NEW YORK (Dow Jones)--Überzeugende Konjunkturdaten und Erleichterung über die reibungslose Taiwan-Visite der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi haben die Wall Street am Mittwoch gestützt. Trotz heftiger chinesischer Proteste und militärischer Drohgebärden endete der Pelosi-Besuch auf der chinesischen Insel ohne die befürchteten Zwischenfälle. "Heute schätzt der Markt die Reaktion Chinas als eher moderat ein (...)", beschwichtigte Chefmarktstratege Marc Chandler von Bannockburn Global Forex. Am Vortag hatte das noch anders ausgesehen.

Der Dow-Jones-Index stieg um 1,3 Prozent auf 32.813 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite zogen um 1,6 bzw. 2,7 Prozent an. Ins Minus gedrehte Marktzinsen beflügelten die technologielastige Nasdaq. An der Nyse wurden 2.258 (Dienstag: 1.536) Kursgewinner gezählt, ihnen standen 956 (1.667) Verlierer gegenüber - 180 (148) Titel schlossen unverändert.


   Daten verbreiten Konjunkturoptimismus 

Für Kauflaune unter Anlegern an der Börse sorgten überraschend positive Konjunkturdaten, die das Schreckgespenst der Rezession zumindest etwas vertrieben. Die Stimmung im Dienstleistungssektor hatte sich im Juli überraschend verbessert, der ISM-Index des Nicht-Verarbeitenden Gewerbes kletterte statt des befürchteten Rückgangs und zeigte sich klar im Wachstumsbereich. Zudem legte der Auftragseingang der US-Industrie im Juni überraschend deutlich zu.

Mitglieder der US-Notenbank hatten derweil Spekulationen gedämpft, dass die Fed angesichts der andauernden Rezessionsängste in den USA von einer weiteren Zinserhöhung abrücken könnte. Die Notenbanker Mary Daly, Loretta Mester und Charles Evans hatten signalisiert, dass die Fed die Zinsen weiter anheben wolle, um die hohe Inflation zu zügeln. Die aktuellen Daten widersprachen dieser Sicht auch nicht.

Der Präsident der Notenbankfiliale von St. Louis, James Bullard, vertrat die Ansicht, dass die Zentralbank die Inflation wieder auf den Stand von vor der Pandemie zurückführen könne, ohne eine Rezession auszulösen, auch weil weder Investoren noch Verbraucher einen weiteren raschen Anstieg der Preise erwarteten. In die Hände spielten Bullard dabei deutlich gesunkene Erdölpreise, die Inflations- und Zinsfantasien bremsten.


   Paypal mit Kurssprung - AMD leichter 

Die Berichtsperiode der Unternehmen zum zweiten Quartal lief indes munter weiter: Die Aktie von Paypal machte einen Kurssprung um 9,2 Prozent, nachdem sich der aktivistische Investor Elliott am Zahlungsdienstleister beteiligt hatte. AMD ermäßigten sich um 1,2 Prozent, nachdem der Halbleiterkonzern für das laufende Quartal einen Umsatz unter Marktprognose in Aussicht gestellt hatte.

Bei der Kaffeehauskette Starbucks (+4,3%) hatten höhere Lohnkosten und andere inflationäre Einflüsse das Ergebnis belastet. Die gestiegenen Kosten hätten jedoch teilweise durch höhere Preise ausgeglichen werden können, hieß es. Der Biotechnologiekonzern Moderna hatte seinen Umsatz dank der starken Nachfrage nach seinem Covid-19-Impfstoff um 9 Prozent gesteigert und damit die Erwartung übertroffen. Die Aktie sprang um knapp 16 Prozent in die Höhe.

Der Sportbekleidungshersteller Under Armour (+1,5%) hatte im ersten Geschäftsquartal die Erwartungen erfüllt. Den Ergebnisausblick für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 per Ende März kürzte das Unternehmen allerdings zusammen. Die Aktie des Videospielehersteller Electronic Arts rückte um 3,4 Prozent vor - gestützt von Erlösen über Marktprognosen. Airbnb büßten 1,1 Prozent ein. Das Online-Portal zur Buchung und Vermietung von Unterkünften hat zwar den Umsatz kräftig gesteigert und war in die Gewinnzone zurückgekehrt, der Markt hatte aber noch etwas mehr erhofft.

Die Titel der Biopharmagesellschaft Poseida Therapeutics schossen um 85,6 Prozent in die Höhe. Das Unternehmen hatte mit dem schweizerischen Pharmariesen Roche eine lukrative Kooperation an Land gezogen. Ford stiegen nach äußerst positiven Absatzzahlen um 3,5 Prozent. Tupperware Brands schnellten um 32,4 Prozent auf ein Dreimonatshoch empor. Im Handel verwies man beim Hersteller von Lebensmittelbehältern auf Ergebnisse oberhalb der Prognosen.


   Ölpreise stürzen ab 

Die Ölpreise drehten kräftig ins Minus, US-Leichtöl der Sorte WTI schloss auf dem tiefsten Stand seit dem 10. Februar. Die Lobbygruppe Opec+ hatte sich auf eine moderate Erhöhung der Ölförderung geeinigt. Angesichts der globalen Rezessions- und Nachfragesorgen sei auch eine nur kleine Fördermengenerhöhung kein Signal für höhere Preise, hieß es. Zudem drückten überraschend gestiegene Rohöllagerbestände in den USA die Preise.

Am Devisenmarkt drehte der Dollarindex 0,1 Prozent ins Plus. Bereits am Vortag hatten die Spannungen zwischen den USA und China dem als vermeintlich sicheren Hafen geltenden Dollar Zulauf beschert.

Am Rentenmarkt wurden Zinserhöhungsfantasien mit den deutlich gesunkenen Erdölpreisen etwas ausgepreist. Schließlich stellen die Engiepreise einen der wichtigsten Inflationstreiber. Die Notierungen stiegen und die Renditen gaben tendenziell nach. Die zurückgekommenen Marktzinsen stützten derweil den Goldpreis.


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INDEX                    zuletzt       +/- %       absolut       +/- % YTD 
DJIA                   32.812,50       +1,3%        416,33           -9,7% 
S&P-500                 4.155,13       +1,6%         63,94          -12,8% 
Nasdaq-Comp.           12.668,16       +2,6%        319,40          -19,0% 
Nasdaq-100             13.253,26       +2,7%        351,66          -18,8% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit                 Rendite    Bp zu VT    Rendite VT       +/-Bp YTD 
2 Jahre                     3,07        +4,1          3,03           234,4 
5 Jahre                     2,83        -1,4          2,84           157,0 
7 Jahre                     2,79        -2,9          2,82           134,8 
10 Jahre                    2,71        -3,6          2,75           120,5 
30 Jahre                    2,95        -6,2          3,01           104,6 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %  Mi, 8:27 Uhr  Di., 18:22 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0170       +0,1%        1,0177          1,0126   -10,6% 
EUR/JPY                   136,20       +0,6%        135,52          138,32    +4,1% 
EUR/CHF                   0,9768       +0,4%        0,9733          0,9753    -5,9% 
EUR/GBP                   0,8372       +0,2%        0,8361          0,8421    -0,4% 
USD/JPY                   133,92       +0,6%        133,14          136,60   +16,3% 
GBP/USD                   1,2147       -0,1%        1,2170          1,2024   -10,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,7603       -0,2%        6,7586          6,7691    +6,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.436,01       +1,5%     23.059,10       20.837,45   -49,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.         +/- %         +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  90,70       94,42         -3,9%           -3,72   +26,8% 
Brent/ICE                  97,09      100,54         -3,4%           -3,45   +30,4% 
GAS                               VT-Schluss                       +/- EUR 
Dutch TTF                 202,32      200,30         -1,4%           -2,85  +230,6% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag         +/- %         +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.765,58    1.760,33         +0,3%           +5,25    -3,5% 
Silber (Spot)              20,07       19,98         +0,5%           +0,09   -13,9% 
Platin (Spot)             903,88      898,55         +0,6%           +5,33    -6,9% 
Kupfer-Future               3,48        3,52         -1,1%           -0,04   -21,5% 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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August 03, 2022 16:11 ET (20:11 GMT)