ATHEN (dpa-AFX) - Das türkische Forschungsschiff "Oruc Reis" hat den zehnten Tag in Folge die international umstrittene Suche nach Erdgas vor griechischen Inseln im östlichen Mittelmeer fortgesetzt. Am Mittwochmorgen bewegte sich das Schiff dem Ortungsdienst MarineTraffic zufolge erneut in einem Seegebiet südlich der griechischen Urlaubsinsel Rhodos, das Griechenland als eigene Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) versteht. Nach wie vor halten sich auch zahlreiche türkische und griechische Kriegsschiffe in der Region auf.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan betonte erneut, dass er im Erdgasstreit nicht nachgeben werde. "Wenn wir in dieser Angelegenheit, bei der wir hundertprozentig recht haben, die Piraterie billigen, können wir den kommenden Generationen nicht ins Gesicht schauen", sagte er am Mittwoch in Ankara. Ähnlich hatte er sich schon am Wochenende geäußert.

Unterdessen veröffentlichten am Mittwoch die Athener Zeitungen "Kathimerini" und "Protothema" im Internet erste Bilder mit den Folgen einer Kollision einer griechischen mit einer türkischen Fregatte vergangene Woche. Eine Eskalation konnte seinerzeit abgewendet werden. Aus dem Bild, das die Zeitungen aus Quellen der griechischen Marine erhalten haben sollen, ist ein tiefer Riss auf der rechten Seite (Steuerbord) der türkischen Fregatte "Kemal Reis" zu sehen. Die Kollision mit der griechischen Fregatte "Limnos" ereignete sich im umstrittenen Gebiet. Die Echtheit des Fotos ist aus unabhängigen Quellen nicht bestätigt worden.

Das Seerecht der Vereinten Nationen (UN) legt für Küstenländer eine Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) fest, die bis 200 Seemeilen über die Hoheitsgewässer eines Landes hinausreicht. Liegt die Küste eines anderen Landes näher, gilt die Mittellinie. Griechische Inseln, die nahe an der türkischen Küste liegen, verringern also die türkische AWZ enorm. Die Türkei - die das Seerecht der UN nicht unterzeichnet hat - ist der Auffassung, dass Inseln keine AWZ haben und sieht ihre Gasforschungen daher als legitim an./tt/DP/nas