FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben am Freitag praktisch unverändert geschlossen. Die Börsen bewegten sich weiter zwischen Rezessionsängsten einerseits und nachlassenden Zinserhöhungssorgen andererseits. Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich sind die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe nun unter 50 gefallen und damit unter die Schwelle, die Expansion von Rezession scheidet. Der US-Service-Einkaufsmanagerindex ist im Juli regelrecht eingebrochen auf 47 von 52,7. Der DAX gewann 0,1 Prozent auf 13.254 Punkte, der Euro-Stoxx-50 schloss praktisch unverändert bei 3.596 Punkten.

Ein weiterer Belastungsfaktor bleibt die politische Krise in Italien. "Italien hat das Potenzial, zum Horrormärchen des Sommers zu werden", sagte Thomas Altmann von QC Partners. Es sei wohl nur eine Frage der Zeit, wann die EZB ihr neues Instrument zur Stabilisierung italienischer Anleihen erstmals einsetzen müsse.


   Staat steigt mit 30 Prozent bei Uniper ein 

Nach dem Rettungspaket gingen Uniper auf Talfahrt und brachen um 28,9 Prozent ein. Wie der Konzern mitteilte, haben sich Uniper und die finnische Muttergesellschaft Fortum mit der Bundesregierung auf ein Rettungspaket geeinigt. Es sieht vor, dass der Bund im Zuge einer Kapitalerhöhung 30 Prozent an Uniper übernimmt. Außerdem wird das gewährte KfW-Darlehen von 2 auf 9 Milliarden Euro aufgestockt.

"Das Paket ist komplexer als gedacht", sagte ein Händler. Belastend dürfte unter anderem das Pflichtwandelinstrument zu 7,7 Milliarden Euro sein, das je nach Bedarf mit 25 bis 50 Prozent Abschlag auf den dann herrschenden Börsenkurs gewandelt werden soll. Die Kapitalerhöhung erfolge zwar auch mit sehr hohem Abschlag zu 1,70 Euro je Aktie, umfasse aber nur rund 270 Millionen Euro. Dazu enthalte das Paket aber noch viele Eventualitäten wie ein Mitziehen durch die Mutter Fortum und Rückzahlungen. Fortum verloren 8,4 Prozent.

Deutsche Telekom fielen um 3 Prozent. Belastend wirkte hier die Gewinnwarnung des US-Konkurrenten Verizon. Im laufenden Jahr rechnet Verizon nur noch mit einem Anstieg des Serviceumsatzes im Mobilfunkgeschäft um 8,5 bis 9,5 Prozent. Das Ergebnis je Aktie soll 5,10 bis 5,25 Dollar erreichen. Bislang hatte Verizon ein Wachstum von 9 bis 10 Prozent und ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 5,40 bis 5,55 in Aussicht gestellt. Am Vortag hatte Konkurrent AT&T zwar ein starkes Kundenwachstum gemeldet, aber mit einem gesenkten Cashflow-Ausblick enttäuscht.

Delivery Hero reagierten dagegen mit Aufschlägen von 5,6 Prozent auf das neue Margenziel für 2022 für das bereinigte EBITDA von minus 1,6 bis minus 1,5 Prozent. Die Citigroup geht bislang in ihren Schätzungen von einer Marge von minus 1,7 Prozent aus. Für Zalando ging es um 4,2 Prozent nach oben.

Sehr fest zeigten sich Immobilienaktien am Freitag. Der Sektor profitierte von den zuletzt stark gefallenen Marktzinsen als Folge der nachlassenden Zinserhöhungsspekulationen. Vonovia gewannen 6,5 Prozent, LEG 6,2 Prozent oder TAG 4,7 Prozent. Für Banken sind die nachgebenden Marktzinsen dagegen keine gute Nachricht. Commerzbank verloren 4,7 Prozent und Deutsche Bank 2,3 Prozent. Der Bankensektor insgesamt büßte 1,2 Prozent ein.

Das TecDAX-Unternehmen Nagarro (+5,1%) hat die Umsatzprognose leicht erhöht. Der IT-Berater und Softwareentwickler erhöhte sie von 770 auf 800 Millionen Euro. Wichtiger sei aber, dass die Marge des operativen Gewinns konstant bei 14 Prozent gehalten werde, hieß es im Handel.


   Schindler nach Zahlen unter Druck 

Sika gaben trotz auf den ersten Blick positiver Geschäftszahlen 4 Prozent ab. Margen und Profitabilität des Bauchemieherstellers seien besser als im Konsens erwartet ausgefallen, hieß es von Baader. Anleger störten sich aber am Ausblick. Starke Geschäftszahlen für das erste Halbjahr hatte Lonza vorgelegt. Die Citigroup verwies jedoch auf Sondereffekte im Bereich Biologics. Der Kurs gab 5,8 Prozent nach.

Schwächer als erwartet ausgefallene Halbjahreszahlen setzten Schindler (-4,4%) unter Druck. "Viele Investoren dürften auf steigende Aufzugsnachfrage wegen der bisherigen Baukonjunktur gesetzt haben und davon überrascht sein", kommentierte ein Händler.


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Index                      Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                             stand      absolut         in %           seit 
.                                                              Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50              3.596,49        -0,02        -0,0%         -16,3% 
Stoxx-50                   3.565,35        +9,07        +0,3%          -6,6% 
Stoxx-600                    425,71        +1,32        +0,3%         -12,7% 
XETRA-DAX                 13.253,68        +7,04        +0,1%         -16,6% 
FTSE-100 London            7.285,54       +15,03        +0,2%          -1,5% 
CAC-40 Paris               6.216,82       +15,71        +0,3%         -13,1% 
AEX Amsterdam                705,04        +0,43        +0,1%         -11,6% 
ATHEX-20 Athen             1.993,24        +8,09        +0,4%          -7,0% 
BEL-20 Bruessel            3.738,95       -21,02        -0,6%         -13,3% 
BUX Budapest              42.327,67      +297,36        +0,7%         -16,6% 
OMXH-25 Helsinki           4.655,66       -54,24        -1,2%         -15,5% 
ISE NAT. 30 Istanbul       2.685,19        +2,61        +0,1%         +32,6% 
OMXC-20 Kopenhagen         1.768,95       +13,14        +0,7%          -5,1% 
PSI 20 Lissabon            5.884,58       +52,52        +0,9%          +6,6% 
IBEX-35 Madrid             8.051,60       +38,90        +0,5%          -7,6% 
FTSE-MIB Mailand          21.211,98       +15,39        +0,1%         -22,5% 
RTS Moskau                 1.161,47       +19,29        +1,7%         -27,2% 
OBX Oslo                   1.093,89       +17,60        +1,6%          +2,4% 
PX  Prag                   1.238,05        -9,63        -0,8%         -13,2% 
OMXS-30 Stockholm          1.979,70        +3,73        +0,2%         -18,2% 
WIG-20 Warschau            1.701,73       +18,64        +1,1%         -24,9% 
ATX Wien                   2.943,53       -10,16        -0,3%         -22,9% 
SMI Zuerich               11.096,12       -38,62        -0,3%         -13,8% 
* zu Vortagsschluss 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut     +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,02                   -0,20       +1,20 
US-Zehnjahresrendite        2,79                   -0,09       +1,28 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Fr, 8:22  Do,  17:30   % YTD 
EUR/USD                   1,0222       -0,1%      1,0188      1,0190  -10,1% 
EUR/JPY                   139,16       -1,0%      140,48      140,61   +6,3% 
EUR/CHF                   0,9826       -0,6%      0,9868      0,9885   -5,3% 
EUR/GBP                   0,8511       -0,2%      0,8520      0,8526   +1,3% 
USD/JPY                   136,16       -0,9%      137,88      138,00  +18,3% 
GBP/USD                   1,2009       +0,1%      1,1958      1,1949  -11,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,7610       -0,1%      6,7719      6,7838   +6,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.310,79       +0,4%   23.095,30   22.548,76  -49,6% 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %     +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  97,04       96,35       +0,7%        0,69  +35,6% 
Brent/ICE                 105,08      103,86       +1,2%        1,22  +40,3% 
GAS                               VT-Schluss                 +/- EUR 
Dutch TTF                 160,69      156,30       +3,3%        5,09  +41,7% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %     +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.730,69    1.718,53       +0,7%      +12,16   -5,4% 
Silber (Spot)              18,76       18,86       -0,5%       -0,10  -19,5% 
Platin (Spot)             883,32      876,22       +0,8%       +7,10   -9,0% 
Kupfer-Future               3,37        3,30       +2,0%       +0,07  -24,2% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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July 22, 2022 12:07 ET (16:07 GMT)