Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach anfänglichen Verlusten geht es an den europäischen Aktienmärkten am Dienstagmittag wieder nach oben. Der DAX gibt noch um 0,1 Prozent nach auf 14.645 Punkte, damit steht er 130 Punkte oder fast ein Prozent über Tagestief. Der Euro-Stoxx-50 fällt noch um 0,1 Prozent auf 3.829 Punkte. Einerseits schleppt sich die Pandemiekrise hin: "Die beschlossenen Maßnahmen, insbesondere die Verlängerung des Lockdowns bis 18. April und die Beschränkungen um Ostern, haben das Potenzial, das Sentiment einzutrüben", hieß es am Morgen von den Marktstrategen der Helaba mit Blick auf Deutschland. Andererseits heißt es am Markt aber auch, die Europäische Zentralbank könne ihre Anleihenkäufe falls nötig ausweiten und so die Lage stabilisieren. Die Renditen in Europa befinden sich am Dienstag auf dem Rückzug.

Als gut für die Märkte wird indes in den USA die Diskussion über ein großes Infrastrukturpaket der Biden-Regierung gesehen. Hier wird über Investitionen in die marode US-Infrastruktur von bis zu 3 Billionen Dollar nachgedacht. Anleiheexperten befürchten jedoch, dass durch die enorme Verschuldungsnachfrage die Renditen weiter nach oben getrieben werden könnten. Die Analysten der Bank of America nehmen ihre Prognose für die US-Zehnjahresrendite deutlich über die 2-Prozent-Marke nach oben, von bisher 1,75 auf 2,15 Prozent. Dies erwarten sie bereits zum Jahresende. Aktuell rentieren die US-Treasuries bei 1,64 Prozent.


   Reise- und Öl-Aktien unter Druck - defensive Branchen gefragt 

Auf die Stimmung schlagen die neuen Maßnahmen Anlegern bei Reise-Aktien, deren Stoxx-Branchenindex um 1,2 Prozent fällt. Die kurze Euphorie über Mallorca ist mit den neuen Beschränkungen aus dem Markt gewichen, und im Inland ist der Osterurlaub passe. Tui fallen um 5,6 Prozent, Easyjet um 5 Prozent und IAG um 4,6 Prozent. Lufthansa geben 3,7 Prozent ab.

Noch stärker nach unten geht es mit den Aktien aus dem Öl-und Gasbereich. "Die Rechnung ist ganz einfach: Weniger Reisen heißt weniger Ölbedarf", so ein Marktteilnehmer. Der Stoxx-Index der Titel fällt um 2 Prozent, wobei BP mit einem Abschlag von 3,7 Prozent die Verliererliste anführen.

Ähnlich stark fällt mit einem Minus von 2,1 Prozent der Stoxx-Index der Autotitel, der allerdings zuletzt auch extrem stark gestiegen war - angetrieben vor allem von der Hausse der VW-Aktien. Diese leiden nun mit 3,1 Prozent Minus unter Gewinnmitnahmen.

Auf der anderen Seite stehen Versorger-Titel und die Papiere aus dem Telekom-Bereich mit einem Plus ihrer Stoxx-Branchenindex von jeweils etwa einem Prozent. Sie profitieren vor allem von den sinkenden Renditen in Europa. Im DAX ziehen Eon um 1,3 Prozent an und RWE um 1,2 Prozent. Deutsche Telekom setzen ihren Kursaufschwung mit einem Plus von 1,5 Prozent fort. Noch stärker nach oben geht es mit den zinsabhängigen Immobilien-Aktien: Hier steigen Deutsche Wohnen um 2,9 Prozent und Vonovia um 3 Prozent.


   Gewinnwarnung bei Volvo wegen Chip-Mangels 

Als die "bislang heftigste Gewinnwarnung wegen des Chip-Mangels" bezeichnet ein Händler die Aussagen von Volvo (minus 6,9 Prozent). Das Thema sei zwar bekannt und habe fast alle Autohersteller schon zu Produktionseinschränkungen und sogar Fabrikstilllegungen gezwungen, das Ausmaß bei Volvo sei aber stärker. Der Nutzfahrzeughersteller erwartet, dass der Mangel die Produktion im gesamten zweiten Quartal belasten werde und es kaum absehbar sei, wann er sich bessere. Gewinn und Cashflow werden darunter leiden. Die Analysten der Citi rechnen damit, dass das EBIT für 2021 daher 10 Prozent unter den Erwartungen liegen werde.


   Nordex mit gutem Ausblick sehr stark 

Für die Aktie von Nordex geht es um 7 Prozent nach oben. An der Börse kommt vor allem der Ausblick des Unternehmens gut an. Trotz der schwierigen Bedingungen durch Covid sei Nordex im vierten Quartal auf EBITDA-Ebene in die Gewinnzone zurückgekehrt. Da der Großteil des Auftragseingangs 2020 in Höhe von 6.020 MW vor allem aus Ländern mit geringerem Risiko stamme, erwarten die Analysten von Jefferies ein begrenztes Risiko für die 2021er Prognose eines Umsatzes von 4,7 bis 5,2 Milliarden Euro und einer EBITDA-Marge von 4,0 bis 5,5 Prozent. Der Konsens der Analysten liege beim Umsatz mit 4,6 Milliarden Euro unterhalb der Spanne, der EBITDA-Konsens mit 217 Millionen unter dem Mittelwert der Unternehmensprognose 235 Millionen.

Schlecht wie befürchtet sind indessen die Geschäftszahlen von CTS Eventim (minus 0,5 Prozent) ausgefallen. Diese stünden aber nicht im Fokus, sondern nur der Ausblick. Angesichts der Unsicherheiten und der mangelnden Absehbarkeit beim Thema Corona sei es verständlich, dass ein Jahresausblick nicht abgegeben werden könne, sagt ein Händler: "Die Aktien dürften weiter ein Spielball der tagesaktuellen Nachrichtenlage zu Corona bleiben" - und die sei gerade mit den fehlenden Perspektiven nach dem Oster-Lockdown und dem anhaltenden Impfdesaster weiter schlecht. Sehr gut für CTS sei aber deren Kostenkontrolle, der Jahresverlust 2020 sei geringer als befürchtet, was die Aktien stützen sollte.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.831,16      -0,07       -2,68       7,84 
Stoxx-50                3.277,72      -0,16       -5,31       5,45 
DAX                    14.648,23      -0,06       -8,98       6,78 
MDAX                   31.846,07      -0,01       -2,26       3,41 
TecDAX                  3.426,88       0,58       19,87       6,66 
SDAX                   15.206,58      -0,84     -129,46       2,99 
FTSE                    6.713,69      -0,18      -12,41       4,11 
CAC                     5.948,18      -0,34      -20,30       7,15 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,35                  -0,04      -0,59 
US-Zehnjahresrendite        1,65                  -0,05      -1,03 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Di, 8:20  Mo, 19:00   % YTD 
EUR/USD                   1,1886     -0,40%      1,1928     1,1943   -2,7% 
EUR/JPY                   129,01     -0,64%      129,69     129,92   +2,3% 
EUR/CHF                   1,1054     +0,32%      1,1024     1,1028   +2,3% 
EUR/GBP                   0,8618     +0,11%      0,8615     0,8612   -3,5% 
USD/JPY                   108,55     -0,24%      108,73     108,80   +5,1% 
GBP/USD                   1,3793     -0,50%      1,3845     1,3868   +0,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,5083     +0,00%      6,5080     6,5058   +0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                54.829,25     +0,50%   53.583,75  56.910,49  +88,7% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  59,13      61,56       -3,9%      -2,43  +21,4% 
Brent/ICE                  62,14      64,62       -3,8%      -2,48  +20,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.738,99   1.739,72       -0,0%      -0,73   -8,4% 
Silber (Spot)              25,58      25,78       -0,8%      -0,21   -3,1% 
Platin (Spot)           1.178,00   1.186,33       -0,7%      -8,33  +10,1% 
Kupfer-Future               4,09       4,14       -1,2%      -0,05  +16,0% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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March 23, 2021 08:24 ET (12:24 GMT)