Die kurzfristig guten Konjunkturaussichten dürften nicht über strukturelle Schwächen hinwegtäuschen, warnte der Chef der US-Notenbank von Dallas, Robert Kaplan, am Montag laut Redemanuskript. Der Staat müsse mehr gegen das Anwachsen des Schuldenbergs tun und unter anderem auch mehr in die Bildung investieren. Mit Blick auf die protektionistische Linie von Präsident Donald Trump ergänzte Kaplan, die Möglichkeiten der USA im globalisierten Handel sollten ausgeschöpft werden. Falls strukturelle Verbesserungen auf all diesen Gebieten ausblieben, drohe zu Beginn des nächsten Jahrzehnts eine konjunkturelle Abkühlung.

Wenn die US-Notenbank Fed die Konjunktur im Zuge ihrer Zinserhöhungen weniger ankurbele und die kurzfristigen Effekte von Trumps Steuerreform nachließen, dürften die Wachstumsraten unter die Zwei-Prozent-Marke fallen, so Kaplan. In den vergangenen Wochen hat sich der Handelskonflikt zwischen den beiden globalen Wirtschaftsmächten China und USA hochgeschaukelt. Nach der Erhebung von Zöllen auf Stahl- und Aluminium-Importe kündigte Trump zusätzliche Abgaben für 1300 chinesische Produkte im Umfang von 50 Milliarden Dollar an. China drohte umgehend mit Zöllen in ähnlichem Umfang.

Auch Kaplans Fed-Kollege William Dudley sagte in einem TV-Interview, von den Spannungen im internationalen Handel gingen Risiken für das US-Wachstum aus. Mehr als insgesamt vier Zinserhöhungen in diesem Jahr seien unwahrscheinlich, betonte er im Gespräch mit CNBC. Insgesamt drei oder auch vier Zinserhöhungen im laufenden Jahr seien aber "vernünftig". Die Notenbank hatte zuletzt im März den Schlüsselsatz angehoben - auf das Niveau von 1,5 bis 1,75 Prozent.