FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen zeigen sich nach dem jüngsten Abverkauf am Freitagnachmittag wenig verändert. Im Handel wird dem Stabilisierungsansatz allerdings keine große Bedeutung beigemessen. "Die Rezessionssorgen haben den Markt voll im Griff", so ein Marktteilnehmer. Der DAX gewinnt 0,2 Prozent auf 12.815 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zeigt sich kaum verändert bei 3.454 Punkten.

Mit der in Kürze beginnenden Berichtssaison zum zweiten Quartal könnten negative Gewinnrevisionen zunehmen und Aktien trotz ihrer nunmehr niedrigeren Bewertungen belasten, warnt Dirk Steffen, Anlagestratege der Deutschen Bank. Allerdings dürften die Kurse bereits eine signifikante Konjunkturverlangsamung einpreisen, so dass bei einer Stabilisierung der makroökonomischen Lage eine rasche Gegenbewegung eintreten könne.


   Inflationsdruck nimmt weiter zu 

Ein im Juni erneut deutlicher als erwartet zugenommener Preisdruck in Europa belastet nicht. Der Grund dürfte darin liegen, dass die zunehmenden Rezessionsrisiken dafür sprechen, dass die Zentralbanken gezwungen sein könnten, schon bald einen moderateren geldpolitischen Kurs einzuschlagen. Die Verbraucherpreise in der Eurozone stiegen im Juni um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat, erwartet wurde ein Plus von 0,6 Prozent.

Bei den Stoxx-Branchenindizes liegt Technologie mit einem Minus von 1,8 Prozent klar am Ende. Dazu tragen vor allem sehr schwache Kurse von Halbleiteraktien bei nachdem in den USA Micron in ihrem Ausblick von einer schwächelnden Nachfrage sprach. Infineon und ASML verlieren bis zu 4,1 Prozent und STMicro 1,8 Prozent.

Versorger ziehen am Freitag stark an. Im Handel wird auf einen Reuters-Bericht verwiesen. Danach könnten die gestiegenen Gas-Preise in einem neuen Verfahren über eine Umlage auf alle Verbraucher gleichmäßig verteilt werden. Ein entsprechender Gesetzesentwurf sehe die Möglichkeit einer Umlage auf alle Kunden vor, wie aus einem Reuters vorliegenden Papier hervorgeht. Damit könnten die Mehrkosten für den Kauf des von Russland nicht gelieferten Gases gerechter und transparenter verteilt werden. Eon gewinnen 3,7 Prozent, RWE 5,0 Prozent und Uniper 10,7 Prozent.

Nach starken Drittquartalszahlen liegen Sodexo 4,4 Prozent vorne. Wie Bryan Garnier anmerkt, liegt der Umsatz nicht unweit von den im Jahre 2019 erreichten Niveaus. Das sei ein ermutigendes Zeichen. Sodexo habe die Guidance für das laufende Jahr bestätigt, was in dem aktuellen Umfeld beruhigend sei.


   Siemens nimmt Abschreibung bei Siemens Energy vor 

Vergleichsweise gelassen wird die Abschreibung von 2,8 Milliarden Euro auf die Tochter Siemens Energy (+2,4%) durch Siemens (-0,9%) gesehen. Das sei zunächst eine rein buchhalterische Geschichte, die nicht liquiditätswirksam sei, heißt es. Jefferies zufolge hat das Siemens-Management in den vergangenen Monaten betont, dass die Energy-Beteiligung nicht unter Buchwert verkauft werde. Die nun vermeldete Abschreibung dürfte den Weg bereiten für einen "aggressiveren" Verkauf.

Jefferies vermutet jedoch, dass Siemens zunächst die Kapitalerhöhung von Energy abwarten wird, mit der diese die vollständige Übernahme von Siemens Gamesa finanzieren will.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.454,07       -0,0%       -0,79     -19,6% 
Stoxx-50                3.447,02       -0,1%       -2,88      -9,7% 
DAX                    12.815,19       +0,2%       31,42     -19,3% 
MDAX                   25.806,68       -0,1%      -16,77     -26,5% 
TecDAX                  2.882,32       -0,1%       -3,30     -26,5% 
SDAX                   11.902,69       +0,2%       21,50     -27,5% 
FTSE                    7.193,23       +0,3%       23,95      -2,9% 
CAC                     5.950,45       +0,5%       27,59     -16,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,25                   -0,09      +1,43 
US-Zehnjahresrendite        2,88                   -0,13      +1,37 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Fr, 8:34  Do, 17:31   % YTD 
EUR/USD                   1,0398       -0,8%      1,0452     1,0463   -8,6% 
EUR/JPY                   140,77       -1,1%      141,09     142,20   +7,6% 
EUR/CHF                   1,0006       -0,1%      0,9993     0,9989   -3,6% 
EUR/GBP                   0,8665       +0,7%      0,8621     0,8609   +3,1% 
USD/JPY                   135,39       -0,3%      134,96     135,88  +17,6% 
GBP/USD                   1,2003       -1,5%      1,2128     1,2156  -11,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,7170       +0,3%      6,7163     6,6996   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.329,82       +2,9%   19.387,29  19.167,22  -58,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 108,11      105,76       +2,2%       2,35  +49,8% 
Brent/ICE                 111,81      109,03       +2,5%       2,78  +49,3% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 144,36      145,37       -0,1%      -0,16  +46,9% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.793,55    1.807,32       -0,8%     -13,78   -2,0% 
Silber (Spot)              19,61       20,27       -3,3%      -0,66  -15,9% 
Platin (Spot)             874,75      897,13       -2,5%     -22,38   -9,9% 
Kupfer-Future               3,61        3,71       -2,9%      -0,11  -18,8% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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July 01, 2022 09:47 ET (13:47 GMT)