Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Aufwärts geht es am Dienstagnachmittag mit den Kursen an den europäischen Aktienmärkten. Der Euro-Stoxx-50 steigt um 1 Prozent auf 3.526 Punkte. Mit dem DAX geht es um 0,8 Prozent rauf auf 13.402 Punkte. Damit steht er nur noch knapp unter dem September-Hoch von 13.470 Punkten, laut Marktanalysten der letzten charttechnischen Hürde vor dem Allzeit-Hoch bei knapp 13.800 Punkten. Gefragt sind Aktien aus den Branchen der Banken, der Rohstoff-Unternehmen, der Autohersteller und der Reisekonzerne. Dagegen bleiben die vergleichsweise konjunkturunabhängigen Aktien aus den Bereichen Pharma, Versorger und Immobilien hinter dem Gesamtmarkt zurück. "Die Anleger setzen schon auf den nächsten Konjunkturaufschwung", so ein Marktteilnehmer.

Auslöser für den Kursanstieg sind erneut gute Konjunkturdaten aus China. Dort kletterte der Caixin-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im November auf den höchsten Stand seit zehn Jahren. Zuvor hatte schon der staatliche Einkaufsmanagerindex im November zugelegt. Er liegt ebenfalls klar im expansiven Bereich. Damit bleibt China weiter der globale Wachstumsmotor. Aber auch der deutsche Arbeitsmarkt hat im November besser abgeschnitten als erwartet, die Arbeitslosenzahl ging überraschend zurück.

Es sind aber nicht nur die guten asiatischen Konjunkturzahlen und damit die Hoffnung für die Weltwirtschaft, weshalb die Vorlagen der asiatischen Börsen auch in Europa in steigende Kurse umgesetzt werden. "Der Blick nach Asien stimmt auch für Europa selbst sehr optimistisch", sagt ein Händler. Neun Monate nach dem Ende der großen asiatischen Pandemie-Welle brumme die Konjunktur dort regelrecht. Der Markt setze darauf, dass die Pandemie nun auch in Europa ihren Höhepunkt überschreite. "Ist Asien die Blaupause, gibt es hier spätestens in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres einen regelrechten Wirtschafts-Boom", so der Händler. "Dann wären aber alle Zykliker derzeit noch richtig billig", ergänzt er.

In Europa setzen die Märkte auch auf weitere Stützungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche. Sie könnte die Anleihekäufe ausweiten und die Banken mit billiger längerfristig ausgerichteter Liquidität versorgen.


   Powell dürfte auf Notwendigkeit für Konjunktur-Paket verweisen 

Am Nachmittag dürften die Anleger vor allem auf Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell zur Corona-Krise vor dem Senatsausschuss für Bank- und Wohnungswesen achten. "Der Fed-Chef wird sicher einmal mehr besonders auf die aktuellen Risiken für die US-Wirtschaft hinwiesen. Gleichzeitig wird er auf die Notwendigkeit weiterer staatlicher Konjunkturpakete eingehen. So kann Powell maximal Druck auf Republikaner und Demokraten aufbauen, endlich zu einer Einigung zu kommen", heißt es in einer Einschätzung von QC Partners.

Im DAX haben die Aktien von VW mit 4,1 Prozent Plus die Führung übernommen, vor Conti, die um 3,5 Prozent steigen. Fresenius ziehen um 2,8 Prozent an, Munich Re um 2,3 Prozent. Der Rückversicherer strebt für 2020 einen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro an - dem steht allerdings eine Schätzung von LBBW und Jefferies von 1,5 Milliarden Euro entgegen. 2021 will Munich Re einen Gewinn von 2,8 Milliarden Euro erzielen.

Bayer steigen um 1,2 Prozent. Der Konzern trennt sich erneut von der Tiermedizin, er hat für umgerechnet 1,65 Milliarden Euro 54,5 Millionen Aktien von Elanco verkauft. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern aus Leverkusen hatte seine Sparte Animal Health Anfang August an Elanco veräußert und dafür im Gegenzug 5,17 Milliarden Dollar und 72,9 Millionen Elanco-Aktien bekommen. Zudem hat Bernstein das Kursziel auf 74 Euro erhöht und seine Einstufung der Bayer-Aktie als Outperformer bekräftigt.

Die Verliererseite wird von den Immobilien-Aktien Deutsche Wohnen und Vonovia angeführt. Sie leiden unter den Umschichtungen in zyklischere Aktien. In der zweiten Reihe ziehen Thyssen um 4,9 Prozent an und Aurubis um 6,8 Prozent.


   Zerwürfnis über Unternehmensstrategie bei Unicredit 

Nach dem überraschenden Rücktritt von Jean Pierre Mustier als CEO von Unicredit geht es für die Aktie um 8,6 Prozent nach unten. Hintergrund scheint ein Zerwürfnis zwischen Mustier und dem Aufsichtsrat hinsichtlich der Unternehmensstrategie gewesen zu sein. Streitpunkt sollen unter anderem der von Mustier favorisierte Verkauf von italienischen Geschäftsteilen gewesen sein. Mustier wird im April ausscheiden, einen Nachfolger gibt es noch nicht. Das Machtvakuum an der Spitze der Bank könnte bei Anlegern für Zurückhaltung sorgen. Wie ein Händler anmerkt, dürfte damit eine mögliche Fusion zwischen Unicredit und einer französischen Bank vom Tisch sein.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %        absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.525,92       0,96          33,38          -5,85 
Stoxx-50                3.076,62       0,73          22,43          -9,59 
DAX                    13.403,66       0,85         112,50           1,17 
MDAX                   29.442,44       0,48         140,98           3,99 
TecDAX                  3.138,90      -0,24          -7,69           4,11 
SDAX                   13.961,09       1,30         178,90          11,58 
FTSE                    6.382,58       1,86         116,39         -16,92 
CAC                     5.577,74       1,07          59,19          -6,70 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 08:37 Uhr  Mo, 17:30 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,1990     +0,49%         1,1972         1,1946    +6,9% 
EUR/JPY                   125,21     +0,57%         124,89         124,65    +2,7% 
EUR/CHF                   1,0841     +0,04%         1,0851         1,0827    -0,1% 
EUR/GBP                   0,8981     +0,31%         0,8945         0,8956    +6,1% 
USD/JPY                   104,43     +0,07%         104,38         104,35    -4,0% 
GBP/USD                   1,3348     +0,13%         1,3382         1,3340    +0,7% 
USD/CNH (Offshore)        6,5632     -0,26%         6,5528         6,5826    -5,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.295,00     -1,10%      19.464,50      19.506,56  +167,6% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.          +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  45,05      45,34          -0,6%          -0,29   -19,6% 
Brent/ICE                  47,75      47,88          -0,3%          -0,13   -21,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag          +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.812,12   1.777,07          +2,0%         +35,06   +19,4% 
Silber (Spot)              23,67      22,75          +4,0%          +0,92   +32,6% 
Platin (Spot)             992,85     967,43          +2,6%         +25,43    +2,9% 
Kupfer-Future               3,48       3,42          +1,8%          +0,06   +23,2% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 01, 2020 09:47 ET (14:47 GMT)