FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte handeln am Mittwochmittag leicht höher. Die Impulse für die Einzelwerte liefert die Berichtssaison. Der Tag steht trotz einer Fülle an Quartalszahlen voll im Zeichen der US-Notenbank, heißt es im Handel. Die erwartete Zinserhöhung und die anschließenden Aussagen zum zukünftigen Zinskurs werden als entscheidend für die kommenden Monate an den Börsen angesehen. DAX gewinnt 0,4 Prozent auf 13.146 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent auf 3.597 Zähler nach oben.


   US-Notenbank wird Leitzins deutlich anheben 

Eine Zinserhöhung von 75 Basispunkten (Bp) gilt als ausgemachte Sache, aber selbst 100 Bp werden nicht ausgeschlossen. Denn im Fokus der Fed steht allein die Inflationsbekämpfung und nicht mehr die Förderung der Wirtschaftsaktivität. Die jüngsten US-Konjunkturdaten unterstreichen diesen Kurs, denn der Rückgang der Neubauverkäufe und der Einbruch des US-Konsumentenvertrauens sind auf die Kosteninflation zurückzuführen. Der Arbeitsmarkt sei indes intakt, heißt es.

Die Herausforderung für die US-Notenbank liegt für Scott Ruesterholz, Portfolio Manager bei Insight Investment, darin, die Inflation zu senken, ohne einen Rezession auszulösen. Die Fed werde versuchen, das verfügbare Einkommen allmählich wieder auf den Trend vor der Corona-Pandemie zurückzuführen. Idealerweise geschehe dies, indem die Wirtschaft langsam wachse, vielleicht ein bis anderthalb Prozent für ein paar Jahre, bis sie schließlich konvergiere und die Inflation wieder auf das Zielniveau sinke.


   Adidas überrascht mit Gewinnwarnung 

Die Berichtssaison läuft derweil auf Hochtouren. Adidas geben 5,2 Prozent nach. Der Umfang der Gewinnwarnung überrasche, auch wenn man sie qualitativ wegen der langsamen Erholung in China erwartet habe, heißt es im Handel. Dabei seien weniger die Geschäftszahlen zum abgelaufenen Quartal ein Problem, sondern der deutlich gesenkte Ausblick für Marge und Umsatzwachstum.

Gut kommen die Geschäftszahlen der Deutschen Bank zum zweiten Quartal an. Aber auch hier Missfallen die Aussagen der Bank für die kommenden Monate. RBC bemängelt den Anstieg der Kosten-Einnahmen-Quote. Zudem habe sich das Management vorsichtig geäußert, und es gebe Gründe für die Annahme, dass die Lage wirtschaftlich noch schwieriger werde und die kommenden Monate eine Herausforderung darstellen würden. Für die Aktie geht es um 3,6 Prozent nach unten.

Die Zweitquartalszahlen der Deutschen Börse (+1,8%) sind derweil besser als erwartet ausgefallen und stützen die Aktie. Sowohl bei den Nettoerlösen als auch auf der Ergebnisseite wurden die Schätzungen geschlagen. Einziger Wermutstropfen stellen die leicht über den Prognosen ausgefallenen Kosten dar. Die Jahresziele wurden qualitativ erneut angehoben, das sollte aber eingepreist sein.

Trotz hoher Energie- und Rohstoffpreise hebt BASF (-0,8%) nach guten Halbjahreszahlen seine Prognose an. Der Chemieriese rechnet für 2022 mit einem Umsatz in der Größenordnung von 86 bis 89 (zuvor: 74 bis 77) Milliarden Euro und einem bereinigten operativen Gewinn zwischen 6,8 und 7,2 (zuvor: 6,6 und 7,2) Milliarden Euro.

Qiagen handeln mit Aufschlägen von 0,9 Prozent. Die Geschäftszahlen sind besser als erwartet ausgefallen. Laut der Deutschen Bank liegen die Umsätze im zweiten Quartal 3 Prozent über dem Konsens, beim bereinigtem Gewinn je Aktie sind es 13 Prozent. Überraschend sei, dass die besseren Geschäftszahlen auf das Nicht-Covid-Geschäft zurückzuführen seien.


   Holcim hebt Ausblick an - Michelin enttäuscht beim Gewinn 

Als sehr stark werden auch die Halbjahreszahlen des schweizerischen Baustoffkonzerns Holcim (+4,8%) gewertet. Der Umsatz stieg um fast 17 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Mit der Wachstumsprognose von "mindestens 10 Prozent" auf vergleichbarer Basis für das Jahr 2022 seien auch optimistische Börsenerwartungen übertroffen worden. Beim Umsatz sei ein neuer Rekord erreicht worden, ebenso beim wiederkehrenden EBIT.

Für Michelin geht es nach Halbjahreszahlen um 5,0 Prozent nach unten. Laut Jefferies ist das EBIT 7 Prozent unter den Schätzungen geblieben. Stören dürften sich Anleger vor allem am schwachen freien Cashflow. Dieser blieb weit unter den Schätzungen.

LVMH (+0,8%) hat die Schätzungen geschlagen. Der französische Luxusgüterkonzern hat im ersten Halbjahr 2022 Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert und damit den negativen Auswirkungen der coronabedingten Teil-Lockdowns in China getrotzt.

Unicredit schießen 6,4 Prozent nach oben. "Die guten Zahlen und dann noch ein erhöhter Ausblick überraschen positiv", kommentiert ein Händler: "Der Markt hatte hier wohl zu sehr nur auf die politischen Risiken um Italien geblickt." Trotz schwächerer Zahlen geht es für Credit Suisse um 1,5 Prozent nach oben. Im Blick steht der Personalwechsel an der Spitze. Das Kreditinstitut trennt sich von CEO Thomas Gottstein. Wie die Bank mitteilte, wurde Ulrich Körner, derzeit Leiter des Asset Managements, mit Wirkung zum 1. August als Vorstandschef berufen.


   Gaspreis weiter über 200 EUR pro Megawattstunde 

Die Sorge vor immer weniger russischem Erdgas über die Pumpleitung Nord Stream 1 treibt die Preise weiter nach oben. An der niederländischen Gasbörse TTF handelt der Augustkontrakt bei 203 Euro pro Megawattstunde. Gazprom hatte angekündigt, wegen Wartungsarbeiten die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 ab Mittwochmorgen auf nur noch 20 Prozent der Kapazität nach zuletzt 40 Prozent zu drosseln. Der russische Machthaber Wladimir Putin hatte einen solchen Schritt bereits angedeutet. Im Westen hält man das aber für einen Vorwand. Derweil kursieren Spekulationen über eine möglicherweise weitere Senkung der Liefervolumen durch Nord Stream 1.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.596,78       +0,6%       21,42         -16,3% 
Stoxx-50                3.607,49       +0,3%        9,83          -5,5% 
DAX                    13.145,84       +0,4%       48,91         -17,2% 
MDAX                   26.361,22       +1,1%      298,19         -25,0% 
TecDAX                  3.018,29       +0,8%       25,20         -23,0% 
SDAX                   12.341,14       +0,6%       69,02         -24,8% 
FTSE                    7.352,55       +0,6%       46,27          -1,1% 
CAC                     6.237,04       +0,4%       25,59         -12,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,96                   +0,03          +1,14 
US-Zehnjahresrendite        2,80                   -0,01          +1,29 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %   Mi, 8:21h  Di, 17:25 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0152       +0,3%      1,0139         1,0126   -10,7% 
EUR/JPY                   138,78       +0,2%      138,79         138,32    +6,0% 
EUR/CHF                   0,9760       +0,2%      0,9753         0,9753    -5,9% 
EUR/GBP                   0,8419       +0,1%      0,8411         0,8421    +0,2% 
USD/JPY                   136,70       -0,2%      136,89         136,60   +18,8% 
GBP/USD                   1,2058       +0,2%      1,2055         1,2024   -10,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,7516       -0,2%      6,7637         6,7691    +6,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                21.285,53       +1,6%   21.224,87      20.837,45   -54,0% 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  95,95       94,98       +1,0%           0,97   +34,1% 
Brent/ICE                 105,20      104,40       +0,8%           0,80   +40,4% 
GAS                               VT-Schluss                    +/- EUR 
Dutch TTF                 199,80      214,01       -0,1%          -0,12  +255,2% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.720,71    1.717,40       +0,2%          +3,31    -6,0% 
Silber (Spot)              18,78       18,63       +0,8%          +0,15   -19,5% 
Platin (Spot)             881,85      877,13       +0,5%          +4,73    -9,1% 
Kupfer-Future               0,00        3,38          0%              0   -23,9% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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July 27, 2022 07:00 ET (11:00 GMT)