FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte notieren am Freitagmittag knapp im Minus. Marktteilnehmer berichten von einem ruhigen Handel vor den wichtigen US-Arbeitsmarktdaten am frühen Nachmittag. Der DAX gibt 0,1 Prozent ab auf 12.457 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,2 Prozent auf 3.426 Punkte. Ein Blick auf die Branchen zeigt, dass Öl- und Gaswerte gefragt sind, während Technologietitel den größten Verlierer stellen. Für die Anleihen geht es nach unten, die Rendite der zehnjährigen Bunds steigt um 9 Basispunkte auf 2,17 Prozent.

Der Markt wartet derweil gespannt auf den US-Arbeitsmarktbericht. Sollte er weiter Knappheit bei der Stellenbesetzung zeigen, dürften sich Sorgen vor weiterem Lohndruck verstärken. "Vor dem Hintergrund des weiterhin robusten US-Dienstleistungssektors wirken Spekulationen auf ein baldiges Ende des US-Zinsanhebungszyklus weiterhin verfrüht", warnen die Strategen der LBBW. Der anhaltend robuste Arbeitsmarkt sei ein Argument für fortgesetzte Zinsanhebungen.

Erwartet wird, dass die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft um 275.000 zugenommen hat. Die Arbeitslosenquote soll demnach bei 3,7 Prozent verharren. Bei den Stundenlöhnen erwarten die Ökonomen ein Plus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat, was im Jahresvergleich einer Lohnsteigerung von 5,1 Prozent entspricht. "Sollte sich der Arbeitsmarkt relativ schwach entwickelt haben, könnte die Kauflaune am Nachmittag deutlich zunehmen", so ein weiterer Marktteilnehmer. Denn dann könnte die Hoffnung auf eine moderatere Fed zurückkehren.


   Einzelhandel in Deutschland bricht weiter ein 

Die Konjunkturdaten aus Deutschland zeichnen ein düsteres Bild: Die Produktion im produzierenden Gewerbe fiel im August um 0,8 Prozent zum Vormonat. Vor allem in energieintensiven Bereichen wird die Produktion zurückgefahren oder sogar teilweise eingestellt.

Noch schlechter sieht es aber im Einzelhandel aus: Hier fiel vor allem der Umsatz im Lebensmittelbereich im August um 3,1 Prozent zum Vorjahr. Damit lag der Einzelhandel mit Lebensmitteln auf dem niedrigsten Umsatzniveau seit Januar 2017. "Der Lebensmitteleinzelhandel bekommt derzeit die volle Breitseite der Teuerung ab", so Thomas Gitzel von der VP Bank: "Die Bürger sparen an der täglichen Nahrung".

Aber auch im Internethandel läuft es unrund: Die Umsätze fielen im August gegenüber dem Vorjahr um 7,1 Prozent. "Auf das schnell bestellte vermeintliche Schnäppchen im Internet wird verzichtet", so Gitzel. Unter anderem fallen Zalando um 1,1 Prozent.


   Adidas wegen Werbevertrag Kanye West mit unter Druck 

Adidas gehören zu den größten DAX-Verlierern. Der Kurs fällt um 1,9 Prozent. Der Sportartikelhersteller stellt seine Werbepartnerschaft mit dem Musiker und Designer Kanye West auf den Prüfstand. "Eine Trennung könnte für Adidas sehr teuer werden", so ein Händler. West bekomme über die Kooperation mehrere hundert Millionen Dollar im Jahr, der Vertrag laufe noch bis 2026. Puma fallen um 2 Prozent. Hier haben die Analysten von Jefferies das Kursziel auf 76 Euro gesenkt, gehören damit aber noch immer zu den Bullen am Markt.

Bei RWE (+0,2%) hat die Rating-Agentur Moody's die Einstufung bekräftigt. Die Kreditwürdigkeit wird bei Baa2 belassen, bei einem stabilen Ausblick.

Fielmann brechen nach einer Abstufung durch Hauck Aufhäuser auf "Sell" um 6,5 Prozent ein. Für die Analysten stellen sich zwei Herausforderungen: Die schlechte Stimmung der Verbraucher dürfte sich negativ auf den Umsatz auswirken, und der Druck auf die Margen dürfte durch die hohe Inflation zunehmen.


   Superdry liefert für 2022 - Wolken am Horizont 

Die Aktie von Superdry schießt um 17 Prozent nach oben, seit Jahresbeginn hat sie mehr als die Hälfte an Wert verloren. Der eingeleitete Turnaround beginne zu greifen, heißt es von Analysten. Die neuen Produkte der Marke kämen bei den Kunden gut an, auch das Online-Geschäft werde zusehends besser angenommen. Allerdings gebe es auch zwei Wermutstropfen. Hier nennen die Jefferies-Analysten zum einen den Ausblick auf das kommende Jahr, der beim Gewinn vor Steuern den Konsens verfehle. Zum anderen liefen zum Jahreswechsel Kreditlinien aus, die noch nicht prolongiert seien.

Kräftig nach oben um 6,3 Prozent geht es bei den Aktien der Credit Suisse. Die Bank will nun Anleihen für umgerechnet knapp 3 Milliarden Franken zurückkaufen. Nach dem Kursverfall der Anleihen wegen der globalen Zinserhöhungen könnten damit hohe Buchgewinne eingefahren werden. Dazu demonstriere die angeschlagene Bank dem Markt damit eine starke Liquidität, heißt es.

STMicro fallen um 2,6 Prozent, auch andere Titel der Halbleiterbranche stehen nach enttäuschenden Zahlen von Samsung und AMD unter Druck. Im DAX geben Infineon um 1,3 Prozent nach.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.426,27        -0,2%       -7,18     -20,3% 
Stoxx-50                3.413,99        +0,4%       12,68     -10,6% 
DAX                    12.460,84        -0,1%       -9,94     -21,6% 
MDAX                   22.991,37        -0,1%      -29,37     -34,5% 
TecDAX                  2.792,21        -0,4%      -10,98     -28,8% 
SDAX                   10.707,85        -0,4%      -42,98     -34,8% 
FTSE                    7.007,11        +0,1%        9,84      -5,2% 
CAC                     5.941,30        +0,1%        4,88     -16,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,16                    +0,08      +2,34 
US-Zehnjahresrendite        3,84                    +0,01      +2,33 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Fr, 8:33  Do, 18:47    % YTD 
EUR/USD                   0,9798        +0,0%      0,9801     0,0551   -13,8% 
EUR/JPY                   141,97        -0,1%      141,74      -0,26    +8,5% 
EUR/CHF                   0,9696        +0,1%      0,9689     0,0230    -6,5% 
EUR/GBP                   0,8750        -0,2%      0,8782     0,1451    +4,1% 
USD/JPY                   144,88        -0,1%      144,99      -0,07   +25,9% 
GBP/USD                   1,1197        +0,3%      1,1130    -0,0148   -17,3% 
USD/CNH (Offshore)        7,0988        +0,3%      7,1231     0,2828   +11,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.962,84        +0,2%   19.982,29       0,30   -56,8% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  89,46        88,45       +1,1%      +1,01   +27,1% 
Brent/ICE                  95,46        94,42       +1,1%      +1,04   +29,8% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 161,08       175,71       -8,3%     -14,64  +157,0% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.710,31     1.711,20       -0,1%      -0,89    -6,5% 
Silber (Spot)              20,64        20,68       -0,1%      -0,03   -11,4% 
Platin (Spot)             929,60       925,65       +0,4%      +3,95    -4,2% 
Kupfer-Future               3,45         3,46       -0,5%      -0,02   -22,1% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 07, 2022 06:51 ET (10:51 GMT)