NEW YORK (Dow Jones)--Zur Wochenmitte treten die US-Börsen mehr oder weniger auf der Stelle, nachdem es am Dienstag rasant aufwärts gegangen war. Unbestätigte Berichte über eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 hatten die Furcht vor einer Energiekrise in Europa vorübergehend zerstreut. Nun kommen jedoch wieder Zweifel auf: Der staatliche russische Gaskonzern Gazprom hat nach eigenen Angaben vom Mittwoch noch keine Dokumente für die Rücknahme einer Gasturbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 erhalten, die in Kanada repariert wurde. Der Wiedereinbau der Turbine habe direkte Auswirkungen auf den sicheren Betrieb.

Kurz nach der Startglocke sinkt der Dow-Jones-Index um 0,2 Prozent. Der S&P-500 pendelt um den Schlussstand vom Dienstag. Der Nasdaq-Composite steigt um 0,3 Prozent. Ermutigende Quartalsausweise einiger bedeutender Unternehmen lindern zwar Rezessionsängste. Die hohe Inflation und ihre Bekämpfung durch die US-Notenbank bleiben gleichwohl zentrale Themen. Spekulationen auf eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte, die in der vergangenen Woche zeitweise die Gemüter erhitzt hatten, sind zwar inzwischen weitgehend aus dem Markt verschwunden, ein Zinsschritt um 75 Basispunkte gilt aber als ausgemacht. Anleger sorgen sich, dass die Federal Reserve durch ein zu rigides Vorgehen die Wirtschaft abwürgen könnte.

An Konjunkturdaten stehen nur die Verkäufe bestehender Häuser aus dem Juni zur Veröffentlichung an. Dafür müssen sich die Anleger mit einer Reihe von Quartalsausweisen befassen. Hier hat vor allem Netflix (+1,2%) positiv überrascht. Der Streaming-Anbieter hat zwar im zweiten Quartal Abonnenten verloren, aber längst nicht so viele wie befürchtet.

Der Pharmakonzern Abbott Laboratories hat nicht nur besser abgeschnitten als erwartet, sondern auch noch den Ausblick angehoben. Die Aktie fällt gleichwohl um 2,6 Prozent. Die Nährmittelsparte des Konzerns hat einen Umsatzrückgang verzeichnet, ursächlich dafür war unter anderem eine Rückrufaktion für Babynahrung und ein zeitweiser Herstellungsstopp der entsprechenden Produkte.

Licht und Schatten enthält der Ausblick des Krankenversicherers Elevance Health (-4,5%). Die Gesellschaft hat zwar die Jahresprognose des bereinigten Gewinns erhöht, wird allerdings für das unbereinigte Ergebnis pessimistischer. Mehr verdient als erwartet hat der Börsenbetreiber Nasdaq (+4,2%). Das Unternehmen kündigte überdies einen Aktiensplit im Verhältnis 1:3 an.

Die Erwartungen enttäuscht hat hingegen der Ausrüster der Ölindustrie Baker Hughes, dessen Aktie daraufhin um 11,6 Prozent absackt. Für den Kurs von Merck & Co geht es um 0,5 Prozent nach unten, nachdem das Mittel Keytruda in einer Studie bei der Behandlung von Kopf-Hals-Karzinomen (HNSCC) gescheitert ist. Nach der Schlussglocke werden Tesla, Alcoa, Qualtrics und United Airlines über den Geschäftsverlauf berichten.


   "Sichere Häfen" gefragt - Rezessionssorgen drücken Ölpreise 

Dass einige gute Unternehmenszahlen nicht ausreichen, um die Anleger zu beruhigen, zeigt sich in dem Zulauf, den "sichere Häfen" verzeichnen. Am Anleihemarkt drücken steigende Notierungen die Renditen. Der Dollar legt ebenfalls wieder zu; der Dollarindex steigt um 0,1 Prozent.

Der Euro behauptet sich auf dem am Dienstag erreichten Niveau oberhalb von 1,02 Dollar. Mit Blick auf am Vortag aufgekommene Gerüchte, die EZB würde doch - entgegen bisherigen Beteuerungen - erwägen, den EZB-Einlagensatz um 50 statt 25 Basispunkte anzuheben, spricht Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank von einem deutlich Euro-positiven Signal. Mit den Gerüchten hätten sich nämlich die EZB-Markterwartungen über die gesamte Kurve nach oben verschoben.

Nicht nur das Timing, sondern auch das Ausmaß der Zinserhöhungen würden neu bewertet. Sollten es dennoch nur 25 Basispunkte werden, befürchte er große Enttäuschung für den Euro. Jetzt, wo 50 Basispunkte in der Diskussion seien, müsste ein 25-Basispunkte-Schritt nämlich als eine Entscheidung interpretiert werden, mit der die EZB bewusst und absichtlich die Markterwartung enttäuschen würde. Das wäre Euro-schädlicher, als wenn es nie diese Erwartung gegeben hätte.

Rezessionssorgen drücken erneut die Ölpreise. Die Akteure warten auf die offiziellen Daten zu den Ölvorräten der USA. Die am Dienstag veröffentlichten Daten des Branchenverbands API hatte wider Erwarten eine Zunahme der Lagerbestände gezeigt. Der Markt bewege sich aktuell im Spannungsfeld aus der Befürchtung einer möglicherweise konjunkturbedingt zurückgehenden Nachfrage und einem knappen Angebot, heißt es. Analysten gehen jedoch mehrheitlich davon aus, dass die Nachfrage auch bei einem schwächeren Wirtschaftswachstum relativ hoch bleibt. Sowohl die Internationale Energie-Agentur als auch die Opec hätten ihre Nachfrage-Prognosen nur geringfügig gesenkt.


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INDEX                 zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                31.775,74       -0,2%      -51,31     -12,6% 
S&P-500              3.936,14       -0,0%       -0,55     -17,4% 
Nasdaq-Comp.        11.745,30       +0,3%       32,15     -24,9% 
Nasdaq-100          12.277,29       +0,2%       27,87     -24,8% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite    Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  3,19        -5,0        3,24      246,2 
5 Jahre                  3,10        -5,0        3,15      183,7 
7 Jahre                  3,08        -4,8        3,13      164,0 
10 Jahre                 2,97        -5,0        3,02      146,4 
30 Jahre                 3,14        -3,8        3,18      123,8 
 
DEVISEN               zuletzt       +/- %    Mi, 8:37  Di, 17:25   % YTD 
EUR/USD                1,0234       +0,1%      1,0232     1,0239  -10,0% 
EUR/JPY                141,33       -0,0%      141,26     141,10   +8,0% 
EUR/CHF                0,9916       +0,1%      0,9920     0,9913   -4,4% 
EUR/GBP                0,8528       +0,1%      0,8527     0,8515   +1,5% 
USD/JPY                138,06       -0,1%      138,29     137,81  +19,9% 
GBP/USD                1,2001       +0,0%      1,1998     1,2025  -11,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,7554       +0,2%      6,7565     6,7469   +6,3% 
Bitcoin 
BTC/USD             24.004,43       +1,4%   23.635,89  22.818,02  -48,1% 
 
ROHÖL                 zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              102,65      104,22       -1,5%      -1,57  +42,2% 
Brent/ICE              105,73      107,35       -1,5%      -1,62  +41,1% 
GAS                            VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF              153,51      154,60       -0,6%      -0,95  +41,5% 
 
METALLE               zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.712,95    1.711,75       +0,1%      +1,20   -6,4% 
Silber (Spot)           19,07       18,75       +1,7%      +0,32  -18,2% 
Platin (Spot)          875,10      878,00       -0,3%      -2,90   -9,8% 
Kupfer-Future            3,36        3,29       +2,1%      +0,07  -24,4% 
YTD zu Vortagsschluss 
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(END) Dow Jones Newswires

July 20, 2022 09:46 ET (13:46 GMT)