FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen haben den Handel am Dienstag mit kleinen Verlusten beendet. Zwischenzeitliche Anläufe an die jüngsten Rekord- oder Jahreshöchststände scheiterten. Der DAX fiel um 0,3 Prozent auf 15.835 Punkte, nachdem er den Rekordstand von 16.030 Punkten am Vormittag nur um etwa 23 Punkte verfehlt hatte. Nachdem er da noch sein Jahreshoch angelaufen hatte, schloss der Euro-Stoxx-50 um 0,1 Prozent im Minus bei 4.196 Punkten.

"Es ist immer schwierig, aus einer überkauften Lage heraus das Allzeithoch anzugreifen", so ein Marktteilnehmer zum DAX. Die Konsolidierung unterhalb des Rekordstands werde sich nun erst einmal fortsetzen mit ersten Unterstützungen im Bereich um 15.800 Punkte. Bewegungen seien aufgrund der geringen Umsätze zwar schnell, aber häufig nicht nachhaltig. Zur Vorsicht mahne der nahende September, häufig ein schwächerer Börsenmonat.

Marktteilnehmer verwiesen auch auf Aussagen von Robert Holzmann, dem Chef der österreichischen Notenbank. "Holzmann sieht die EZB in einer günstigen Lage, über einen Ausstieg aus den pandemiebedingten Hilfen nachzudenken", so der Händler. "Das stützt den Euro und hat DAX und Euro-Stoxx-50 kurzzeitig belastet", sagte er. Der Euro stieg zeitweise auf den höchsten Stand seit drei Wochen. Einen nachhaltigen Einfluss der Holzmann-Aussagen sah der Marktteilnehmer allerdings nicht. Erstens seien sie nicht überraschend, und zweitens sei der österreichische Notenbankchef als Anhänger einer tendenziell eher strafferen Geldpolitik bekannt. "Neue Rekorde sind nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben", meinte er.

Ähnlich äußerte sich Jochen Stanzl von CMC Markets: "Das alles entscheidende Signal kam am vergangenen Freitag von der amerikanischen Notenbank in Form der Worte von Jerome Powell auf dem jährlichen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole", sagte er. Da der US-Notenbankchef höhere Zinsen erst weit in der Zukunft sehe, sei seitdem "ein wahrer Kaufrausch bei Aktien ausgebrochen". Auch schwache Konjunkturdaten aus China konnten die Stimmung nicht trüben. Im Gegenteil: Anleger werten laut Stanzl die stärker als erwartet gefallenen chinesischen Einkaufsmanagerindizes als ein Signal für möglicherweise bald schon wieder neue Stützungsmaßnahmen der Regierung in Peking.

Unter Druck standen besonders die Titel aus dem Telekommunikationsbereich mit einem Minus ihres Stoxx-Branchenindex von 1,3 Prozent. Auch der Index der Rohstofftitel notierte mit Abschlägen von 1,0 Prozent schwächer. Im Plus hielten sich dagegen die Versorger mit durchschnittlichen Kursgewinnen von 0,4 Prozent.


   Prosus mit Übernahme sehr fest 

Laut Marktkennern trieben Käufe von Investoren, die sich gegen steigende Inflation absichern wollten, die Versorger. "Versorger können ihre Kosten immer durchdrücken", merkte ein Händler an. Dazu treibe der Umstieg auf E-Mobilität, der immer mehr Verbraucher zwangsweise zu Stromkunden mache. RWE stiegen um 1,3, Eon um 0,6, Verbund und Endesa um jeweils 1,3 Prozent.

Technologie-Aktien wurden etwas gestützt von den starken US-Vorlagen mit neuen Nasdaq-Rekorden am Montag. Hier gewannen Prosus 6,4 Prozent nach dem Kauf des indischen Anbieters von Zahlungssystemen Billdesk. Die Naspers-Tochter zahlt 4,7 Milliarden Dollar für das Unternehmen. Die Citigroup wertete den Kauf als strategisch sinnvoll. Die Akquisition werde eine Konsolidierung im Bereich digitale Zahlungssyteme auslösen. Auch werde die Reichweite von Prosus im schnell wachsenden indischen Fintech-Markt stark ausgeweitet.


   Delivery Hero führen DAX an 

Daneben hat Naspers mitgeteilt, man halte nun weitere 2,5 Prozent an Delivery Hero und damit insgesamt 27,47 Prozent an dem DAX-Unternehmen. Bei dessen südkoreanischer Tochter Woowa läuft es rund mit im August 100 Millionen ausgeführten Bestellungen. Delivery Hero waren mit 3,6 Prozent Plus stärkster DAX-Wert. Deutsche Post waren zunächst ebenfalls gefragt, beendeten den Handel aber mit knapp behauptet. Marktteilnehmer erwarten, dass der Index-Betreiber Stoxx am Mittwoch die Aufnahme der Deutsche-Post-Aktien in den paneuropäischen Blue-Chip-Index Stoxx-50 bekanntgeben wird.

Im MDAX gaben Lufthansa um 1,5 Prozent nach. Auch andere Aktien aus dem Sektor verloren, so IAG um 2,5 Prozent. Lufthansa-Chef Konzernchef Carsten Spohr hatte am Vorabend vor Journalisten einen ernüchternden Ausblick auf die Wintersaison gegeben und von einem "langen, kalten Winter" gesprochen. Die Restrukturierung laufe aber und im zweiten Quartal sei wieder ein positiver Cashflow erzielt worden.

Vivendi (-1,9%) profitierten nicht davon, dass ein weiterer 2,9-Prozent-Anteil an der Tochter Universal Music Group (UMG) für 1,15 Milliarden Dollar noch vor dem Börsengang an Pershing Square verkauft wurde. Hochgerechnet entspricht der Anteilskauf einem Gesamtwert der Musiksparte von 35 Milliarden Euro, ein Wert, den die Analysten von Citi jüngst als zu niedrig bezeichnet hatten.

Gute Halbjahreszahlen hatte der österreichische Baukonzern Strabag vorgelegt und außerdem den Ausblick erhöht. Dennoch verlor die Aktie 1,9 Prozent nach einer starken Entwicklung zuvor.


   Aktienrückkäufe bei Essilor und Cewe 

Leicht positiv wurde bei Essilorluxottica die Ankündigung eines Aktienrückkaufs gesehen. Für das Papier ging es um 2,4 Prozent nach oben. Auch Cewe (+0,2%) kündigte einen Aktienrückkauf an. "Der ist zwar sehr klein, zeigt aber, dass Cewe den Kurs aktiv steigern will", hieß es.

Adler Group stiegen nach einer erhöhten Prognose um 5,0 Prozent. Vor allem die zudem deutlich erhöhte Dividende dürfte Anlegern gefallen. Sie soll auf 57 bis 60 Cent nach zuvor 46 Cent steigen.


=== 
Index                      Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                             stand      absolut         in %          seit 
.                                                              Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50              4.196,41        -2,39        -0,1%        +18,1% 
Stoxx-50                   3.617,19       -10,52        -0,3%        +16,4% 
Stoxx-600                    470,88        -1,80        -0,4%        +18,0% 
XETRA-DAX                 15.835,09       -52,22        -0,3%        +15,4% 
FTSE-100 London            7.119,70       -28,31        -0,4%        +10,6% 
CAC-40 Paris               6.680,18        -7,12        -0,1%        +20,3% 
AEX Amsterdam                787,62        -1,52        -0,2%        +26,1% 
ATHEX-20 Athen             2.214,27       -11,67        -0,5%        +14,5% 
BEL-20 Bruessel            4.308,92        -6,97        -0,2%        +19,0% 
BUX Budapest              51.969,67      +367,09        +0,7%        +23,4% 
OMXH-25 Helsinki           5.669,94       -43,78        -0,8%        +23,6% 
ISE NAT. 30 Istanbul       1.588,34       +14,33        +0,9%         -2,9% 
OMXC-20 Kopenhagen         1.799,64       -23,81        -1,3%        +22,8% 
PSI 20 Lissabon            5.340,41       +76,67        +1,4%        +10,6% 
IBEX-35 Madrid             8.846,60       -21,30        -0,2%         +9,6% 
FTSE-MIB Mailand          26.009,29       -14,98        -0,1%        +17,1% 
RTS Moskau                 1.684,16        -0,54        -0,0%        +21,4% 
OBX Oslo                   1.003,83       -17,60        -1,7%        +16,9% 
PX  Prag                   1.284,15        +1,26        +0,1%        +25,0% 
OMXS-30 Stockholm          2.351,25       -21,56        -0,9%        +25,4% 
WIG-20 Warschau            2.368,03       +17,80        +0,8%        +19,4% 
ATX Wien                   3.619,69       +12,29        +0,3%        +29,4% 
SMI Zuerich               12.411,11       -25,47        -0,2%        +16,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,39                  +0,04      +0,19 
US-Zehnjahresrendite        1,30                  +0,02      +0,38 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Di, 8:20   Mo,17:25   % YTD 
EUR/USD                   1,1804      +0,0%      1,1830     1,1800   -3,4% 
EUR/JPY                   129,83      +0,1%      129,94     129,67   +3,0% 
EUR/CHF                   1,0808      -0,1%      1,0821     1,0808   -0,0% 
EUR/GBP                   0,8583      +0,1%      0,8573     0,8578   -3,9% 
USD/JPY                   110,01      +0,1%      109,84     109,89   +6,5% 
GBP/USD                   1,3752      -0,0%      1,3800     1,3756   +0,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,4543      -0,2%      6,4586     6,4636   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                47.479,76      -1,9%   47.048,01  47.862,26  +63,4% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  68,81      69,21       -0,6%      -0,40  +43,3% 
Brent/ICE                  73,05      73,41       -0,5%      -0,36  +43,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.808,93   1.810,25       -0,1%      -1,32   -4,7% 
Silber (Spot)              23,89      24,08       -0,8%      -0,18   -9,5% 
Platin (Spot)           1.013,85   1.011,20       +0,3%      +2,65   -5,3% 
Kupfer-Future               4,36       4,36       -0,0%      -0,00  +23,6% 
=== 

DJG/cln

(END) Dow Jones Newswires

August 31, 2021 12:08 ET (16:08 GMT)