FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben am Donnerstag mit Verlusten geschlossen. Nachdem am Dienstag ein in Aussicht gestellter Rückzug der russischen Streitkräfte an der ukrainischen Grenze an der Börse noch gefeiert wurde, dominiert nun wieder die Unsicherheit. Das Weiße Haus hat den angeblichen Teilrückzug russischer Truppen an der ukrainischen Grenze als falsch bezeichnet. Für Nervosität sorgte auch, dass in der Ostukraine die Waffenruhe verletzt worden sein soll. Pro-russische Separatisten und ukrainische Behörden haben sich gegenseitig beschuldigt.

Für den DAX ging es um 0,7 Prozent auf 15.268 Punkte nach unten, im Tageshoch stand der Index bei 15.440. Der Euro-Stoxx-50 verlor 0,6 Prozent auf 4.113. Daneben haben die USA ihre Warnung vor einer russischen Invasion in der Ukraine erneuert. "Russland bewegt sich auf eine unmittelbar bevorstehenden Invasion zu", sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield. Laut US-Verteidigungsminister Lloyd Austin könnten die Kämpfe in der Ostukraine dafür einen Vorwand bieten.

Die Geldpolitik tritt angesichts der geopolitischen Spannungen wieder etwas in den Hintergrund. Das am Vorabend veröffentlichte Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung bestätigte, dass die Fed im März beginnen wird, ihren Leitzins anzuheben und danach weitere, sukzessive Zinserhöhungen plant. Unklar ist allerdings, ob die Zinsen um 25 oder gleich um 50 Basispunkte angehoben werden. Die Fed-Mitglieder erwarten weiterhin, dass der Inflationsdruck im Verlauf des Jahres nachlassen wird.


   Kering mit starken Zahlen 

Kering gewannen nach Zahlen 4,9 Prozent. Ein gutes Schlussquartal bei der Konzernmarke Gucci bescherte dem Luxusgüterkonzern im vergangenen Jahr laut Bernstein ein Ergebnis über dem Niveau von 2019. Gucci habe die Markterwartung von plus 18 Prozent organischem Wachstum mit einem Zuwachs um 32 Prozent deutlich übertroffen. Dieser Erfolg sei nach einer Reihe von schwachen Quartalen von Bedeutung.

Kräftig nach oben um 5,9 Prozent ging es mit den Aktien von Reckitt Benckiser in London. Im DAX zogen Vergleichswert Henkel um 1 Prozent etwas mit. Der Konsumgüterhersteller konnte für 2021 auf vergleichbarer Basis ein stärker als erwartetes Umsatzwachstum vorlegen und sieht "trotz einer noch nie gesehenen Inflationsumgebung" weitere Margensteigerungen. Zu den coronabedingt starken Hygieneprodukten sei auch eine Erholung bei Gesundheitsprodukten gekommen.

Gespalten fielen die Reaktionen auf die Jahreszahlen von Nestle (+0,1%) aus. Vor allem die diversen Margen-Kennzahlen scheinen die Erwartungen nur erreicht zu haben, lägen teils aber auch unter den Prognosen, hieß es. Auch der Jahresausblick mit einem Umsatzwachstum um 5 Prozent und einer operativen Gewinnmarge von 17,0 bis 17,5 Prozent liege im erwarteten Rahmen. Gut sei im abgelaufenen Jahr das etwas höhere organische Wachstum von 7,5 Prozent. Belastend dürfte aber der freie Cashflow gewesen sein, der um 14,9 Prozent auf 8,7 Milliarden Franken zurückfiel.

Besser als befürchtet fielen die Zahlen von Air-France-KLM (-7,6%) aus. Der Verlust im vierten Quartal sei geringer, der Umsatz besser als erwartet wurde. Per Saldo sei man auf Vor-Pandemie-Niveaus angelangt. Allerdings sei nicht klar, ob der Markt auf die Ankündigung weiterer "bilanzstärkender" Maßnahmen vorbereitet sei, hieß es im Handel. Denn Air France plane bis zu 4 Milliarden Euro für die Rückzahlung der Staatshilfe aufzunehmen.

Die Commerzbank (+3,2%) hat im vergangenen Jahr trotz Restrukturierungskosten und weiterer Rückstellungen einen Gewinn erzielt. Im laufenden Jahr soll der Gewinn auf über 1 Milliarde Euro steigen. Zudem strebt die Bank bereits für 2022 eine Dividendenzahlung an. "Die Bank ist auf dem richtigen Weg", sagte ein Marktteilnehmer. Die Erträge lägen über den Prognosen, die Kosten im Rahmen der Erwartungen", sagte er. Der unerwartet hohe Nachsteuergewinn sei allerdings auch auf außerordentliche Erträge zurückzuführen.


   Aufspaltungsfantasie bei Conti 

Tagesgewinner im DAX waren Continental mit plus 3,3 Prozent. In einer Research-Note verwiesen die Analysten von Jefferies auf einen Bericht im Manager Magazin, in dem es um die Aufspaltung des Konzerns in vier unabhängige Geschäftsbereiche gehe: Reifen (35% des Umsatzes), ContiTech (18%), Automotive (40%) und Autonomes Fahren (6%). Die SOTP-Bewertung, also der vier eigenständigen Bereiche, würde laut Manager Magazin einen fairen Wert von bis zu 50 Milliarden Euro erzielen. Die aktuelle Marktkapitalisierung von Continental liege bei 17,5 Milliarden deutlich darunter.

Gut kam die erhöhte Gewinnprognose von RWE an. Die Aktien legten um 4,7 Prozent zu. "Das kommt nicht ganz unerwartet, ist aber ziemlich deutlich", sagte ein Händler. So sei die Spanne für den bereinigten Nettogewinn von 1,1 bis 1,4 auf 1,3 bis 1,7 Milliarden Euro erhöht worden: "Das sind immerhin 20 Prozent mehr als vorher". Nach schwächeren Zahlen ging es dagegen für Gerresheimer um 3,2 Prozent nach unten.

Klöckner & Co (+4,3%) reihten sich am Donnerstag in die Liste der Werte mit besseren Gewinnprognosen ein. Der Stahlhändler wies darauf hin, dass er für das erste Quartal stärkere Gewinne als der Markt erwartet. So soll das adjustierte EBITDA auf 130 bis 180 Millionen Euro steigen. Ein Händler betonte, dass bei Klöckner der Markt von einem Ganzjahresgewinn 2022 um 315 Millionen Euro ausgehe - Klöckner nun aber schon die Hälfte davon im ersten Quartal erzielen werde.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          4.113,19       -24,03        -0,6%         -4,3% 
Stoxx-50               3.735,67       -18,29        -0,5%         -2,2% 
Stoxx-600                464,55        -3,22        -0,7%         -4,8% 
XETRA-DAX             15.267,63      -102,67        -0,7%         -3,9% 
FTSE-100 London        7.537,37       -66,41        -0,9%         +3,0% 
CAC-40 Paris           6.946,82       -18,16        -0,3%         -2,9% 
AEX Amsterdam            751,20        -7,72        -1,0%         -5,9% 
ATHEX-20 Athen         2.338,55       -21,29        -0,9%         +9,2% 
BEL-20 Bruessel        4.069,47       -36,67        -0,9%         -5,6% 
BUX Budapest          51.305,38      -450,81        -0,9%         +1,2% 
OMXH-25 Helsinki       5.151,89       -77,64        -1,5%         -6,5% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.232,87       -35,64        -1,6%        +10,3% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.649,76       -12,05        -0,7%        -11,5% 
PSI 20 Lissabon        5.662,88        -4,34        -0,1%         +1,6% 
IBEX-35 Madrid         8.671,10       -66,10        -0,8%         -0,5% 
FTSE-MIB Mailand      26.669,27      -300,05        -1,1%         -1,4% 
RTS Moskau             1.450,02       -74,49        -4,9%         -9,1% 
OBX Oslo               1.072,97        -5,32        -0,5%         +0,4% 
PX  Prag               1.438,61       -10,40        -0,7%         +0,9% 
OMXS-30 Stockholm      2.229,15       -34,26        -1,5%         -7,9% 
WIG-20 Warschau        2.175,61       -37,12        -1,7%         -4,0% 
ATX Wien               3.884,58       -63,57        -1,6%         +2,3% 
SMI Zuerich           12.075,27      -116,30        -1,0%         -6,2% 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Do, 9:13 Uhr  Mi, 18:49 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1361      -0,1%        1,1381         1,1379   -0,1% 
EUR/JPY                130,70      -0,5%        131,23         131,38   -0,1% 
EUR/CHF                1,0452      -0,4%        1,0492         1,0488   +0,7% 
EUR/GBP                0,8340      -0,4%        0,8371         0,8376   -0,8% 
USD/JPY                115,03      -0,4%        115,31         115,46   -0,1% 
GBP/USD                1,3623      +0,3%        1,3596         1,3586   +0,7% 
USD/CNH (Offshore)     6,3333      +0,0%        6,3307         6,3332   -0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD             41.851,90      -4,9%     43.980,24      43.629,13   -9,5% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               91,81      93,66         -2,0%          -1,85  +22,6% 
Brent/ICE               92,95      94,81         -2,0%          -1,86  +19,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.897,84   1.869,92         +1,5%         +27,92   +3,7% 
Silber (Spot)           23,82      23,61         +0,9%          +0,21   +2,2% 
Platin (Spot)        1.092,51   1.064,92         +2,6%         +27,59  +12,6% 
Kupfer-Future            4,52       4,54         -0,4%          -0,02   +1,2% 
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DJG/mpt/raz

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February 17, 2022 12:16 ET (17:16 GMT)