Von Suzanne Vranica und Patience Haggin

NEW YORK (Dow Jones)--Nach der Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter durch den US-Milliardär Elon Musk stoppen vermehrt Unternehmen zunächst ihre Werbung. Die VW-Tochter Audi, der Lebensmittelkonzern General Mills, der Oreo- und Milka-Hersteller Mondelez International und der Pharmariese Pfizer gehörten zur wachsenden Zahl der Firmen, die vorübergehend nicht mehr Werbung auf Twitter schalteten, sagten informierte Personen dem Wall Street Journal.

Einige Werbetreibende fürchteten, dass der exzentrische neue Eigentümer die Moderation von Inhalten zurückfahren könnte, so dass extreme und anstößige Posts auf der Plattform zunähmen, sagten die Insider. Andere hielten sich zurück, weil nach der Entlassung der Twitter-Führungsspitze unklar sei, wohin Twitter steuere. Vertreter von General Mills und Audi of America bestätigten, dass sie derzeit nicht auf Twitter werben. "Wie immer werden wir diese neue Richtung weiter beobachten und unsere Marketing neu bewerten", sagte eine Sprecherin von General Mills, zu dessen Marken auch Häagen-Dazs gehört. Ein Twitter-Sprecher reagierte nicht auf die Bitte um einen Kommentar.

Der Autoriese General Motors hatte bereits letzte Woche erklärt, man werde zunächst keine Werbung mehr auf Twitter schalten. Etliche Unternehmen sind dem bereits gefolgt. Ein leitender Angestellter einer großen Werbeagentur sagte, etwa 20 seiner Kunden hätten die Ausgaben auf Twitter vorübergehend gestoppt. Verglichen mit Apple und Facebook ist die Twitter-Plattform für viele Werbetreibende auch kein Muss. Twitter lebt zwar von Werbung, bekommt in den USA aber nur 1,1 Prozent vom gesamten digitalen Werbekuchen.

Zwar läuft die Platzierung digitaler Werbung mit Hilfe von Technologie weitgehend automatisiert, trotzdem hängt das Geschäft nach wie vor stark von den Beziehungen zwischen den Werbenden auf der einen Seite und den Führungskräften für den Anzeigenverkauf auf Seiten der Plattformen ab. Hier gab es bei Twitter zuletzt einen Aderlass. Musk bemüht sich derzeit, den Werbetreibenden - sowohl öffentlich als auch privat - zu versichern, dass die Plattform ein sicherer Ort für ihre Marken bleiben wird. Nachdem er vergangene Woche twitterte, Twitter werde nicht zu einer "Höllenlandschaft für alle" werden, hat der Milliardär inzwischen an mehreren Treffen und Videogesprächen mit einigen der weltweit größten Werbefirmen und Blue-Chip-Werbekunden teilgenommen, sagen Werbefachleute.

Am Mittwoch etwa war Musk in einem Videogespräch mit WPP, dem weltgrößten Werbeunternehmen, und einigen seiner Kunden wie Coca-Cola, Unilever und Google zugegen, wie mit dem Treffen vertraute Personen berichten. Musk habe versprochen, die Plattform von Bots zu befreien und Community-Management-Tools einzusetzen. Auch sei es darum gegangen, wie Musk Inhalte auf Twitter segmentieren wolle, damit Nutzer selbst bestimmen könnten, was in ihren Feeds angezeigt werde. Dann könnten Nutzer eine jugendfreie Version der Plattform bauen, so Musk. Werbetreibende bekämen mehr Möglichkeiten zu wählen, welche Inhalte im Umfeld ihrer Werbung angezeigt werden solle, sagten die mit dem Treffen vertrauten Personen.

Die französische Werbeagentur Publicis, die Firmen wie Anheuser-Busch und Samsung Electronics betreut, wird voraussichtlich in Kürze ein einstündiges Videomeeting mit Musk für ihre Kunden veranstalten. Das geht aus einer E-Mail der Agentur an ihre Kunden hervor.

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November 04, 2022 02:00 ET (06:00 GMT)