FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der Kursrally vom Vortag ist es an den europäischen Aktienmärkten weiter nach oben gegangen. Kurstreiber war weiter die Hoffnung auf Stimulus-Pakete, Infrastrukturmaßnahmen und höhere Staatsausgaben, wie sie mit dem Parteiprogramm der US-Demokraten verbunden sind. Die nun begonnene Umschichtung in konjunkturzyklische Aktien habe einen enormen Umfang und werde viele Tage dauern, hieß es im Handel. Damit verbunden seien auch Hoffnungen auf eine Reflationierung.

Gute Nachrichten gab es aus Deutschland von den Auftragseingängen für die Industrie, sie legten im November mit 2,3 Prozent zum Vormonat zu. Zudem war der Vormonatswert nach oben revidiert worden - auf "stattliche" 3,3 Prozent. Damit lagen sie im November 2020 gut 6,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. "Die Firmen sind also wieder bemüht, ihre Lager aufzufüllen, die über die Pandemie hinweg infolge der Produktionsausfälle geschrumpft waren", sagte Martin Moryson, Chefvolkswirt der DWS für Europa.

Der DAX gewann 0,5 Prozent auf 13.968 Punkte, mit 14.007 Punkten notierte der Index am Nachmittag auf Rekordhoch. Auch der MDAX wie der SDAX handelten auf neuen Hochs. Der Euro-Stoxx-50 schloss 0,3 Prozent höher bei 3.622 Zählern. Etwas Unterstützung kam zudem von der Währungsseite. Hier tendierte der Euro am Abend mit 1,2260 Dollar leichter, am frühen Morgen notierte das Währungspaar noch bei 1,2340.


   Zyklische Sektoren gesucht 

Zyklische Sektoren gehörten zu den großen Sektor-Gewinnern in Europa. Für Bauaktien ging es 2,3 Prozent nach oben, Rohstoffwerte gewannen im Schnitt 2,8 Prozent, während der Sektor der Industriegüter 1,1 Prozent fester notierte. Positiv wurde ein Milliarden-Zukauf für Lafargeholcim (plus 2,4 Prozent) gewertet. Hier gefällt nach Aussage aus dem Handel die industrielle Logik hinter dem Deal und dass sich Lafarge damit über das Thema Energieeinsparung für ESG-Investoren aufhübsche. Lafarge hat Firestone Building Products (FSBP) aus den USA für 3,4 Milliarden Dollar gekauft. Das Geschäft mit Dachabdeckung sorgte 2020 für einen geschätzten Umsatz von 1,8 Milliarden Dollar und ein EBITDA von 270 Millionen Dollar. Auch den Analysten von Davy gefällt der Deal. Der Preis sei nicht teuer, strapaziere nicht übermäßig die Bilanz und werde sich ab dem ersten Jahr positiv auf den Gewinn je Aktie auswirken.

Die Aktie des französischen Baustoffriesen Saint-Gobain setzte sich mit einem Plus von 6,2 Prozent an die Spitze der Kursgewinner im Bausektor. Saint-Gobain hat über ein starkes viertes Quartal beim Umsatz informiert. Die Analysten von Bryan Garnier heben die Aktien daher auf "Buy", von Davy Research heißt es, wegen des positiven Ausblicks könnte der operative Gewinn dieses Jahr rund 12 Prozent höher ausfallen als der Markt bisher erwartet. Auch bei der Konkurrenz sorgt das für gute Laune: Heidelcement stiegen 3,9 Prozent.

Delivery Hero gaben nach der Kapitalerhöhung 2,9 Prozent auf 134,40 Euro nach. Hier wurden zuvor Aktien für 1,2 Milliarden Euro zu 132,00 Euro bei Investoren platziert. Es sei ein Zeichen für gute Nachfrage, dass die Aktien nicht bis auf diesen Preis zurückgefallen seien, kommentierte ein Händler.


   Curevac geht Partnerschaft mit Bayer ein 

Als gut für Curevac werteten Händler die Partnerschaft mit Bayer. "Das sichert Zugang zu Kontakten, Netzwerken und Finanzierungen, wie sie eben nur ein Großunternehmen hat", sagte ein Händler. Für die Curevac-Aktie ging es in Frankfurt um 12,5 Prozent nach oben, Bayer stiegen um 1,7 Prozent.

Für die Aktie von Atos ging es an der Pariser Börse um 13 Prozent nach unten. Die erste Verkaufswelle löste eine Kreisemeldung von Reuters aus, derzufolge das Unternehmen für DXC Technology eine Übernahmeofferte von mehr als 10 Milliarden Dollar unterbreitet habe. Inzwischen hat Atos die Gespräche mit DXC Technology über eine mögliche freundliche Transaktion bestätigt. Ein Kauf würde die Marktpräsenz von Atos in den USA deutlich erhöhen und das Unternehmen zum Markführer im Bereich Digital Services machen. Das französische IT-Unternehmen sagte, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Gewissheit gebe, ob die Annäherung in eine Vereinbarung oder Transaktion mündet.

Für Sainsbury ging es an der Londoner Börse nach Anhebung der Prognose um 6,9 Prozent nach oben. Wegen eines starken Weihnachtsgeschäfts geht der Einzelhändler für das laufende Geschäftsjahr von einem bereinigten Vorsteuergewinn von 330 Millionen Pfund aus, 60 Millionen Pfund mehr als bislang erwartet. Shore Capital spricht von einer beeindruckenden Anhebung, unter anderem getrieben durch eine starkes Online-Geschäft.


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Index                  Schluss-  Entwicklung   Entwicklung  Entwicklung 
                         stand        absolut         in %         seit 
                                                           Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.622,42       +11,34         +0,3%        +2,0% 
Stoxx-50               3.172,32        +5,54         +0,2%        +2,1% 
Stoxx-600                408,49        +2,08         +0,5%        +2,4% 
XETRA-DAX             13.968,24       +76,27         +0,5%        +1,8% 
FTSE-100 London        6.856,96       +15,10         +0,2%        +5,9% 
CAC-40 Paris           5.669,85       +39,25         +0,7%        +2,1% 
AEX Amsterdam            637,41        -1,75         -0,3%        +2,1% 
ATHEX-20 Athen         1.953,15       +10,41         +0,5%        +1,0% 
BEL-20 Bruessel        3.744,28       +25,27         +0,7%        +3,4% 
BUX Budapest          43.900,70      +815,64         +1,9%        +4,3% 
OMXH-25 Helsinki       4.738,24      +138,85         +3,0%        +3,3% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.678,15       +20,48         +1,2%        +2,6% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.472,97       +15,49         +1,1%        +0,5% 
PSI 20 Lissabon        5.168,32      +113,70         +2,2%        +7,8% 
IBEX-35 Madrid         8.385,80       +35,50         +0,4%        +3,9% 
FTSE-MIB Mailand      22.746,08       +11,76         +0,1%        +2,3% 
RTS Moskau            Feiertag                                    +3,6% 
OBX Oslo                 881,17       +14,12         +1,6%        +2,6% 
PX  Prag               1.051,05       +13,53         +1,3%        +2,3% 
OMXS-30 Stockholm      1.939,49       +47,14         +2,5%        +3,5% 
WIG-20 Warschau        2.074,11       +64,99         +3,2%        +4,5% 
ATX Wien               2.947,77       +74,65         +2,6%        +3,2% 
SMI Zuerich           10.778,67       +31,59         +0,3%        +0,7% 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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January 07, 2021 12:27 ET (17:27 GMT)