Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben sich auch am Dienstag überwiegend nur wenig verändert. Der DAX konnte sich mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 15.641 Punkte knapp behaupten, damit bleibt der jüngste Rekordstand von 15.732 Punkten in Reichweite. Der Euro-Stoxx-50 tendierte mit 4.096 Punkten nahezu unverändert. Unter der Oberfläche war eine Rotation im Gange, raus aus zyklischen Value-Werten der Autohersteller und der Chemie hinein in defensive Value-Werte wie Nestle oder Roche. Davon profitierte der schweizerische Index SMI, der mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 11.657 Punkte einen neuen Rekordstand markierte. Daneben waren aber auch zurückgebliebene Titel gefragt, so im DAX RWE und Delivery Hero.

Der Fokus des Marktes liegt aber auf neuen Inflationszahlen aus den USA sowie auf der geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. "Sollte die EZB ihren lockeren Kurs bekräftigen und der Dollar im Anschluss steigen, dürfte es auch mit dem DAX weiter aufwärts gehen", so ein Händler. Von den neuen Daten zur Entwicklung der US-Verbraucherpreise am Donnerstag erhoffen sich Marktteilnehmer Details über den möglichen Zeitpunkt für ein Eingreifen der US-Notenbank. Am Dienstag notierten Devisen und Renditen wenig verändert, bei geringen Umsätzen wie auch am Aktienmarkt.

Dabei setzten weder neue deutsche Produktionszahlen noch der ZEW-Index Akzente an den Börsen. Der ZEW-Index ist gemischt ausgefallen. Die Lage ist mit minus 9,1 über der Schätzung von minus 25 ausgefallen. Dagegen sind die Konjunkturerwartungen mit 79,8 unter der Prognose eines leichten Anstiegs auf 85 geblieben. Die Zahlen bewegten sich insgesamt auf einem hohen Niveau, was allerdings aus Marktsicht mit einem DAX in Sichtweite des Allzeithochs keine Überraschung darstellte. Auch das nach oben revidierte Eurozone-BIP für das erste Quartal bewegte nicht.


   Nestle und Essilor auf Allzeithochs 

Nestle stiegen auf ein neues Allzeithoch, der Kurs des europäischen Schwergewichts gewann 0,5 Prozent auf 113,40 Franken. Roche legten um 0,7 Prozent zu. Unter den defensiven Value-Titeln stachen auch Essilorluxottica heraus, die mit einem Plus von 1 Prozent auf 146,96 Euro ebenfalls auf neue Allzeithochs stiegen.

Auf der Gewinnerseite standen einmal mehr die Aktien aus dem Reise- und Freizeit-Bereich. Ihr Stoxx-Branchenindex stieg um 1,8 Prozent. Flutter Entertainment und Intercontinental Hotels gewannen je 3,9 Prozent. Dagegen litt der Index der Auto-Aktien mit einem Minus von 1,1 Prozent unter Gewinnmitnahmen, und der Index der Banken gab um 1 Prozent nach.


   Merck KGaA und Lonza im Windschatten von Biogen fest 

Im DAX markierten Merck KGaA neue Rekordkurse, zum Schluss zogen sie um 1,8 Prozent an. Neben Lonza (+2,3%) gelten auch Merck KGaA als Profiteur der Zulassung des Biogen-Medikaments gegen Alzheimer. Während Lonza von Produktionsauslagerungen profitieren dürfte, könnte Merck als Vertriebspartner Nutzen ziehen. Equita schätzt, dass die zusätzlichen Einnahmen bei Merck zwischen 50 und 200 Millionen Dollar liegen könnten.

Daneben waren auch im DAX einige Nachzügler gesucht. Delivery Hero stiegen um 1,3 Prozent. Daneben gewannen Vonovia 1,2 Prozent und RWE 1,1 Prozent. Auf der anderen Seite fielen Covestro um 2,5 Prozent, VW um 2,2 Prozent und Daimler um 1,4 Prozent. Der Auto-Sektor sei zuletzt zum Liebling der Anleger avanciert angesichts eines andauernd positiven Newsflows, hieß es. Dass die Branche zuletzt sogar als ESG-kompatibles Investment gehandelt worden sei, zeuge indes von Übertreibungen.


   Starke Quartalsaussagen treiben Klöckner & Co an 

Klöckner & Co stiegen um 7,1 Prozent auf 11,70 Euro. "Das zweite Quartal verläuft deutlich besser als erwartet", teilte der Stahlhändler mit. So geht der Konzern nun von einem um wesentliche Sondereffekte bereinigten EBITDA von 260 bis 290 Millionen Euro aus. Die bisherige Prognose hatte auf 130 bis 160 Millionen Euro gelautet. Auch Thyssenkrupp und Salzgitter zogen nach den Klöckner-Aussagen um je knapp 2 Prozent an.

Im MDAX fielen Gea um 2,3 Prozent, nachdem die Analysten von Goldman Sachs das Votum auf "Sell" gesenkt haben sollen. Auch bei der Lufthansa (-2,1%) zeigten sich die Analysten skeptisch. Gewinnmitnahmen haben nun auch K+S erfasst, hier ging es um 3,1 Prozent nach unten. Dagegen erholten sich Sartorius um 3,3 Prozent.


   BAT wächst stärker 

British American Tobacco (BAT) stiegen um 0,4 Prozent. Der Tabakkonzern geht nun von einem Umsatzwachstum von mehr als 5 Prozent aus, bislang lag der Zielkorridor bei 3 bis 5 Prozent.

Nachdem sich die Aktie von Windeln.de ohne Nachrichten bereits am Montag mehr als verdoppelt hatte, verdoppelte sie sich nun erneut. Ein Händler sprach von "Kleinanleger-Käufen in dünne Liquidität".


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          4.096,01        -1,64        -0,0%        +15,3% 
Stoxx-50               3.495,49        +3,32        +0,1%        +12,5% 
Stoxx-600                454,01        +0,45        +0,1%        +13,8% 
XETRA-DAX             15.640,60       -36,55        -0,2%        +14,0% 
FTSE-100 London        7.095,09       +17,87        +0,3%         +9,5% 
CAC-40 Paris           6.551,01        +7,45        +0,1%        +18,0% 
AEX Amsterdam            719,43        +0,82        +0,1%        +15,2% 
ATHEX-20 Athen         2.220,17       +34,09        +1,6%        +14,8% 
BEL-20 Brüssel         4.107,56        -1,90        -0,0%        +13,4% 
BUX Budapest          48.546,45      +290,55        +0,6%        +15,3% 
OMXH-25 Helsinki       5.326,30        +9,56        +0,2%        +16,1% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.547,57        +1,62        +0,1%         -5,4% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.594,63        -0,35        -0,0%         +8,8% 
PSI 20 Lissabon        5.139,59       -27,35        -0,5%         +4,4% 
IBEX-35 Madrid         9.153,60       -10,00        -0,1%        +13,4% 
FTSE-MIB Mailand      25.809,16       -15,55        -0,1%        +16,2% 
RTS Moskau             1.656,57        +3,50        +0,2%        +19,4% 
OBX Oslo               1.005,16        -2,34        -0,2%        +17,0% 
PX  Prag               1.177,99        -2,24        -0,2%        +14,7% 
OMXS-30 Stockholm      2.274,88        +7,17        +0,3%        +21,3% 
WIG-20 Warschau        2.237,61        -9,02        -0,4%        +12,8% 
ATX Wien               3.556,20        +3,46        +0,1%        +27,7% 
SMI Zürich            11.656,89       +26,23        +0,2%         +8,9% 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 7:50 Uhr  Mo, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,2180     -0,09%        1,2179         1,2196   -0,3% 
EUR/JPY                133,34     +0,11%        133,33         133,26   +5,8% 
EUR/CHF                1,0919     -0,24%        1,0938         1,0941   +1,0% 
EUR/GBP                0,8608     +0,12%        0,8606         0,8603   -3,6% 
USD/JPY                109,48     +0,20%        109,46         109,26   +6,0% 
GBP/USD                1,4150     -0,22%        1,4152         1,4176   +3,5% 
USD/CNH (Offshore)     6,3999     +0,18%        6,3899         6,3942   -1,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             32.241,75     -5,56%     32.826,25      36.122,00  +11,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               69,71      69,23         +0,7%           0,48  +43,7% 
Brent/ICE               71,94      71,49         +0,6%           0,45  +40,3% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.892,35   1.899,14         -0,4%          -6,79   -0,3% 
Silber (Spot)           27,65      27,90         -0,9%          -0,25   +4,8% 
Platin (Spot)        1.160,50   1.176,60         -1,4%         -16,10   +8,4% 
Kupfer-Future            4,53       4,53            0%              0  +28,4% 
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June 08, 2021 12:18 ET (16:18 GMT)