(NEU: Einbruch der Uniper-Aktie im Späthandel)

Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einer zunächst freundlichen Tendenz haben die Börsen in Europa am Montag in engen Grenzen uneinheitlich geschlossen. Maßgeblichen Anteil daran hatte der massiv steigende Gaspreis. Er schoss förmlich nach oben und zeigte zuletzt ein Plus von 12 Prozent, weil weiter die Angst vor einem kompletten Lieferstopp aus Russland umgeht.

Am Wochenende warf der Chef der deutschen Netzagentur die Frage auf, ob aus der von Russland angekündigten angeblichen regulären Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1 "eine länger andauernde politische Wartung wird", mithin nach der angekündigten umstrittenen Wartungsunterbrechung die Lieferung überhaupt wieder aufgenommen wird, nachdem sie bereits beträchtlich gedrosselt wurde.

Während im DAX vor diesem Hintergrund sämtliche Gewinne wieder verloren gingen und er mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 12.773 Punkte aus dem Tag ging, rettete der Euro-Stoxx zumindest noch ein Miniplus von 0,1 Prozent. Der Stoxx-50 schloss dagegen 0,9 Prozent höher, weil in ihm die Öl- und Gaswerte viel schwerer gewichtet sind. Deren Subindex führte mit einem Plus von 4,0 Prozent klar das Tableau an, gefolgt von den Rohstoffaktien (+1,4%).


 Kursdebakel für Uniper 

Massiv zu spüren bekam den Gaspreisanstieg die Uniper-Aktie. Sie ging im Späthandel, als der Gaspreis immer mehr Fahrt nach oben aufnahm, fast in den freien Fall über. Am Ende stand ein Minus von 27 Prozent. Der Kurs der Mutter Fortum sackte um fast 10 Prozent ab. Uniper hatte erst in der Vorwoche mit einer Gewinnwarnung aufgewartet wegen zu geringer Gaszulieferungen zu massiv erhöhten Preisen, die vielfach nicht weitergereicht werden dürfen, und sucht nun Hilfe beim Staat.

Entsprechende Gespräche über Stabilisierungsmaßnahmen dauern laut dem Bundeswirtschaftsministerium noch an. Einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, nach dem die Bundesregierung im Energiesicherungsgesetz eine mögliche Stützung von Gas-Unternehmen wie Uniper bis hin zu einem staatlichen Einstieg verankern wolle, wollte eine Ministeriumssprecherin nicht bestätigen.

Bremsend für den breiten Markt wirkte daneben, dass am Anleihemarkt die Kurse kräftig fielen, entsprechend zogen die Zinsen an, im deutschen Zehnjahresbereich beispielsweise um 10 Basispunkte auf 1,33 Prozent.

Das Geschäft verlief vergleichsweise ruhig, weil aus den USA wegen des dortigen Unabhängigkeitsfeiertags Impulse fehlten. "Viele Marktteilnehmer warten bereits auf die Berichtssaison und hier auch auf die Ausblicke zum Gesamtmarkt", hieß es außerdem. Am Markt gebe es Bedenken, dass die Schätzungen der Analysten zu hoch sein dürften.


   Fielmann warnt 

Passend dazu brachen die Fielmann-Aktie nach Vorlage vorläufiger Geschäftszahlen und einem eingedampften Ausblick um 12,1 Prozent ein. Ein veränderter margenschwächerer Produktmix, der Krieg in der Ukraine sowie die hohe Inflation forderten besonders gewinnseitig ihren Tribut bei der Optikerkette. Der Kurs des Konkurrenten EssilorLuxottica gab um 2,8 Prozent nach.

Vitesco verteuerten sich um 7,7 Prozent auf 39,86 Euro. Hintergrund war die Nachricht, dass die Familie Schaeffler ihre Beteiligung an der früheren Antriebssparte von Continental erhöht hat. Laut den Analysten von Citi dämpfte das Sorgen, die Schaeffler-Familie könne Vitesco-Aktien verkaufen, nachdem im März die Haltefrist für die Aktien nach dem Börsengang ausgelaufen war. Daneben sehen die Experten aber auch gute industrielle Gründe für die Anteilsaufstockung. Als Kursziel sehen sie 72 Euro. Schaeffler gewannen 1,6 Prozent.

Der Stoxx-Subindex der Banken lag mit plus 0,5 Prozent im Mittelfeld - allerdings mit erheblichen Unterschieden innerhalb des Sektors. Die EZB prüft laut einem Bericht der Financial Times, ob sie verhindert, dass mit ihren gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTRO) Gewinne im Zinsgeschäft gemacht werden. "Das wäre klar negativ", meinte ein Händler. Betroffen wären davon vor allem italienische und französische Institute.

Analysten zufolge könnten steigende Zinssätze den Banken zusätzliche Einnahmen bis zu 24 Milliarden Euro bescheren, wenn sie die billigen Kredite einfach wieder bei der Zentralbank einlegen. Die Vizechefin der Commerzbank (Kurs -3,1%) hatte am Wochenende gesagt, ein höherer Zins wirke sich sofort positiv auf den Gewinn aus. Intesa Sanpaolo verloren 2,4, Bankinter 2,7 und Banco de Sabadell 3,2 Prozent. Der Kurs der Deutschen Bank gewann 0,5 Prozent.

In London knickten AO World um über 18 Prozent ein. Wie die Times schreibt, verschlechtert sich die finanzielle Situation durch Liquiditätsabflüsse. Der Kreditversicherer Atradius habe die Deckung von Geschäftskrediten des Elektronikhändlers gekürzt.


 
Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
                         stand      absolut         in %           seit 
                                                           Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.452,42        +4,11        +0,1%         -19,7% 
Stoxx-50               3.470,62       +29,36        +0,9%          -9,1% 
Stoxx-600                409,31        +2,18        +0,5%         -16,1% 
XETRA-DAX             12.773,38       -39,65        -0,3%         -19,6% 
FTSE-100 London        7.232,65       +64,00        +0,9%          -2,9% 
CAC-40 Paris           5.954,65       +23,59        +0,4%         -16,8% 
AEX Amsterdam            659,61        +3,93        +0,6%         -17,3% 
ATHEX-20 Athen         1.928,16        -1,38        -0,1%         -10,0% 
BEL-20 Bruessel        3.693,91       -14,35        -0,4%         -14,3% 
BUX Budapest          39.707,19      +375,86        +1,0%         -21,7% 
OMXH-25 Helsinki       4.546,20       +11,24        +0,2%         -18,6% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.607,16       -48,53        -1,8%         +28,8% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.659,65        +7,72        +0,5%         -11,0% 
PSI 20 Lissabon        6.051,75        +2,46        +0,0%          +8,7% 
IBEX-35 Madrid         8.161,80       -14,30        -0,2%          -6,3% 
FTSE-MIB Mailand      21.343,93       -10,72        -0,1%         -21,9% 
RTS Moskau             1.249,00       -27,55        -2,2%         -21,7% 
OBX Oslo               1.093,33       +30,53        +2,9%          +2,3% 
PX  Prag               1.212,59        -5,32        -0,4%         -15,0% 
OMXS-30 Stockholm      1.893,56       +17,62        +0,9%         -21,8% 
WIG-20 Warschau        1.693,10        +4,25        +0,3%         -25,3% 
ATX Wien               2.868,84        +5,50        +0,2%         -25,1% 
SMI Zuerich           10.881,97      +111,57        +1,0%         -15,5% 
 
* zu Vortagsschluss 
 
 
DEVISEN               zuletzt       +/- %  Mo, 8:01 Uhr  Fr, 18:24 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0430       +0,1%        1,0432         1,0407   -8,3% 
EUR/JPY                141,55       +0,4%        141,16         140,79   +8,2% 
EUR/CHF                1,0019       +0,1%        1,0005         1,0015   -3,4% 
EUR/GBP                0,8616       +0,0%        0,8622         0,8628   +2,5% 
USD/JPY                135,71       +0,3%        135,29         135,29  +17,9% 
GBP/USD                1,2104       +0,0%        1,2103         1,2062  -10,6% 
USD/CNH (Offshore)     6,6966       -0,0%        6,6930         6,7018   +5,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             19.794,53       +2,7%     19.116,81      19.389,60  -57,2% 
 
 
 
ROHOEL                zuletzt   VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              110,46      108,43         +1,9%           2,03  +53,1% 
Brent/ICE              113,61      111,63         +1,8%           1,98  +51,7% 
GAS                            VT-Schluss                      +/- EUR 
Dutch TTF              167,45      147,50        +13,3%          19,67  +50,2% 
 
METALLE               zuletzt      Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.805,72    1.811,10         -0,3%          -5,39   -1,3% 
Silber (Spot)           19,90       19,88         +0,1%          +0,02  -14,7% 
Platin (Spot)          886,98      888,00         -0,1%          -1,02   -8,6% 
Kupfer-Future            3,60        3,62         -0,6%          -0,02  -19,0% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
 

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July 04, 2022 13:04 ET (17:04 GMT)