Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach anfänglichen Verlusten geht es an den europäischen Aktienmärkten am Dienstagnachmittag aufwärts. Der DAX steigt um 0,1 Prozent auf 14.665 Punkte, damit steht er 150 Punkte oder gut ein Prozent über Tagestief. Der Euro-Stoxx-50 bröckelt um einen Punkt ab auf 3.833 Punkte. Einerseits schleppt sich die Pandemiekrise hin: "Die beschlossenen Maßnahmen, insbesondere die Verlängerung des Lockdowns bis 18. April und die Beschränkungen um Ostern, haben das Potenzial, das Sentiment einzutrüben", hieß es am Morgen von den Marktstrategen der Helaba mit Blick auf Deutschland. Andererseits heißt es am Markt aber auch, die Europäische Zentralbank könne ihre Anleihenkäufe falls nötig ausweiten und so die Lage stabilisieren. Die Renditen in Europa befinden sich am Dienstag auf dem Rückzug.

Als gut für die Märkte wird indes in den USA die Diskussion über ein großes Infrastrukturpaket der Biden-Regierung gesehen. Hier wird über Investitionen in die marode US-Infrastruktur von bis zu 3 Billionen Dollar nachgedacht. Anleiheexperten befürchten jedoch, dass durch die enorme Verschuldungsnachfrage die Renditen weiter nach oben getrieben werden könnten. Die Analysten der Bank of America nehmen ihre Prognose für die US-Zehnjahresrendite deutlich über die 2-Prozent-Marke nach oben, von bisher 1,75 auf 2,15 Prozent. Dies erwarten sie bereits zum Jahresende. Aktuell rentieren die US-Treasuries bei 1,65 Prozent.


   Reise- und Öl-Aktien unter Druck - Defensive Branchen gefragt 

Auf die Stimmung schlagen die neuen Maßnahmen Anlegern bei Reise-Aktien, deren Stoxx-Branchenindex um 1,4 Prozent fällt. Die kurze Euphorie über Mallorca ist mit den neuen Beschränkungen aus dem Markt gewichen, und im Inland ist der Osterurlaub passe. Tui fallen um 6,4 Prozent, Easyjet um 4 Prozent und Lufthansa um 4,2 Prozent.

Noch stärker nach unten geht es mit den Aktien aus dem Öl-und Gasbereich. "Die Rechnung ist ganz einfach: Weniger Reisen heißt weniger Ölbedarf", so ein Marktteilnehmer. Der Stoxx-Index der Branchentitel fällt um 1,9 Prozent, wobei BP mit einem Abschlag von 3,8 Prozent die Verliererliste anführen.

Ganz oben auf der Verliererseite steht mit einem Minus von 2,7 Prozent der Stoxx-Index der Autotitel, der allerdings zuletzt auch extrem stark gestiegen war - angetrieben vor allem von der Hausse der VW-Aktien. Diese leiden nun mit 5 Prozent Minus unter Gewinnmitnahmen.

Auf der anderen Seite stehen Versorger-Titel und die Papiere aus dem Telekom-Bereich mit einem Plus ihrer Stoxx-Branchenindex von jeweils etwa 1,5 Prozent. Sie profitieren vor allem von den sinkenden Renditen in Europa. Im DAX ziehen Eon um 2,5 Prozent an und RWE um 2,4 Prozent. Deutsche Telekom setzen ihren Kursaufschwung mit einem Plus von 1,7 Prozent fort. Noch stärker nach oben geht es mit den zinsabhängigen Immobilien-Aktien: Hier steigen Deutsche Wohnen um 3 Prozent und Vonovia um 3,3 Prozent.

Daneben sind wieder einmal so genannte Stay-at-Home-Aktien gefragt - also Titel, die vom Lockdown profitieren. Hier steigen Zalando und Teamviewer um jeweils gut 2 Prozent, Shop Apotheke um 5 Prozent und Zooplus um 3,5 Prozent.


   Essilorluxottica darf Grandvision übernehmen - beide rauf 

Essilorluxottica steigen um 3,2 Prozent auf 133,80 Euro und Grandvision um 1,5 Prozent auf 26,50 Euro. Die EU-Kommission will die Übernahme durch Essilorluxottica nun mit Auflagen genehmigen. Dazu müssen sich beide Seiten von rund 350 Optiker-Filialen in Belgien, Italien und den Niederlanden trennen. "Das kommt schneller als erwartet", so ein Händler. Essilorluxottica hatte ursprünglich 28 Euro je Grandvision-Aktie geboten. Die EU-Kommssion hatte den Übernahmeplan wegen der Wettbewerbsmacht vertieft geprüft.


   Gewinnwarnung bei Volvo wegen Chip-Mangels 

Als die "bislang heftigste Gewinnwarnung wegen des Chip-Mangels" bezeichnet ein Händler die Aussagen von Volvo (minus 6,3 Prozent). Das Thema sei zwar bekannt und habe fast alle Autohersteller schon zu Produktionseinschränkungen und sogar Fabrikstilllegungen gezwungen, das Ausmaß bei Volvo sei aber stärker. Der Nutzfahrzeughersteller erwartet, dass der Mangel die Produktion im gesamten zweiten Quartal belasten werde und es kaum absehbar sei, wann er sich bessere. Gewinn und Cashflow werden darunter leiden. Die Analysten der Citi rechnen damit, dass das EBIT für 2021 daher 10 Prozent unter den Erwartungen liegen werde.


   Nordex mit gutem Ausblick sehr stark 

Für die Aktie von Nordex geht es um 7,2 Prozent nach oben. An der Börse kommt vor allem der Ausblick des Unternehmens gut an. Trotz der schwierigen Bedingungen durch Covid sei Nordex im vierten Quartal auf EBITDA-Ebene in die Gewinnzone zurückgekehrt.

Schlecht wie befürchtet sind indessen die Geschäftszahlen von CTS Eventim (minus 0,5 Prozent) ausgefallen. Diese stünden aber nicht im Fokus, sondern nur der Ausblick. Angesichts der Unsicherheiten und der mangelnden Absehbarkeit beim Thema Corona sei es verständlich, dass ein Jahresausblick nicht abgegeben werden könne, sagt ein Händler: "Die Aktien dürften weiter ein Spielball der tagesaktuellen Nachrichtenlage zu Corona bleiben" - und die sei gerade mit den fehlenden Perspektiven nach dem Oster-Lockdown und dem anhaltenden Impfdesaster weiter schlecht. Sehr gut für CTS sei aber deren Kostenkontrolle, der Jahresverlust 2020 sei geringer als befürchtet, was die Aktien stützen sollte.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.833,63      -0,01       -0,21       7,91 
Stoxx-50                3.279,17      -0,12       -3,86       5,50 
DAX                    14.674,90       0,12       17,69       6,97 
MDAX                   31.840,37      -0,03       -7,96       3,39 
TecDAX                  3.435,51       0,84       28,50       6,93 
SDAX                   15.197,50      -0,90     -138,54       2,93 
FTSE                    6.695,47      -0,46      -30,63       4,11 
CAC                     5.951,72      -0,28      -16,76       7,21 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,35                  -0,04      -0,59 
US-Zehnjahresrendite        1,65                  -0,05      -1,03 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Di, 8:20  Mo, 19:00   % YTD 
EUR/USD                   1,1874     -0,50%      1,1928     1,1943   -2,8% 
EUR/JPY                   128,99     -0,66%      129,69     129,92   +2,3% 
EUR/CHF                   1,1074     +0,51%      1,1024     1,1028   +2,4% 
EUR/GBP                   0,8607     -0,02%      0,8615     0,8612   -3,6% 
USD/JPY                   108,63     -0,16%      108,73     108,80   +5,2% 
GBP/USD                   1,3794     -0,49%      1,3845     1,3868   +0,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,5145     +0,10%      6,5080     6,5058   +0,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                55.230,99     +1,23%   53.583,75  56.910,49  +90,1% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  58,64      61,56       -4,7%      -2,92  +20,4% 
Brent/ICE                  62,07      64,62       -3,9%      -2,55  +20,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.726,95   1.739,72       -0,7%     -12,76   -9,0% 
Silber (Spot)              25,18      25,78       -2,3%      -0,60   -4,6% 
Platin (Spot)           1.175,35   1.186,33       -0,9%     -10,98   +9,8% 
Kupfer-Future               4,09       4,14       -1,1%      -0,05  +16,2% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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March 23, 2021 11:06 ET (15:06 GMT)