer, der die Zahl der strategischen Optionen erhöhen möchte. Die Spannungen innerhalb des Vorstands bzw Aufsichtsrats dürften auf diesem Weg nachlassen. Allerdings, so schränken die Analysten ein, werde noch eine ganze Weile bis zu einem erfolgreichen Turnaround vergehen.

Für eine bessere Kursentwicklung gegen den schwachen Gesamtmarkt sorgte eine Studie von Goldman Sachs, die Thales (+2,1%) und Rheinmetall (unverändert) erstmalig zum Kauf empfiehlt. Die Analysten sehen mit dem Ukrainekrieg einen Superzyklus für die gesamte Branche. Dazu wirkt auch die Inflationsangst stützend, da Anleger auf der Suche nach thematisch davon unberührten Sektoren seien. Bei Thales stützte zudem eine Entschädigungszahlung Australiens für den aufgelösten U-Boot-Auftrag.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.502,50       -96,70        -2,7%        -18,5% 
Stoxx-50               3.442,31       -68,42        -1,9%         -9,9% 
Stoxx-600                412,52       -10,19        -2,4%        -15,4% 
XETRA-DAX             13.427,03      -334,80        -2,4%        -15,5% 
FTSE-100 London        7.205,81      -111,71        -1,5%         -0,9% 
CAC-40 Paris           6.022,32      -164,91        -2,7%        -15,8% 
AEX Amsterdam            661,54       -20,43        -3,0%        -17,1% 
ATHEX-20 Athen             0,00         0,00         0,0%         -3,0% 
BEL-20 Bruessel        3.712,41       -57,84        -1,5%        -13,9% 
BUX Budapest          37.942,09     -1008,58        -2,6%        -25,2% 
OMXH-25 Helsinki       4.608,63      -129,62        -2,7%        -15,0% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.763,65       -31,14        -1,1%        +36,5% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.626,35       -38,37        -2,3%        -12,8% 
PSI 20 Lissabon        6.087,96       -71,87        -1,2%         +8,0% 
IBEX-35 Madrid         8.183,30      -207,30        -2,5%         -6,1% 
FTSE-MIB Mailand      21.918,04      -629,44        -2,8%        -17,5% 
RTS Moskau                 0,00         0,00         0,0%        -20,5% 
OBX Oslo               1.093,51       -36,07        -3,2%         +2,3% 
PX  Prag               1.294,54       -20,75        -1,6%         -9,2% 
OMXS-30 Stockholm      1.956,50       -34,29        -1,7%        -19,1% 
WIG-20 Warschau        1.681,75       -43,43        -2,5%        -25,8% 
ATX Wien               3.122,23       -63,23        -2,0%        -17,0% 
SMI Zuerich           10.896,25      -188,37        -1,7%        -15,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,63                    +0,12          +1,81 
US-Zehnjahresrendite        3,33                    +0,17          +1,82 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Mo, 8:16 Uhr  Fr, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0443      -0,7%        1,0481         1,0518   -8,2% 
EUR/JPY                   139,97      -1,0%        141,11         141,12   +7,0% 
EUR/CHF                   1,0408      +0,2%        1,0367         1,0401   +0,3% 
EUR/GBP                   0,8579      +0,5%        0,8549         0,8538   +2,1% 
USD/JPY                   134,05      -0,3%        134,66         134,14  +16,5% 
GBP/USD                   1,2173      -1,2%        1,2261         1,2319  -10,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,7683      +0,5%        6,7552         6,7308   +6,5% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.469,75     -14,2%     25.426,65      29.341,32  -49,2% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 121,26     120,67         +0,5%           0,59  +66,6% 
Brent/ICE                 122,56     122,01         +0,5%           0,55  +62,5% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.830,60   1.871,40         -2,2%         -40,81   +0,1% 
Silber (Spot)              21,26      21,89         -2,9%          -0,63   -8,8% 
Platin (Spot)             942,17     977,07         -3,6%         -34,90   -2,9% 
Kupfer-Future               4,21       4,29         -1,9%          -0,08   -5,2% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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June 13, 2022 12:13 ET (16:13 GMT)